Ein Stein des Anstosses

Viel disktuiert und oft ein „Stein des Anstoßes“ ist die Herkules-Skulptur auf dem Schacht 2 von Nordstern.  Wie finden Sie ihn? Foto. Gerd Kaemper
  • Viel disktuiert und oft ein „Stein des Anstoßes“ ist die Herkules-Skulptur auf dem Schacht 2 von Nordstern. Wie finden Sie ihn? Foto. Gerd Kaemper
  • hochgeladen von silke sobotta

Der Ausspruch „entweder man liebt oder man hasst ihn“ gewinnt in Gelsenkirchen derzeit an ganz neuer Brisanz. Denn genau so verhält es sich mit der Herkules-Skulptur des Düsseldorfer Künstlers Markus Lüpertz auf dem Nordstern-Turm in Horst.

Von Silke Sobotta

GE. Er ist 18 Meter hoch, wiegt 20 Tonnen, hat nur einen Arm, dafür aber eine Keule am „appen Arm“. Haare und Bart sind blau, königsblau um genau zu sein, und die Lippen rot. Dieser „stolze“ Herkules steht auf dem Schacht 2 der ehemaligen Zeche Nordstern und blickt von dort aufs Ruhrgebiet und die Gelsenkirchener blicken auf ihn mit mehr oder weniger Wohlwollen.

Fakt ist auf jeden Fall, dass der Herkules zur Diskussion anregt und die Kommunikation zwischen den Gelsenkirchenern fördert. So etwa neulich in der Glashalle von Schloss Horst. Um die Wartezeit bis zu einem verabredeten Termin zu überbrücken, schaute ich mir die ausgelegten Flyer mit Informationen rund um die Stadt Gelsenkirchen an. Darunter befand sich auch der neue Flyer „Stadtprofile Gelsenkirchen. Kunst im öffentlichen Raum“, dem galt zwar nicht meine Aufmerksamkeit, aber ihn zierte der Herkules.
Als sich nun eine ältere Dame neben mich stellte und ebenfalls die Auslage betrachtete, meinte sie fast wie zu sich selbst gesprochen: „Finden Sie nicht auch, dass der einfach hässlich ist? Warum musste der ausgerechnet zu uns kommen?“ Sprachs und wartete beinahe keine Antwort ab, ein zustimmendes Lächeln reichte ihr schon völlig.
Das ist wohl das, was Oberbürgermeister Frank Baranowski mit Blick auf den Herkules meinte, als er sagte: „Kunst im öffentlichen Raum regt eben immer zur Diskussion an. Der Herkules gehört zu dieser viel diskutierten Kunstform.“
Das bestätigt auch der Anruf eines Gelsenkircheners, der von seiner Penthaus-Wohnung in Heßler den Herkules sehr gut im Blick hat: „Ich komme gerade aus Florida wieder, wo ich meine Zweitheimat habe, und bin total verdattert, weil ich dieses hässliche Ding ansehen muss. Ich bin froh, wenn die Bäume wieder Blätter tragen und mir der Blick zum Herkules versperrt wird.“
Wenn man im Internet das allwissende wikipedia zu Rate zieht, wird der Herkules so definiert: „Herakles oder Herkules (griechisch für „Der, der sich an Hera Ruhm erwarb“, lateinisch Hercules) ist ein für seine Stärke berühmter altgriechischer Nationalheros, dem göttliche Ehren zukamen und der in den Olymp aufgenommen wurde. Er war Heil- und Orakelgott, Beschirmer der Gymnasia (Sportstätten) und Paläste. Er war ein Schützling der Athene. Seine Attribute sind das Fell des Nemëischen Löwen, Keule, Bogen und Köcher.“
Also die Keule hat er, ein Löwenfell, das ja durchaus zu Horst passen würde, soll er haben, das sieht man aber nicht. Und stark soll er sein. So stark wie das Revier, das sich nach dem Aus von Kohle und Stahl wieder berappelte und nun gestärkt in die Zukunft blickt. So ähnlich formulierte es Ministerpäsidentin Hannelore Kraft bei der Ruhr.2010-Finalfeier im Nordsternpark als sie über den Herkules sprach.
Von Seiten Ruhr.2010 wird über den Künstler gesagt: „Der Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz, Jahrgang 1941 (und aufgewachsen in Scholven, Anm. d. Red.), zählt zu den bedeutendsten Ikonografen der Gegenwart. Er war maßgeblich an der Entwicklung der Maler-Skulptur beteiligt, die er bis zu großen Werken von denkmalhaftem Charakter ausgestaltet. Seine überlebensgroßen Skulpturen fordern eine neue Auseinandersetzung mit den klassischen Schönheitsidealen und tradierten Motiven heraus. Sie zeigen kunst- und kulturhistorische Zitate und einen modifizierenden Umgang mit klassisch-antikenGestaltungsprinzipien wie der Standbein-Spielbein-Haltung. Dabei sind sie weder historische Porträts noch einfache Allegorien, sondern im bewussten Widerspruch zwischen kräftig und zart, Montage und Demontage, Vollendung und Fragment gestaltet. In der Vergangenheit haben Markus Lüpertz’ plastische Arbeiten für den öffentlichen Raum das Publikum stets polarisiert und zu Kontroversen geführt.“
Letzteres gelingt ihm ja auch in Gelsenkirchen.
Und darum nun die Frage an die Stadtspiegel-Leser: Wie finden Sie „unseren“ Herkules? Passt er zu uns und dem Ruhrgebiet? Ist er ein Gewinn für Gelsenkirchen?
Schreiben Sie Ihre Meinung zum Herkules an den Stadtspiegel, Florastraße 6. 45879 Gelsenkirchen, oder per e-mail: redaktion@stadtspiegel-gelsenkirchen.de.
Unter allen Stadtspiegel-Lesern, die bis zum 5. März ihre Meinung kund getan haben, verlost der Stadtspiegel ein Candle-light-Dinner für zwei Personen im Schatten des Herkules, im Heiner‘s, Am Bugapark 1d. Dort werden der neue Betriebsleiter Sami Nofal und die neue Küchenchefin Anne Marieke Ziel die Stadtspiegel-Gewinner verwöhnen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.