Zwei Herrscher

Kiebitz-Tanztheater begeisterte in Haus Fuhr

Simba und Tarzan – diese beiden „Herrscher des Dschungels“ waren die Protagonisten eines Auftritts, der in Haus Fuhr begeisterte.

Unter dem Motto „Tanz dich frei!“ bezauberte die „Kiebitz integrative Tanztheatergruppe" ihre Zuschauer und baute Barrieren ab.
Im Vorfeld berichtete Karin Kümmerlein von der evangelischen Gemeinde, warum sie diese einzigartige Truppe nach Werden geholt hatte – lobte die Arbeit im Duisburger Jugend- und Kulturzentrum Kiebitz mit Behinderten und Migranten, hier werde Integration mit vielen tollen Projekten voran getrieben. Echter Wehmut klang mit, als Kümmerlein sagte: „Integration durch Kunst. Ich bin ganz neidisch – denn in Essen gibt es so etwas nicht!“
Das unter der Anleitung von Regisseur Kemal Demir von den Tänzern selbst entwickelte Stück bietet Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Behinderungen die Möglichkeit, sich zu verwirklichen, die Hindernisse des Alltags zu vergessen und im wahrsten Sinne des Wortes „befreit“ aufzuspielen.
Eigens angefertigte Masken, wechselnde Kulissen oder dosiert und geschickt eingesetzte Soundeffekte halfen mit, vor den Augen des begeisterten Publikums den wilden Dschungel mit seinen überall lauernden Gefahren erstehen zu lassen. Die Zuschauer, unter ihnen auch einige Mitglieder des ökumenischen Arbeitskreises für Behinderte um Hannelore Bartsch, ließen sich schnell einfangen von dieser Aufführung mit Tanz, Gesang und Percussion.
Frei nach den Vorlagen „König der Löwen“ und „Tarzan“ durchlebt der Löwenjunge Simba den Tod des Vaters – herrlich: Löwenkönig Mufasa hier mit Narrenkappe – und die Vertreibung durch den bösen Onkel Scar. Tarzan lernt Jane kennen und lieben, hilft dann Simba in der Not. Letztlich wird Scar getötet, Simba kehrt triumphierend als neuer König der Löwen zurück.
Ein bekannter Stoff, von Walt Disney süßlich verfilmt. Das in diesem Stück mehr steckt, zeigten die Darsteller, die durchaus glaubhaft Zorn, Trauer und ausgelassene Fröhlichkeit „rüberbrachten“. Kleine Gags machten besonderen Spaß. So entfuhr es einem entgeisterten Tarzan, als das Stadtkind Jane fehlenden Luxus monierte: „Wir haben im Dschungel keine Dusche!“ Eine Maske lag auf dem Boden, der Tanz konnte noch nicht beginnen, denn: „Cheeta ist ihr Gesicht runter gefallen!“ Ein Ausflug ins klassische Ballett, mit einem siebenfachen „Pas de Deux“ – eben nicht unfreiwillig komisch, sondern stimmig und mit besonders herzlichem Applaus bedacht. Professionell begleitet wurden die Schauspieler vom Theaterpädagogen Kemal Demir, der Tanz-Choreographin Fang-Yu Shen und dem Musikpädagogen Baytekin Serçe. Dass die Arbeit an diesem Stück auch das Selbstbewusstsein der Akteure stärkte, war spätestens beim Schlussapplaus zu sehen, so manche Triumphgeste machte deutlich, wie stolz die Behinderten auf ihr Können sind. Es gab warmen Beifall und kleine Präsente für die Darsteller, nachher gab es noch Kaffee und Kuchen und Gelegenheit, einander zwanglos näher zu kommen.

Das auf drei Jahre anlegte Duisburger Projekt „KiT- Kiebitz Tanztheater-Gruppe“ wird von der „Aktion Mensch“, der Grillo-Stiftung sowie der Stiftung Horizon gefördert. Die zum Teil behinderten Teilnehmer im Alter von 16 bis 55 Jahren proben regelmäßig zweimal in der Woche.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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