Die Stadt Emmerich stattet 1600 Schüler mit Tablets aus
Für Elias kommt das iPad leider zu spät

Schüler, Lehrer und die Verantwortlichen bei der Stadt Emmerich freuen sich über die Verteilung der neuen 1600 iPads. | Foto: Dirk Kleinwegen
  • Schüler, Lehrer und die Verantwortlichen bei der Stadt Emmerich freuen sich über die Verteilung der neuen 1600 iPads.
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Die Emmericher Schulen stellen ihren Schüler iPads leihweise zur Verfügung. Diese Tablets sollen den Schülern den Schulalltag und das digitale Lernen näherbringen. Das im Gymnasium und Gesamtschule genutzte Lernforum „itslearning“ ermöglicht mit Hilfe der Tablets den digitalen Unterricht im Klassenzimmer, aber auch im Distanzunterricht zu Hause. Für manche Familien kommt diese Hilfe zu spät, denn während des Lockdowns waren sie, wegen fehlender Technik, vom aktiven Unterricht weitgehend ausgeschlossen.

Die Familien Derksen und Jansen gehören nicht zu denen, die ihren Kindern regelmäßig das neuste Smartphone, Tablet oder Computer schenken können – eher im Gegenteil. Der alleinerziehenden Mutter und dem Ehepaar ist es so peinlich, dass sie ihren Kindern aus rein finanziellen Gründen, lange Zeit keinen vernünftigen Zugang zum Schulunterricht bieten konnten, dass sie ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Wir haben daher alle Namen geändert. Lisa Derksen ist alleinerziehend und hat, damit die Beaufsichtigung des zwölfjährigen Sohnes nicht zu kurz kommt, nur eine Halbtagsstelle. Sohn Elias war im Lockdown über ein altes ausrangiertes Notebook vom Opa mit der Schule verbunden. „Die alte Kiste verträgt die neuen Updates nicht mehr, daher laufen viele Seiten nicht richtig. Bei bestimmten Videos oder beim Online-Unterricht stürzt der Rechner ständig ab. Elias wird dabei derart aggressiv, ich warte nur auf den Tag, bis er das Ding aus dem Fenster wirft“, erklärt Mutter Lisa die Probleme. Obwohl Elias vor Corona ein guter Schüler war, Lieblingsfächer Physik, Chemie sowie Biologie und auch gerne und viel gelesen hat, konnte er während der Schulschließungen kaum punkten. Beim ersten Zeugnis unter Pandemiebedingungen konnte sich Elias noch mit dem Corona-Bonus retten, beim aktuellen Zeugnis half das nicht, er muss in diesem Jahr die sechste Klasse wiederholen. Wehmütig sieht seine Mutter in die Nachbarstadt Rees. Dort wurden zwar nur bedürftige Familien mit Tablets ausgestattet, dafür aber schon ein Jahr früher. „Das hätte Elias den Arsch gerettet“, meint sie platt, „was hat er jetzt davon, wo er wieder in die Schule kann, da stören die Teile doch nur beim Lernen.“
       Die Familie Jansen dagegen, hat einen akzeptablen PC im Wohnzimmer der Familie stehen. Ein Rechner für zwei Erwachsene und drei Schulkinder musste aber während des Lockdowns ausreichen. Während die Eltern in die Abendstunden ausweichen konnten, gab es für Luca (16), Laura (13) und Jonas (11) ständig Streit um den Platz vor dem Rechner. „Oft überschnitten sich die Online-Termine der Kinder, die restliche Zeit mussten sich die drei aufteilen, um die Aufgabenstellungen der unterschiedlichen Schulklassen abzurufen, Online-Aufgaben zu erledigen, Filme anzusehen oder in Wikipedia zu recherchieren. Ausweichen auf die Smartphones der Familie war bei den meisten Aufgaben nicht möglich. „Es hat sich hier regelmäßig ein richtiger Kleinkrieg entwickelt, konzentriert arbeiten konnte niemand. Wie toll wäre es gewesen, wenn jeder beim Distanzunterricht mit seinem Gerät in sein Zimmer hätte verschwinden können“, erklärt Julia Jansen. Der Nachwuchs der Familie freut sich auf jeden Fall über die iPads, die in Emmerich fest in den Unterricht integriert werden. Besonders das Schreiben und Malen mit dem zugehörigen Stift, macht Jonas viel Spaß.
       Die Stadt Emmerich hat in einem Kraftakt in kürzester Zeit sämtliche 1600 Schüler der weiterführenden Schulen mit iPad, Hülle und Pencil ausgestattet. Die iPads sind so eingeschränkt worden, dass nur bestimmte Funktionen und Apps verwendet werden können. Während des Unterrichts können die Lehrer weitere Einschränkungen vornehmen und nur einzelne Programme erlauben. Mit Hilfe der Lernplattform itslearning lassen sich nicht nur Lerninhalte, Aufgaben und Lösungen als Text oder Video teilen, es bietet auch die Möglichkeit auf direkter Weise mit Lehrern und Mitschülern zu kommunizieren oder zusammenzuarbeiten.
        Viele Lehrer der Emmericher Gesamtschule arbeiten bereits mit dem Tablet und haben auch dank interner Schulungen durch Lehrer Markus Lazlo die Vorzüge der elektronischen Geräte im Unterricht erkannt. Beispielsweise wurde dort zum Beginn des Schuljahres ein digitales Klassenbuch eingeführt. Das Willibrord-Gymnasium, hier insbesondere die Lehrer, müssen sich noch intensiv in die neue Materie einarbeiten. Die Leiterin der Gesamtschule Christiane Feldmann und auch Markus Lazlo haben ihre Unterstützung zugesagt. 

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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