„Der beste Job der Welt“: Der Rhein-Bote Düsseldorf exklusiv mit OB Dirk Elbers auf Tour

Der letzte Termin nach einem langen Tag: die Eröffnung  der Quadriennale. | Foto: Siegel
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Vom Besuch einer demenzkranken Dame im Seniorenstift zur Eröffnung des Kirschblütenfestes mit dem japanischen Generalkonsul. Von der Großbaustelle Wehrhahnlinie über den Empfang des St. Sebastianus Schützenvereins im Rathaus bis hin zur Einweihung einer neuen Kindertagesstätte – dazu Berge von Post, E-Mails und einem ständigen Austausch mit seinen Mitarbeitern. So oder ähnlich könnte ein Arbeitstag im Leben von Dirk Elbers aussehen. Eines ist sicher: Der Terminkalender des Oberbürgermeisters ist prall gefüllt und die Stunden gut getaktet.

Dirk Elbers ist sieben Tage in der Woche im Dienst und kommt meistens nicht vor 22 Uhr nach Hause. „Ich muss rund um die Uhr erreichbar sein – daher ist mein Handy stets angeschaltet.“ Viel Zeit zum Entspannen bleibt da nicht. Wie das Stadtoberhaupt der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt lebt und arbeitet wollte der Rhein-Bote genauer wissen. Einen Tag lang dufte Kirstin Engelbracht, stellvertretende Redaktionsleitung, dem Oberbürgermeister exklusiv über die Schulter schauen.

„Einen typischen Tagesablauf gibt es in meinem Beruf nicht. Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker, dann frühstücke ich, lese die Zeitung, rege mich manchmal über das Geschriebene auf und fahre ins Büro“, verrät OB Elbers. „Alle regionalen Titel schaue ich mir an. Was ich am Frühstückstisch nicht schaffe, lese ich im Büro.“

Meistens stünden zwischen vier und fünf Außentermine pro Tag auf dem Programm, auf die er sich – oft noch während der Fahrten von A nach B – vorbereiten müsse. Zudem kommen Besprechungen oder Pressekonferenzen im Rathaus, der Austausch mit Büroleitern oder seiner Kommunikationschefin und die Durchsicht der Post hinzu. „Es ist mir besonders wichtig, alle an mich persönlich adressierten Briefe oder E-Mails auch selber zu lesen.“ Dafür nehme er sich immer Zeit. „Ich nehme alle Anfragen ernst – auch wenn ich nicht immer handeln kann.“

10 Uhr – Richtfest in Bilk


Pünktlich auf die Minute – stets mit Anzug und Krawatte – geht es zum ersten Termin um 10 Uhr, um das Richtfest für das Wohnprojekt „Bilk on Top“ zu feiern. Neben Architekten, Pressevertretern und frisch gebackenen Eigentumswohnungsbesitzern trifft OB Elbers auf dem Areal des alten Güterbahnhofes auf den Geschäftsführer des Immobilienentwicklers Bouwfonds Deutschland, Franz-Josef Lickteig. An der Bachstraße, nahe den Düsseldorf Arcaden, entstehen 144 neue Wohnungen, davon 78 Mietwohnungen und 66 Eigentumswohnungen. Die ersten Immobilien sind ab Dezember 2014 bezugsfertig. „Es ist schön, wenn man zu einem Richtfest eingeladen wird, um ein neues Wohnquartier einzuweihen. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich in Düsseldorf die Kräne drehen und in neuen Wohnraum investiert wird.“

Nach einem schnellen Kaffee machen wir uns gemeinsam auf zum nächsten Termin. Im Auto zückt OB Dirk Elbers ein für ihn wichtiges Utensil – ein kleines Schuhpflegeset. „Als Oberbürgermeister sitze oder stehe ich häufig in der ersten Reihe. Um nach einem Richtfest oder einer Baustellenbegehung vernünftig auszusehen, gibt es zwei Möglichkeiten: ein paar Ersatzschuhe zu transportieren oder die Schuhe kurz zu polieren.

11.30 Uhr –„Gecko-Projekt“ – Sana Krankenhaus


Vor der Station der Kinderneurologischen Station der Sana-Kliniken Düsseldorf in Gerresheim warten bereits jede Menge Menschen – darunter junge Künstler, Lehrer, die Klinikleitung und Krankenhauspersonal – auf den Besuch des Stadtoberhaupts. Kleine Patienten stehen am Fenster und beobachten das Geschehen. Über 200 KupferEidechsen zieren auf dem Außengelände der Station ab sofort die vorher recht triste Steinwand. Künstler und Sonderpädagoge Winfried Lucassen realisierte gemeinsam mit Düsseldorfer Förderschülern das Projekt, für das Dirk Elbers die Schirmherrschaft übernommen hatte. „Die von den Förderschülern geschaffenen Geckos sind ein besonderer Gruß an die kleinen Patienten und an alle Menschen, die hier ein- und ausgehen. Es ist schön zu sehen, dass sich Schüler für das Miteinander und Füreinander einsetzen.“

Nach seinem Grußwort tritt er in Dialog mit den Schülern und trommelt mit ihnen auf einer Samba-Trommel um die Wette. Dr. Sabine Weise, Chefärztin der Kinderneurologie, führt den OB durch die Station und beantwortet seine Fragen. Dann heißt es aufbrechen – der nächste Termin steht auf der Agenda. Zeit für eine Mittagspause bleibt trotz des üppigen Buffets – wie so oft – nicht. Auf dem Weg verrät OB Elbers: „Die Termine überlappen sich oft, so dass ich die Buffets nur meist von Weitem sehe. Ich esse daher häufig sehr unregelmäßig – und abends meist zu viel.“ Außerdem möge er Schokoriegel.

Wenn es zeitlich passe, schnappe er in der Mittagszeit lieber kurz frische Luft am Rheinufer. Auch auf den „Enzis“, den grünen Bänken am Schadowplatz, habe er schon Probe gesessen. Leberkäse, Sauerbraten oder Currywurst: Zu seinen Lieblingsspeisen gehöre eher „bodenständiges“ Essen. Es darf aber zwar auch mal Sushi sein. „Wenn es die Zeit erlaubt, koche ich auch selber gern und lade Freunde ein.“ Vor seiner Amtszeit sei dies natürlich sehr viel häufiger geschehen. So verhält es sich auch mit dem Sport. „Ich habe früher viel Tennis gespielt und bin täglich gejoggt. Das war allerdings in Zeiten, zu denen ich noch schlanker war.“ Er habe irgendwann den Einstieg nicht mehr wahr genommen und ärgere sich über sich selber. „Wenn ich Luft habe, spiele ich jedoch mit meiner Frau Golf – oder genieße zumindest Spaziergänge am Unterbacher See.“ Viele Sportevents werden von der Stadt Düsseldorf unterstützt und gefördert.

13 Uhr – Drei Grundsteinlegungen in Grafental


Der nächste Termin führt uns auf die Großbaustelle Grafental. Hier schreitet die Entwicklung des Neubaugebietes zügig voran. Drei Grundsteine sollen heute durch Oberbürgermeister Dirk Elbers, die Bezirksvorsteherin Annelies Böcker, Grafental-Geschäftsführer Ulrich Trappe und weiteren am Bau Beteiligten fachgerecht zugemauert und durch einen Kran in die Baufelder gehoben werden. Das „Triple“ umfasst den Neubau eines Kindergartens, ein „Piazza“ genanntes Gebäude mit 79 Mietwohnungen sowie fünf bis sechs kleinen Läden und ein weiteres Eigentumswohnprojekt mit 108 Wohnungen. Bis Ende 2015 soll es in dem neuen Stadtteil nahe Grafenberg und Düsseltal rund 400 neue Wohnungen geben.

OB Elbers: „Das Richtfest in Bilk am Morgen und nun drei Grundsteinlegungen zeigen, dass der Markt funktioniert – in der Stadt wird gebaut, investiert und neuer Wohnraum geschaffen." Zwischen 10.000 und 13.000 weitere Wohnungen in Düsseldorf seien zudem in Planung. „Bei allem Willen zu bauen, muss jedoch der Charakter der diversen Stadtteile erhalten und die Grünflächen bewahrt werden.“

14.30 Uhr bis 17 Uhr


Nun heißt es für den OB ins Büro zu fahren, einen Teil des Büroalltags zu erledigen, sich umzuziehen und zum letzten Termin zu fahren.

17.30 Uhr – Quadriennale


Den nächsten öffentlichen Auftritt hat Dirk Elbers im NRW-Forum am Ehrenhof. Hier eröffnet er festlich die dritte Quadriennale Düsseldorf. Unter dem Titel „Über das Morgen hinaus“ laden erneut 13 Institutionen – Kunstmuseen, Ausstellungshäuser und die Kunstakademie – bis zum 10. August zu einem Kunstparcours ein. Der Direktor des Filmmuseums, Bernd Desinger, führt den OB durch die Ausstellungsräume.

„Ich mag moderne Kunst und freue mich deshalb besonders auf die aktuelle Ausstellung von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian im K20“, erzählt Dirk Elbers dem RheinBoten. „Ich werde versuchen, die meisten Ausstellungen der Quadriennale zu besuchen. Ob ich es zeitlich schaffe ist eine andere Frage.“

Denn neben dem Arbeitsalltag steht der „Mega-Wahlsonntag“ am 25. Mai vor der Tür. Neben Europaparlament, Stadtrat, Bezirksvertretungen und Integrationsrat wird an diesem Tag auch der Oberbürgermeister gewählt. „Wahlkampf ist für mich gleichzusetzen mit erfolgreicher Arbeit für Düsseldorf“, sagt der OB.

„Was man tut, muss man gerne tun. Und meiner Meinung habe ich den besten Job der Welt – auch wenn es oft sehr stressig ist und ich 10.000 Mitarbeiter zu führen habe. Die Erwartungshaltung an mich ist enorm, und diese habe ich auch an mein Team.“

Ob Kö-Bogen, die Entwicklung der diversen Stadtteile, die Eröffnung von Kindertagestätten oder die Schaffung neuer Wohnviertel – es ist schön zu sehen, wie sich die Stadt in den letzen Jahren verändert hat.

Privatleben sei bei einem Beruf als Oberbürgermeister schwierig. „Aber das wusste ich ja und hätte mir einen anderen Job suchen können. Ich bin gerne draußen in der Öffentlichkeit, sitze im Restaurant, stehe auch mal in der Kneipe oder schaue mir die Schaufenster an.“ Oft werde er erkannt und wahrgenommen, die Leute stellen ihm Fragen oder wollen sich fotografieren lassen. „Ich liebe es draußen zu sein und mit den unterschiedlichsten Menschen zu reden – diese Begegnungen sind von unschätzbarem Wert.“

Wenn Elbers doch einmal seine Ruhe haben will, könne er dies am besten zu Hause und im Kreis der Familie – bestenfalls mit klassischer Musik. „Abschalten kann ich gut, wenn ich lese. Und ich lese gern und viel – am liebsten Bücher, die sich mit der Historie beschäftigen. Auch Romane wie „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson stünden in seinem Regal. Er sei jedoch ein Nachtmensch und brauche wenig Schlaf. An Urlaub sei derweil gar nicht zu denken. „Darüber mache ich mir derzeit keine Gedanken.“ Aber ein langer Strandspaziergang auf seiner Lieblingsinsel Sylt wäre in ruhigeren Zeiten sicher denkbar.

Wie lange der OB Elbers noch in den diversen Kunstausstellungen verweilte, ist der Redaktion nicht bekannt, denn wir verabschieden uns gegen 20 Uhr. Aber sicher ist: Ein typischer 8-Stunden-Tag ist es für OB Elbers am 4. April sicherlich nicht.

Autor:

Kirstin von Schlabrendorf-Engelbracht aus Düsseldorf

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