Geschäftsführer der Ehrenamtsagentur steht vor dem Ruhestand, aber nicht beim Ehrenamt
Leben mit und fürs Ehrenamt

Der Bismarcker Weihnachtsmarkt wurde vom Forum 2000 ebenso ins Leben gerufen wie viele andere Veranstaltungen, die Menschen im Stadtteil zusammenbringen. Und Johannes Mehlmann ist einer der Aktiven, die Bismarck lebens- und liebenswerter machen wollen. Archivfoto: Gerd Kaemper
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  • Der Bismarcker Weihnachtsmarkt wurde vom Forum 2000 ebenso ins Leben gerufen wie viele andere Veranstaltungen, die Menschen im Stadtteil zusammenbringen. Und Johannes Mehlmann ist einer der Aktiven, die Bismarck lebens- und liebenswerter machen wollen. Archivfoto: Gerd Kaemper
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Wenn jemand seit 50 Jahren ehrenamtlich tätig ist und dann auch noch in den letzten 13 Jahren die Geschicke der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen mitbestimmt hat, dann kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass er auf ein Leben mit und für das Ehrenamt zurückblicken kann. Doch Johannes Mehlmann bleibt auch nach seinem Ruhestand der guten Sache treu.

Als Auszubildender begann Johannes Mehlmann mit 15 Jahren seinen Dienst bei der Stadt Gelsenkirchen. Mit 17 Jahren war er Verwaltungsangestellter und mit 21 Jahren Verwaltungsinspektor. Mit 65 Jahren wird er Ende Juni in den Ruhestand gehen und damit enden 13 Jahre im Dienste der Ehrenamtsagentur, die er im Auftrag der Stadtverwaltung gemeinsam mit Michael Hannrath-Hanasek im Jahr 2006 quasi aus der Taufe hob.
Damit enden auch 50 Jahre Beteiligung an Wahlen. Denn auch wenn Johannes Mehlmann als 15-jähriger Azubi nicht selbst wählen durfte, so durfte er als Wahlhelfer durchaus zum Einsatz kommen. Und so begleitete ihn auch sein ehrenamtlicher Einsatz als Wahlvorstand von 1969 bis zur diesjährigen Europa-Wahl.
„Es ist nicht nur eine Bürgerpflicht zur Wahl zu gehen, genauso wichtig ist es auch, dass die Wahlen ernsthaft und gesetzmäßig abgewickelt werden“, schildert Mehlmann, der zugibt, dass er bei zwei Wahlen nicht zur Verfügung stand. „Einmal, weil ich bei der Geburt eines meiner Kinder dabei sein wollte.“
Und so zieht sich das ehrenamtliche Engagement durch sein Leben. Seit 45 Jahren lebt Mehlmann in Bismarck und seit 40 Jahren ist er genau dort ehrenamtlich aktiv. Denn damals kam seine erste Tochter in den Kindergarten und er wurde in den Elternbeirat gewählt. Es folgten dank der Kinder Klassenpflegschaften, Sportvereine und dann das Forum 2000.

Als Bismarcker auch für Bismarck im Einsatz

Seit 20 Jahren, also von Anfang an, ist er im Forum 2000 Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord aktiv. „Das ist mein eigenes gelebtes Ehrenamt“, wie er erklärt. Damals waren Bismarck und Schalke-Nord ein soziales Erneuerungsgebiet, seitdem hat sich viel getan in Bismarck oder wie Mehlmann sagt: „Mit vielen kleinen Aktivitäten haben wir Bismarck nach und nach wieder ins richtige Licht gerückt.“ Kein Wunder, dass seine Mitstreiter in dem Stadtteil-Verein schon auf seinen Ruhestand und die damit frei gewordene Zeit warten, um zum Beispiel die Vereinsgeschäftsstelle zu betreiben.
Und natürlich lässt sich der Bismarcker nicht lumpen: „Wir organisieren am 21. September in Bismarck ein Spiel ohne Grenzen für Menschen mit und ohne Behinderung an der Evangelischen Gesamtschule Bismarck.“
Aber auch im privaten Bereich ist der Fast-Ruheständler ein gefragter Mann: „In Zeiten berufstätiger Eltern ist die Nachfrage nach einem einsetzbaren Großvater ziemlich groß. Und ich habe sieben Enkelkinder, von denen fünf in Bismarck und Umgebung leben.“ Aber auch seine noch berufstätige Frau soll zukünftig ein wenig mehr von ihrem engagierten Gatten haben.

Den 5. Dezember 2006 wird er nicht vergessen

Aber da die Ehrenamts-agentur „sein Baby“ ist, wird er auch ihr die Treue halten. Und so erinnert er sich gern an die Anfänge: „Michael Hannrath-Hanasek und ich hatten damals drei Monate Vorbereitungszeit, weil die Agentur pünktlich zum Tag des Ehrenamtes gegründet werden sollte. Oberbürgermeister Frank Baranowski hatte bei einer Kaminrunde die Mülheimer Agentur kennengelernt und war gleich begeistert und so haben wir die Mülheimer Kollegen auch als Beispiel für uns genutzt.“
Am 5. Dezember 2006 fanden sich neun Gründungsmitglieder aus den Bereichen Sport, Wohlfahrtsverbände und Jugendarbeit zusammen und brachten die Ehrenamtsagentur auf den Weg und übernahmen auch gleich Vorstandsämter. Bis heute wurde der Kreis der Mitglieder auf 50 erweitert, durch Fluktuation zählt die Agentur derzeit 48 Mitglieder. Dabei handelt es sich um engagierte Einzelpersonen, Unternehmen und die komplette Bandbreite des Vereinslebens.
Und wenn Johannes Mehlmann zurückblickt, dann weiß er, dass ihm an seiner Arbeit in den vergangenen 13 Jahren am meisten der Kontakt mit vielen Menschen gefallen hat. „Ich kann mich noch gut an einen Herrn erinnern, der kurz nach der Gründung der Ehrenamtsagentur auf uns zukam und erklärte, dass er ehrenamtlich aktiv werden möchte. Er hatte zwei abgeschlossene Meisterausbildungen vorzuweisen und wollte sein Wissen im Ruhestand weitergeben. Als erstes habe ich ihn zum Tierheim geschickt, weil dort immer handwerklich geschickte Hände benötigt werden, aber das gefiel ihm nicht. Als nächstes besuchte er das THW, weil ich dachte, die Wartung der Maschinen könnte ihm liegen, doch auch das war nicht seins. In der damaligen Metallberufsschule unterstützte er junge Leute an der Drehbank und fand auch dabei nicht seine Erfüllung. Als ich dann schon etwas ratlos wurde, fand er selbst bei uns im Büro einen Flyer: Die Evangelischen Kliniken suchen „Grüne Damen“ und was soll ich sagen, er wurde der erste „Grüne Herr“ und übt dieses Ehrenamt noch heute mit viel Herzblut aus“, freut sich Johannes Mehlmann.
Aber auch an die Stadtrundfahrten, bei denen Gelsenkirchener Orte kennenlernen, an denen ehrenamtlich gearbeitet werden, haben ihm immer viel Freude bereitet, weil dabei so manch ein Bürger ganz neue Teile seiner Stadt entdeckt hat. Der Ruhr-Dax, die Verabredungsbörse zwischen Unternehmen und Vereinen/Verbänden, die im Kulturhauptstadtjahr 2010 in Gelsenkirchen stattfand, hinterließ ebenso eine schöne Erinnerung wie die vier Jahre als Sprecher der Arbeitsgemeinschaften der 130 Freiwilligenagenturen NRW. „Dabei habe ich viele Agenturen besuchen können und konnte zwei landesweite Veranstaltungen nach Gelsenkirchen holen.“

Ein Tipp für seinen Nachfolger

Johannes Mehlmann hinterlässt große Fußstapfen, in die sein Nachfolger treten muss. Aber er sieht das ganz gelassen: „Wichtig ist, dass man selbst Spaß am Ehrenamt hat, sonst kann man diesen Spaß ja schlecht den Menschen vermitteln, die sich bei uns melden, weil sie auf der Suche nach dem richtigen Ehrenamt für sich sind.“
Mit einem feinen Lächeln legt Mehlmann nach: „Geduld ist auch wichtig. Wobei die Geduld in vielen Lebensbereichen eine Rolle spielt, nicht zuletzt zum Beispiel in der Inklusion, die ja in Gelsenkirchen durchaus wichtig genommen wird. Bei der letzten Pflanzaktion des Forums 2000 haben Kindergartenkinder gemeinsam mit Bewohnern des Martin-Luther-Hauses ein Beet bepflanzt und wir Erwachsenen konnten von den Kindern lernen, was Inklusion bedeutet: Geduld und Unvoreingenommenheit dem gegenüber, der anders ist als man selbst.“

Der Bismarcker Weihnachtsmarkt wurde vom Forum 2000 ebenso ins Leben gerufen wie viele andere Veranstaltungen, die Menschen im Stadtteil zusammenbringen. Und Johannes Mehlmann ist einer der Aktiven, die Bismarck lebens- und liebenswerter machen wollen. Archivfoto: Gerd Kaemper
Johannes Mehlmann erklärt: „Teilhabe auch im Ehrenamt und ein inklusives Bismarck, das sind zwei dicke Bretter, die wir durchbohren wollen und werden.“ Foto: Privat
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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