Lärm ohne Ende - oder etwa doch nicht? - Beim Besuch des WDR „schweigt“ die A2

Wilhelm Bialy, der Sprecher der Bürgerinitiative betroffener Anwohner am Birkenkamp, zeigt hier den Lärmschutzwall, der aus Sicht der Anwohner um 2,50 m höher gebaut werden müsste, um die Menschen vor dem Lärm zu schützen. Foto: Gerd Kaemper
  • Wilhelm Bialy, der Sprecher der Bürgerinitiative betroffener Anwohner am Birkenkamp, zeigt hier den Lärmschutzwall, der aus Sicht der Anwohner um 2,50 m höher gebaut werden müsste, um die Menschen vor dem Lärm zu schützen. Foto: Gerd Kaemper
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Die Anwohner des Birkenkamp klagen seit langem über den Lärm, den die Autobahn A2 ihnen bereitet. Sogar eine Bürgerinitiative wurde ins Leben gerufen, deren Sprecher kürzlich ein Kamerateam des WDR zu einem Ortstermin eingeladen hatte, um zu zeigen, wie heftig der Lärm ist.

Erle. Die Gelegenheit, ihrem Unmut Luft zu machen, nutzten rund 100 AnwohnerInnen, die nachdrücklich auf den Missstand hinwiesen. Unter ihnen befand sich auch der Stadtverordnete Dieter Gebhard, der schilderte: „Grund für den mit der Verbreiterung der A2 auf sechs Spuren einher gehenden zusätzlichen Lärm ist nach der Überzeugung der Birkenkämper nicht nur das verstärkte Verkehrsaufkommen, sondern insbesondere die Tatsache, dass die Fahrbahn seinerzeit auf Grund von Bergsenkungen um 2,5 m höher gelegt werden musste, ohne dass der Lärmschutzwall erhöht worden ist.“
Was aber bei diesem Ortstermin beinahe wie ein Treppenwitz erschien, war die Tatsache, dass ausgerechnet bei den Dreharbeiten des TV-Senders der Lärm spürbar geringer war als sonst. Das fiel sogar Gebhard auf, der als Stadtverordneter den Birkenkamp sehr gut kennt, aber natürlich nicht täglich dort vor Ort ist.
Gebhard schildert: „Gleich zwei Anwohner, die über die Autobahn nach Hause kommend zum Ortstermin gekommen sind, wussten warum: ‚Vor der Tunneleinfahrt ist elektronisch statt der Tempobegrenzung 100 eine Tempobegrenzung 60 eingeblendet!‘ Warum? Ein Schelm, der Böses dabei denkt!“
Der Stadtverordnete fragte beim Landesbetrieb Straßen.NRW an, ob und warum das so geschehen ist, um die Anwohner darüber zu informieren, die über die Beobachtung der beiden Nachbarn sehr empört waren.
Die Anfrage wurde von der Autobahnniederlassung Hamm des Landesbetriebes Straßenbau NRW beantwortet, da der Tunnel in der Tunnelleitzentrale Hamm aufgeschaltet ist und von dort aus in „sicherheitstechnischer und betrieblicher Hinsicht rund um die Uhr überwacht“ wird. Mitarbeiter Michael Beckamp schilderte: „Da mir der Zeitpunkt der Dreharbeiten nicht bekannt ist, habe ich mir die Einsatzprotokolle vom 26. Juli einmal genauer angesehn. Morgens von 8.40 Uhr bis nachmittags 15.38 Uhr war vor dem Tunnel in FR Oberhausen die  Geschwindigkeit aufgrund von Wartungsarbeiten an den Wechselverkehrszeichen auf 60 km/h herabgesetzt. Hier wurden Reparaturarbeiten an einer Portalkamera durchgeführt, wozu auch ein Wartungsfahrzeug auf dem Seitenstreifen vor dem Tunnelportal abgestellt werden musste.“
Dieter Gebhard weiß aus Erfahrung, dass seine bisherigen Bemühungen in Sachen spürbare Lärmminderung bisher vergeblich waren. „In unzähligen Gesprächen mit den Anwohner, der städtischen Fachverwaltung, dem Landesbetrieb Straßen.NRW, dem Regierungspräsidium Münster und zuletzt in einem persönlichen Brief an den Minister für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Harry Voigtsberger, wurden keine Fortschritte erzielt.“
Der Minister schickte ihm einen mehrseitigen Brief, in dem es zum Schluss hieß: „Ich bitte daher um Ihr Verständnis, dass eine ortsfeste Geschwindigkeitsüberwachungsanlage sowie eine Ausdehnung der vorhandenen Geschwindigkeitsbeschränkung nicht erforderlich sind und deshalb auch nicht angeordnet werden können.“
Dem hält Gebhard entgegen, dass es einschlägige richterliche Enscheidungen gibt und der Lärmschutz zudem ohne große zusätzliche Kosten zu haben wäre. Nun versucht der SPD-Politiker unter Federführung eines Moderatoren, alle beteiligten Parteien an einen Tisch zu bekommen. Das wären dann die Fachleute der Stadtverwaltung, da der Stadt der Lärmschutzwall gehört, und natürlich die Umweltbehörde, in deren Ressort auch der Lärmschutzplan für Gelsenkirchen fällt. Dann Vertreter des Landesbetriebs Straßen.NRW bzw. des Regierungspräsidenten Münster und des NRW-Verkehrsministeriums als den für die Bundesautobahn zuständigen Behörden. Weiterhin möchte Gebhard die RAG Deutsche Steinkohle wegen der Bergsenkungsauswirkungen und Sprecher der Bürgerinitiative Birkenkamp an einen Tisch zu bekommen, um die von der Bürgerinitiative in die Wege geleitete gerichtliche Auseinandersetzung doch noch zu vermeiden.
Mit dem Rechtsanwalt Wolfram Sedlak hat die Bürgerintiative nach Ansicht des Politikers einen Fachmann für Umweltrecht im Boot, der bereits über Erfahrungen in derartigen Abstimmungsprozessen verfügt.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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