Heimspiele sind am schönsten! Mit den Swinging Funfares auf Tour

Die Swinging Funfares im Radschlägersaal in Aktion. | Foto: Oleksandr Voskresenskyi
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Geschminkte Gesichter, bunte Narrenkostüme, grandiose Stimmung und mittendrin: die Swinging Funfares. Sie singen auf der Bühne, rocken mitten im Publikum, stehen mit ihren Posaunen auf den Stühlen oder spielen ihre Trompeten auch schon mal auf der Saal-Empore.

Über 200 Auftritte stehen bei der Show Big Band jedes Jahr auf der Agenda. Für die rund 20 Musiker und die Techniker bedeutet die jecke Zeit jedoch ein Programm, das an den Hochleistungssport grenzt. Insgesamt über 100 Konzerte – von Asbach über Bottrop bis hin nach Köln - stehen allein bis Karnevalsdienstag an.

Es ist Samstag, 4. Februar, 19.30 Uhr, und es regnet in Strömen. Zeit für den zweiten Auftritt des Abends: Kostümsitzung der „Kittelbacher Blumenkinder“ im Rheingoldsaal. Drei Kleinbusse mit dem Schriftzug „Swinging Funfares“ fahren an der Düsseldorfer Rheinterrasse vor. Sie kommen von der Herrensitzung der Overather Karnevalsgesellschaft „Spaß am Karneval“. Dann muss alles ganz schnell gehen: Schlagzeug, Kabeltrommeln, weitere Instrumente und jede Menge Technik aus dem Wagen geholt, angeschlossen, raus auf die Bühne. Zeit für ein kleines Pläuschchen hinter den Kulissen bleibt nicht oft. Dicke Jacken aus, noch ein Schluck Wasser oder Cola trinken, los geht’s. Alkohol ist stets tabu.
Mit Ohrwürmern wie „Verdamp lang her“, „Su lang mer noch am lääve sin“ oder „Am Eigelstein es Musik“ haben die „Swingings“ die Nonnen, Clowns, Prinzessinnen und anderen Jecken im Saal schnell von ihren Stühlen geholt. Es wird getanzt, applaudiert und geschunkelt. Ein besonders textsicherer Gast im Pilotenkostüm wird aus dem Publikum ans Mikrofon und später auf die Bühne geholt. Die Stimmung ist top, sie haben Spaß, spielen Luftgitarre. Nach der Zugabe „Highway to hell“ heißt es dann – wie so oft: packen, ab zu den Wagen. Abfahrt zur Sitzung der Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft „Rot Weiß Gold“ im Kolpinghaus. Es ist 20.30 Uhr.
Im Jahr 1949 wurden die Swinging Funfares als Oberkasseler Fanfarencorps gegründet, zwei Jahre später mischten sie zum ersten Mal beim Rosenmontagszug mit. Heute sind sie eine feste Größe im Düsseldorfer Karneval und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Auch in Kleingartenvereinen, auf Schützenfesten oder Hochzeiten treten sie auf. Wo eine Bühne ist, machen sie Stimmung.
„Es macht einfach unheimlich großen Spaß in der Band dabei zu sein“, sagt Roland Deimel überzeugt. Seit 21 Jahren ist der Keyboarder mit von der Partie. Auch lernte er bei den Swinging Funfares seine Partnerin kennen.

„Der soziale Zusammenhalt in der Gruppe ist toll, es ist wie eine große Familie und jedes Mal ein unbeschreibliches Gefühl, wenn die Leute anfangen zu klatschen und zu feiern, wenn man auf der Bühne steht.“ Als musikalische Botschafter der Stadt Düsseldorf nehmen die Swinging Funfares auch immer wieder internationale Termine wahr. Zu Roland Deimels persönlichen Höhepunkten zählen die Auftritte in Singapur, auf den Seychellen oder in Australien. „Auch am anderen Ende der Welt haben die Leute Spaß an unserer Musik, was uns sehr stolz macht.“
Geprobt wird – außerhalb der Karnevalszeit – zweimal pro Woche im Proberaum in Reisholz. Ob „Stolli“, „Tiffy“, „Juppi“ oder „Herbert Leichtfuß“ – Spitznamen gibt es bei den Swinging Funfares genug. Rund 20 Musiker zwischen 16 und 70 Jahren – vom Student über Musiklehrer bis hin zum Chemielaboranten – gehören zum festen Kern. Und wie es scheint, versteht man sich hier blind und hat Spaß. „Auch wenn es mal stressig ist und die Musik viel Zeit in Anspruch nimmt, haben wir immer etwas zum Lachen“, erzählt Jürgen Kamps. „Zurzeit brauchen viele von uns allerdings einen sehr toleranten Arbeitgeber und vor allem Partner.“ Er selber sei seit 24 Jahren Trompeter in der Band und liebe sein Hobby. Vor allem lerne man immer wieder viele Menschen und Bands kennen.
Nach dem Auftritt im Kolpinghaus gibt man sich mit dem Düsseldorfer Prinzenpaar die Klinke in die Hand. Kurz frische Luft schnappen, einen Schokoriegel in den Mund gesteckt und ein paar Textnachrichten beantwortet, weiter geht’s nach Flehe zum letzten Auftritt. Bei einem kurzen Zwischenstopp bei einer amerikanischen Fast-Food-Kette wird dann geplaudert, auch mal über Politik debattiert und – natürlich - gelacht.
Martin Schwarz, Bassist und Geschäftsführer bei den Swinging Funfares, erzählt: „In diesem Jahr sind einige junge Leute zu uns gestoßen, die viele neue Ideen mit ins Team bringen.“ Darunter seien auch drei junge Musiker vom Humboldt-Gymnasium, mit dem die Big Band seit Herbst 2016 kooperiere. Der 17-jährige Benedikt Masberg ist einer von ihnen. „Es ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl für mich, mit meiner Posaune auf der Bühne vor so vielen begeisterten Menschen zu stehen“, erzählt der Schüler. „Wir hatten einen super Start in der Band und wurden sofort integriert.“ Zweimal pro Woche könne er sich derzeit für die Swingings „freischaufeln“. Er lacht: „Nebenbei muss ich ja noch mein Abitur machen.“ Seinen ersten „Auslandseinsatz“ im März, wenn die Band die "Hohenhaus-Tenne" in Hintertux zum Wackeln bringen will, werde er sich jedoch nicht entgehen lassen.

„Man muss kein Jeck sein, um bei uns mitzumachen“, sagt Martin Schwarz. „Jeder, der ein Instrument spielt und bei uns dabei sein möchte, kann einfach anklopfen.“
Es ist mittlerweile 23.10 Uhr. Nächster Treffpunkt: Haus Gantenberg, Fremdensitzung der Karnevalsgesellschaft Düsseldorfer Radschläger. Auch beim letzten Auftritt hauen die Musiker noch einmal richtig in die Tasten, mischen sich unters Publikum und heizen dem jecken Publikum richtig ein. „Heimspiele in Düsseldorf sind doch immer am schönsten“, sagt Michael Grau, seit 2013 Sänger in der Band. Er bekomme jetzt schon Gänsehaut, wenn er an Altweiber und den Auftritt am Rathausplatz denke. „Das Gefühl auf der Bühne zu stehen, wenn richtig was los ist, ist einmalig.“ Da gehöre hin und wieder auch ein wenig Lampenfieber dazu.
Es ist 00.30 Uhr. Die Band ist auf dem Weg nach Hause. An Ausschlafen ist jedoch nicht wirklich zu denken, denn schon um 10.30 Uhr steht der nächste Termin in Eller an: Richtfest der Jrön-Wisse-Jonges. Trompeter Mario Berres, seit 1974 aktives Bandmitglied, lacht: „Ich bin seit über 40 Jahren mit Herzblut dabei, aber wenn Rosenmontag vorbei ist, will ich erstmal meine Ruhe haben.“

Weitere Infos gibt es unter www.swinging-funfares.de.

Fotos: Oleksandr Voskresenskyi

Autor:

Kirstin von Schlabrendorf-Engelbracht aus Düsseldorf

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