„Die Kinder beweisen mir, dass Fußball verbindet“

Der baumlange Heiko Wirtz tollt mit unzähligen Winzlingen umher.
Foto: Henschke
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Beim SC Werden-Heidhausen zog das traditionelle Feriencamp wieder an die 100 Kinder an

Letzte Ferienwoche im Werdener Löwental. Schon traditionell dem Sommercamp für fußballbegeisterte Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren vorbehalten.

Wenn der SC Werden-Heidhausen einlädt zu lehrreichen Trainingseinheiten und abwechslungsreichen Wettbewerben, kann Chefcoach Dany Konietzko immer nur staunen: „Ein Selbstläufer. Wir haben wieder an die 100 Kinder hier. Damit ist unsere Obergrenze erneut erreicht. Wir haben halt ein riesiges Einzugsgebiet. Die Kids kommen auch von anderen Vereinen aus der Umgebung, sogar aus Haan, Mülheim oder Wuppertal. Bei uns stimmt offensichtlich die Mischung aus Förderung durch altersgerechtes Training und viel Spaß am Kicken. Einige sind schon zum fünften Mal mit dabei, andere sind vom Alter her raus gewachsen. Dafür haben wir wieder ganz viel Neue an Bord. Da werden wir also nicht viel falsch gemacht haben.“ Das muss auch nicht immer das hypermoderne Konzepttraining sein: „Beim Elferkönig hatten wir schon vor 40 Jahren einen Mörderspaß.“ Und die Torwand ist auch der Hit: „Da kommen sich die Kinder vor wie im Aktuellen Sportstudio.“

Spaghetti mit roter Sauce

Konietzko räumt gerade die Reste des warmen Mittagessens weg: Spaghetti mit roter Sauce. Sportlernahrung. Nebenan zwei große Behälter mit geheimnisvoller Beschriftung: Zaubertrank à la Ronaldo oder Messi. Sportlergetränk. Doch nun ist sein Einsatz gefragt. Aufgeregte Rufe, Kinder eilen herbei und skandieren: „Kühlpäck, Kühlpäck.“ Ein Wespenstich am Finger, das tut dolle weh. Konietzko tröstet und kühlt, cremt dann großzügig die Stelle ein: „Ich bin hier nebenbei noch der Camp-Arzt.“ Dann erklärt der Bayern-Fan dem Kleinen noch, warum Wespen so fies stechen: „Die tragen nämlich alle Dortmund-Trikots.“ Jetzt ist der Schmerz vergessen und der Patient eilt zurück zu seinen Freunden. Der Trainerstab besteht weitgehend aus Spielern der ersten Mannschaft des Clubs, die Konietzko trainiert. Er zeigt auf einen baumlangen Kerl, der gerade mit unzähligen Winzlingen herumtollt: „Heiko Wirtz. Der Junge ist Polizist. Er hat auch einen Trainerschein und macht das supergut. Wenn man beobachtet, wie toll der Heiko mit den Kurzen umgeht…“
Marcel Schäfer trainiert die Älteren und achtet gerade darauf, dass ihm keiner ausbüchst: „Moment mal, sind denn wirklich alle Bälle im Sack? Da fehlt doch einer?“ Seine Jungs müssen erst einmal das gesamte Material einsammeln: Leibchen, Hütchen und eben 15 Bälle: „Und nicht einer weniger. Vorher geht hier keiner. Wir sind doch keine Bambini.“ Ein wenig Ordnung halten und diszipliniert abwarten, bis die ganze Gruppe fertig ist. Das kann den jungen Herren nicht schaden, findet Schäfer, der im Verein auch Jugendgeschäftsführer ist und Trainer der B1-Junioren. Der fehlende Ball ist gefunden: „Na, geht doch.“

Vandalismus und Zerstörungswut

Dann jedoch wird Marcel Schäfer ernst und zeigt auf eine merkwürdige schwarze Stelle im Kunstrasen: „Hier hat einer gekokelt. Da drüben lagen leere Bierpullen und auch Scherben, dort Zigarettenkippen. Wer macht denn sowas? Das ist doch bekloppt!“ Ins gleiche Horn stößt Danny Konietzko, der schon oft Jugendliche beobachtete, die über den Zaun steigen und kicken, feiern, ihren Müll aber einfach liegen lassen. „Die habe ich zunächst freundlich angesprochen. Das waren so 16-Jährige.“ Die dreiste Antwort verblüffte dann doch: „Nö, machen wir nicht.“ Da wurde es dem Übungsleiter zu bunt: „Dann wurde ich etwas deutlicher und eindringlicher. Das klappte dann. Diese Zerstörungswut ist einfach nur schade. Ein großes gesellschaftliches Problem, nicht nur hier im Löwental.“ Der ehrenamtliche Vereinsgeschäftsführer Jürgen Bäcker ist frustriert: „Ich habe das Gefühl, rund 75 Prozent meines Zeit gehen hier drauf durch Probleme mit Vermüllung und Vandalismus.“

Elfmeterschießen

Doch Danny Konietzko lässt sich nicht entmutigen und sieht lieber das große Ganze: „Ich habe schon so viele Feriencamps mitgemacht und bin stets fasziniert von den Kleinen. Ihre pure Freude am Kicken ist einfach beeindruckend. Und sie beweisen mir immer wieder, dass Fußball verbindet. Gutes Beispiel: Der Knirps da drüben kommt aus Wuppertal und kannte hier zunächst natürlich keinen. Stand so ein bisschen bedröppelt in der Ecke. Das legte sich aber schnell. Am zweiten Tag rannte er sofort zu seinen neuen Kumpels und hatte nicht mal mehr Zeit, dem Papa noch Tschüss zu sagen. So was ist für mich imponierend.“
Zum Abschluss gibt es am Donnerstag das Elfmeterschießen für Eltern, Opas und auch Omas. Um 14.30 Uhr stehen sie Schlange: denn im Kasten wartet kein Geringerer als Lukas Raeder. Der gebürtige Essener hütete zwischen 2012 und 2014 das Tor beim FC Bayern München und kehrte nun zum RWE zurück. Danny Konietzko hat seine Beziehungen spielen lassen und dankt dem Regionalligisten Rot-Weiss Essen, der seinen Torhüter ausleiht.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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