Integration fängt in unseren Köpfen an

Auch wenn dieses Bild "nur" ein Denkmal in Kosovos Hauptstadt Pristina zeigt, kennen viele der Flüchtlinge die reale Situation der Kriege und Religionskämpfe, Unterdrückung, Folter und Vertreibung. | Foto: Katharina Wieland Müller / pixelio.de
  • Auch wenn dieses Bild "nur" ein Denkmal in Kosovos Hauptstadt Pristina zeigt, kennen viele der Flüchtlinge die reale Situation der Kriege und Religionskämpfe, Unterdrückung, Folter und Vertreibung.
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Wissen Sie, dass dieses Wort etwas mit geistiger Öffnung zu tun hat?

Was heißt eigentlich Integration im „normalen“ Deutsch? - Da gibt es mehrere Bedeutungen, die Sie - je nachdem, was Sie ausdrücken wollen - nutzen können.

Grundsätzlich heißt es „Zusammenschluss zu einer Einheit“ oder „die Aufnahme von Einheiten zu einem bestehenden Ganzen“. Doch das Stammwort kommt aus dem Lateinischen „integrare“ = erneuern, ergänzen, geistig auffrischen.

Schon daran erkennen wir, dass Integration (von Flüchtlingen, von „Fremden“, von Behinderten etc.) vor allem damit anfängt, dass WIR uns öffnen und unser Leben eventuell auch etwas bunter und lebendiger gestalten möchten.

Schon in den siebziger Jahren gab es Bedenken gegenüber vielen Einwanderern, die „unsere deutsche Kultur“ unterwanderten. Heute können wir kaum noch ohne Pizza, Döner, Kebab oder Ähnliches einen leckeren Fast-Food-Tag machen. Hat es uns geschadet? - Hat es vor allen Dingen der deutschen Kultur geschadet? - Welche Kultur ist „deutsch“? - Diese und weitere Fragen müssen wir uns alle stellen. Vor allem, wenn wir aus unseren gemütlichen Fernsehsesseln heraus über „die Fremden“ herziehen, die unser Land zum Ziel haben. Aus Kriegsländern, aus der Armut, aus der Verfolgung heraus.

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Unsere Flüchtlinge im Südkreis benötigen Ihre Hilfe - vor allem, wenn es um Menschlichkeit geht

Die Anfeindungen vielen Flüchtlingen gegenüber werden vor allem im Osten unseres Landes stärker. Doch kaum Jemand weiß wirklich, welche Auswirkungen unsere Asylpolitik auf die Menschen haben.

Ich wollte einfach mehr wissen. Nicht nur gefühlsmäßig für die Schwächeren eintreten, sondern auch die Inhalte unserer Asylgesetze, -Formalitäten kennen lernen - und vor allem mehr über die Situation der Menschen wissen. Daher war ich dankbar, als ich den Flüchtlingspaten-Kurs des Ennepetaler Kinderschutzbundes mitmachen und nun schon zwei Termine miterleben durfte.

Flüchtlingspate werden - ein erster Schritt

An insgesamt acht Abenden werden einzelne Themen vorgestellt. Nach der Einführung über allgemeine Dinge der Flucht und über Asyl wurde letzte Woche über die spezielle Situation der Kinder gesprochen, über ihre traumatischen Erlebnisse und wie sie damit fertig werden können, wenn sie richtig unterstützt werden. Sozialrecht, Asylrecht, Trauma(therapie), Abschiebung, Interkulturelle Kompetenzen werden ebenso wöchentlich in diesem Kurs behandelt.

Und ich bin froh: Wie schon beim ersten Mal war die Zahl der an diesem Kurs interessierten Bürger größer als die Anzahl der Plätze. Das heißt also: Sie möchten mehr erfahren, Sie möchten helfen, Sie gehören nicht zu den Typen, die gedanken- und gefühlslos sind, wie die Rechten in Tröglitz. Und ich bin stolz darauf, diese engagierten Leute kennen zu lernen.

„Wir möchten das Prinzip des Asylverfahrens verstehen und den betroffenen Menschen einfach nur helfen.“

Dabei ist es den zukünftigen Flüchtlingspaten egal, aus welchem Land diese Menschen kommen. Fast allen geht es nämlich erst einmal ziemlich schlecht - und kaum jemand von ihnen ist vorbereitet auf das, was folgt - nämlich auf das eigentliche Asylverfahren, in dem sie zu ihrer Situation im Lande und zu eventueller Folter ausgefragt werden. Es sind sehr intime wie auch für die Flüchtlinge beschämende „Gespräche“ - und nicht selten werden traumatische Erfahrungen verheimlicht, um sich selbst zu schützen. Anwälte könnten helfen, kosten aber Geld. Und so passieren viele ungerechte Dinge während des Verfahrens ...

Flüchtlinge aus dem Kosovo selten anerkannt

Einige Zahlen aus dem Kosovo möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Es sind Zahlen, keine Gefühls“duselei“. Doch vielleicht können Sie einen Vergleich zu Ihrem Leben ziehen - und überlegen, was Sie machen würden, um Ihrer Familie eine Zukunft zu geben:
17 Prozent aller Kosovaren haben nur 94 Cent pro Tag zum Leben, 45 Prozent von ihnen zumindest „schon ´mal“ 1,42 Euro. Pro Tag. 16 Prozent aller Kinder leiden daher an Wachstumsstörungen. Die Arbeitslosigkeit in dem Land beträgt 40 Prozent, unter Jugendlichen sogar 70 Prozent.

Was würden Sie tun, wenn Sie dort lebten?

Die meisten von uns wären schon lange auf dem Weg in ein besseres Land, in ein besseres Leben. Egal wo. Hauptsache nicht verhungern. Kosovo befindet sich mitten in Europa, nicht am anderen Ende der Welt !

Und dennoch: Flüchtlinge aus dem Kosovo werden hier nicht anerkannt, sondern stehen ziemlich schnell wieder auf der Abschiebeliste. Da Kosovo nicht der EU angehört, haben die von Armut geplagten Bewohner dieses Landes keine Chance ihren Familien in unserem Land ein besseres Leben zu bieten.

Und die Moral von der Geschicht‘ ...

Warum erzähle ich Ihnen das überhaupt? - Weil man zwar nicht alle Flüchtlinge gleich behandeln kann, doch Sie hin und wieder nachfragen könnten, warum Menschen ihr Heimatland verlassen. Glauben Sie mir: Die meisten würden dort bleiben. Ohne Krieg, Folter und Ungewissheit ...

Ihre
Monika Schwarz
zur BVDA-Initiative "Das geht uns alle an"

Autor:

Monika Schwarz aus Ennepetal

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