„Wir sind hier zu Hause“ - über Stärken und Schwächen

„Frohnhausen ist mit der Zeit etwas in die Jahre gekommen. Er hat zwar hier und da Falten und Ecken bekommen, aber von seinem Charme nichts eingebüßt. Um das zu erkennen, muss man zwei Mal hinschauen. Dennoch ist es immer noch ein
Stadtteil mit Herz, um den es sich zu kämpfen lohnt“, beginnt Petra Hinz, Bundestagsabgeordnete und Frohnhauserin, ihre Rede an die versammelte Bür-
gerschaft.
Diese ist im Forum der Apostelnotkirche zu einer Bürgerdiskussion zusammen-
gekommen, um sich über aktuelle Fragen, über die sich die Bürger Gedanken ma-
chen, zu unterhalten. Bereits in den zurückliegenden 16 Monaten hat ein Dialog über die Gestaltung und Zukunft des Stadtteils stattgefunden.
Eingebettet in die Veranstaltungsreihe „denk.bar“ haben sich die Frohnhauser Sozi-
aldemokraten (SPD) auf die Stärken und Schwächen des Stadtteils konzentriert. Dabei sind Themen wie die Frage nach der Kitaversorgung aufgekommen, ebenso wie die Frage nach dem Zusammenleben von Migranten und Alteingesessenen.
„Ein Thema, das aber allen die ganze Zeit unter den Nägeln brannte, war die Frage
nach den Einkaufsmöglichkeiten in Frohnhausen. Und somit die Frage nach dem
Einzelhandel insgesamt, wie man ihn besser ausbauen kann, um ein gesundes Miteinander zu schaffen. Aus diesem Grund haben wir einige Fachleute zu einem Bürgerdialog eingeladen, damit das Thema ausgiebig diskutiert werden kann“, so Hinz weiter.
Und das ist geschehen. Zusammen mit dem Bezirksbürgermeister Klaus Persch, Klaudius Probierz (Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG)), der Bezirksvertreterin Jutta Pentoch, Dieter Groppe (Essener Marketinggesellschaft (EMG), Hans Jürgen Best (Planungsverwaltungsvorstand und Stadtdirektor), Peter Dinkelmann (Planungspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion) und Udo Karnath (Ratsherr für Frohnhausen) wurde ein intensiver Diskussionsprozess gestartet.
„Es ist dieses ein Thema, das viele von uns momentan beschäftigt. Zu beklagen ist die Tatsache, dass viele Ladenlokale auf der Frohnhauser- und der Mülheimer Straße leer stehen und viele Geschäfte zugemacht haben. Dadurch kann man sich leicht denken, dass ein gut funktionierender Einzelhandel nicht möglich ist“, bestätigt Persch die Situation.
Besonders beklagenswert sei auch die Nahversorgung in Ende Frohnhausen. Zudem haben Aldi, Lidl, Kaisers und Schlecker den Frohnhauser Westen verlassen. Einzig Penny ist noch geblieben. Eine Erklärung hierfür liefern die fünf Einkaufszentren, die Frohnhausen umgeben. Das Rhein Ruhr Zentrum in Mülheim, das Einkaufszentrum am Limbecker Platz, das Einkaufszentrum Neue Mitte Haarzopf, das Einkaufszentrum Altendorf und das demnächst hinzukommende Einkaufszentrum an der Haedenkampstraße sorgen dafür, dass es sich für mögliche Einzelhändler nicht lohnt, sich in Frohnhausen selbst anzusiedeln. Darunter leiden natürlich auch Geschäftsinhaber in Frohnhausen, deren Ladenlokale nicht mehr gut besucht sind.Um dem Missstand engegenzuwirken wurde ein Masterplan Einzelhandel 2006 ins Leben gerufen, mit dessen Einzelhandelskonzept nun gearbeitet werden soll.
Darin ist genau festgelegt, wo Einzelhandel stattnden kann und wo nicht. Auch
Ende Frohnhausen sind zwar Voraussetzungen geschaffen, dass sich dort wieder
Discounter niederlassen. Allerdings fehlt es hier an geeigneten Flächen.
„Der Handel ist eine extrem lebendige Geschichte. Wir wollen versuchen, dass sich Discounter nicht an den falschen Orten ansiedeln. Wie etwa vor den Toren einer Stadt, wo sie sich wie Staubsauger verhalten und den innerstädtischen Einzelhan-
del kaputt machen“, erklärt Best. Auch die Bürger, die zu dieser Diskussion erschienen sind, wissen um diese Tatsache. Viele der Erschienenen sind selbst Einzelhändler mit eigenen Ladenlokalen, deren Geschäfte dadurch beeinträchtigt werden. Was zudem einießt, ist die Tatsache, dass bei vielen von ihnen der potentielle Nachwuchs ausbleibt, da dieser um die heikle Situation weiß.
Akut davon betroffen ist der Frohnhauser Markt. Auch dieser ist Teil der Unterhaltung und soll zusammen mit allen handelnden Akteuren wieder aufgewertet werden. Künftig soll es so aussehen, dass auch mehr Berufstätige mit
ihren Kindern dort verweilen können. Dies soll dadurch gewährleistet werden, dass etwa eine Markthalle entsteht oder ein kleines Café den Platz schmückt. Fakt ist, dass der Markt seit Jahren immer weniger Frequenz hat und dass die Händler mit Marktprodukten und Angeboten aus der Region immer weniger werden. Zudem reicht das Parkangebot immer weniger aus, was dazu geführt, dass zahlende Kunden ausbleiben.
„Es gab bereits viel Spekulation, was mit dem Frohnhauser Markt passieren soll.
Das ging soweit, dass man sogar von einer Schließung gesprochen haben soll. Das ist aber falsch. Wir wollen eben das Gegenteil bewirken und die Attraktivität des Marktes wieder steigern. Da wir momentan erst am Anfang der Entwicklung sind, stehen uns noch alle Türen für unser Vorhaben offen“, so Pentoch.
Alles in allem betrachtet, sei der Masterplan Einzelhandel ein gutes Konzept, das weiter verfolgt werden müsse. Vor vier Jahren gab es in Borbeck eine ähnliche Situation, die aber überwunden wurde. Warum soll es dann nicht auch in Frohnhausen klappen? Es wurde sogar schon eine Arbeitsgruppe Frohnhausen gegründet, denen bisher der große Wurf noch nicht gelungen ist, diese aber auch noch in den Kinderschuhen steckt.
Zudem könne man, so die Fachleute, mit kleinen Kniffen schon eine Menge bewirken. Etwa, dass Ladenlokale zu erschwinglichen Preisen vermietet werden und Vermieter vor Ort bleiben, um sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen. Auch müsse man sich noch eine Lösung mit der Ungleichheit Discounter gegen kleine Einzelhändler einfallen lassen.Bleibt man mit dieser Situation aber am Ball, könnte es in Zukunft besser laufen. Und was noch ganz wichtig ist: Alle müssen am gleichen Strang ziehen.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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