Das Tier als Partner des Menschen

Der Vorstand des Wildgatter-Fördervereins steht inmitten des Geheges vor der Hütte für die Helfer. 
Foto: Henschke
  • Der Vorstand des Wildgatter-Fördervereins steht inmitten des Geheges vor der Hütte für die Helfer.
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Das Wildgatter im Heissiwald gibt Wildtieren eine Heimat und sorgt für Futter und Pflege

Der vierjährige Felix gehört nicht zu den vielen Kinder, die das Wild unserer Wälder nur noch aus dem Fernsehen kennen. Dafür sorgt schon sein Großvater. Der heißt Hans-Peter Huch, ist seit 2012 Vorsitzender des Fördervereins „Wildgatter Heissiwald“ und sagt: „Unser Ziel ist es, heimische Tiere als Partner des Menschen zu präsentieren“.

Oft stehen sie am Gehege, beobachten sich suhlende Wildschweine, hören das laute Röhren des Rotwilds während der Brunft oder bei Revierkämpfen kapitale Geweihe laut und heftig aneinander krachen. Kinder bekommen beim Anblick der Wildtiere glänzende Augen. Mehrfach im Jahr lädt der Förderverein sie ein. Das „Ostereiersuchen” und die „Futteraktion” im Herbst, bei der von den Kindern Eicheln, Bucheckern und Kastanien als Zusatzfutter für den Winter angeliefert werden, locken jeweils regelmäßig ans Wildgatter. Übers Jahr besuchen weit über 40.000 Menschen das Gehege. Der Förderverein hätte gerne mehr junge Familien als Mitglieder, hat seinen Internet-Auftritt "wildgehege-essen.de" aufgewertet durch einen dreiminütigen Imagefilm über Heissiwald, Wildgatter und Förderverein. Der professionell von Jean Pierre Kurth produzierte Film ist im Hinblick auf 2017 entstanden, wenn Essen „Grüne Hauptstadt Europas“ sein wird.

1994 verhinderte Antje Huber das Aus

1964 wurde das sechs Hektar große Gelände gegenüber der Rabenwiese von der Stadt Essen als Wildgatter eingerichtet. Von Anfang an lebten hier auf einem Gelände von 6 Hektar Rotwild, Damwild und Wildschweine in großen Gehegen. Später kamen durch eine Stiftung der Stadtsparkasse Mufflons, das sind Wildschafe, hinzu. Die Tiere mit ihren Kälbern, Lämmern und Frischlingen können von Beobachtungsplattformen aus gut betrachtet werden. Auf dem Weg um das Gehege ist ein Waldlehrpfad eingerichtet. 1994 drohte das Aus für das Gehege, da die Stadt aus finanziellen Gründen schließen wollte. Es fand sich eine Gruppe von Tierliebhabern, die das Wildgatter retten wollten. Das war die Geburtsstunde des Fördervereins. Der Aktion um Gründerin Antje Huber ist es zu verdanken, dass das beliebte Wildgehege nicht dem Sparkommissar zum Opfer fiel. Auch nach ihrem Rücktritt als 1. Vorsitzende des Vereins zeigte die frühere Bundesministerin ihre große Verbundenheit durch Teilnahme am Vereinsleben, oft gemeinsam mit ihrem Dackel Snoopy. Antje Huber starb vor einem Jahr im Alter von 91 Jahren.

Blutauffrischung

Der zweite Vorsitzende Armin Wuttke ist Revierförster und erläutert den Tierbestand: „Zur Blutauffrischung müssen neue Tiere aus anderen Parks erworben werden. Andererseits müssen wir den Bestand kontrollieren, sonst ist es hier bald zu voll im Gehege. Auch würde es zu viele Revierkämpfe geben. Vom Auswildern unserer zahmen Tiere halten wir gar nichts und von anderen Gehegen kamen bisher auch keine Anfragen. Das wäre auch ein zu hoher Aufwand. Man bräuchte einen Veterinär, um das Tier zu immobilisieren und zu begleiten, einen entsprechend großen Anhänger. Das könnten wir von hier aus nicht leisten.“ Also werden regelmäßig Tiere entnommen, um den gesunden Bestand zu sichern. Die Tiere werden medizinisch betreut und entwurmt. Auch regelmäßige Klauenpflege gehört dazu. Tierarzt Dr. Frank Möbius ist schon seit 26 Jahren mit dabei, hat natürlich alle seiner bisherigen Schützlinge längst überlebt. Nun tritt der 74-Jährige kürzer, ein Nachfolger steht auch bereit: Der Ratinger Tierarzt Dr. Thomas Sander wird sich bald um die Tiere kümmern.

Großzügige Spender

Der Verein und seine über 300 Mitglieder finanzieren das Futter, Neuerungen am Gehege, Zaunreparaturen, neue Beobachtungsplattformen, ein Fernrohr. Ganz neu ist die Stromversorgung für die Hütte der Helfer, die Personalkosten werden zum großen Teil von den Förderern finanziert. Hans-Peter Huch weiß, bei wem er sich bedanken muss: „Unsere Mitglieder, aber auch Spender wie Kartheuser Immobilien, die Küsel-Stiftung, die Sparkasse Essen oder die nahegelegene Villa Vue ermöglichen uns, unsere Projekte zu stemmen.“ Huch weiß, wie schwer finanzielle Unterstützung zu bekommen ist, kennt als Ratsherr und Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Verbraucherschutz, Grün und Gruga die klammen Kassen der öffentlichen Hand: „Doch hier haben die Tiere wieder eine Zukunft und die Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, die Möglichkeit zu naturnaher Erholung.“

Herbstfest am 9. Oktober

Am Sonntag, 9. Oktober findet von 10 bis 12 Uhr das Herbstfest des Wildgatters statt, mit einem bunten Programm, Unterhaltung und Spielen für die Kinder. Wer fleißig Kastanien, Eicheln und Bucheckern als Winterfutter für die Tiere gesammelt hat, erhält eine schöne Urkunde und ein kleines Geschenk. Die Veranstalter hoffen wie in den Vorjahren auf rund 500 Kinder, die in guten Jahren bis zu 60 Zentner Kastanien gebracht haben. Zur Stärkung stehen Würstchen und kalte Getränke bereit, für die Erwachsenen dampfender Kaffee. Das Wildgatter erreicht man mit dem Auto über den Weg zur Platte. Wer nicht das Futter vom Wanderparkplatz bis zum Gehege schleppen möchte oder kann, der nutzt das Kastanien-Shuttle, das regelmäßig hin und her pendelt.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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