EM-Auslosung: Hoeneß ist wurscht, wer in der Gruppe rumturnt

Bundestrainer Joachim Löw zeigte keine Regung, Oliver Bierhoff stockte kurz der Atem: Als feststand, dass die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zu ihrem vierten EM-Titel in der Vorrunde eine Hammergruppe mit Vizeweltmeister Niederlande, Ex-Europameister Dänemark und Portugal überstehen muss, war der sportlichen Leitung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der Respekt vor den hochkarätigen Gegnern anzusehen.

„Wir nehmen es, wie es kommt. Wir haben keine Angst“, sagte Löw. „Ich glaube, dass es die ausgeglichenste Gruppe ist. Ich freue mich auf interessante Duelle. In Topform haben wir berechtigte Chancen.“ Bei der Auslosung am Freitagabend im Kunstpalast Ukraina in Kiew, wo die DFB-Auswahl zum Turnierabschluss im Olympiastadion im Finale stehen möchte, hatte den WM-Dritten das Losglück aus der jüngeren Vergangenheit verlassen.
Gegen die Niederlande hatte die DFB-Auswahl erst vor zweieinhalb Wochen überzeugend 3:0 gewonnen. „Wenn sie komplett sind, sind sie deutlich stärker“, urteilte Löw über den Europameister von 1988, der selbst größten Respekt vor den Vorrundengegnern hat. „Ich habe keinen in unserer Gruppe gesehen, der fröhlich ist“, sagte Bondscoach Bert van Marwijk.
Vor der geballten Prominenz mit 200 geladenen Gästen aus Sport und Politik sorgte Ex-Europameister Marco van Basten bei der Auslosung unter Leitung von UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino für Anspannung bei der sieben Mann starken deutschen Delegation, die erst wenige Stunden zuvor in der ukrainischen Hauptstadt eingetroffen war.
Zwar hatte Löw zuletzt immer wieder betont, dass er weder Wunsch- noch Angstgeger habe, dennoch dürfte ihm angesichts der hochkarätigen Gegner Angst und Bange werden. Denn eine mögliche leichte Gruppe mit Polen, Griechenland und Irland wäre auf dem Weg ins Viertelfinale sicherlich nicht so beschwerlich gewesen.
Geht es nach Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß ist es ohnehin egal, gegen wen der dreimalige Europameis­ter in der Gruppenphase spielt. „Es ist nur die Frage, wer gegen Deutschland ins Endspiel kommt. Deswegen ist es wurscht, wer sonst noch in der Gruppe rumturnt.“
In der Gruppe B, der Deutschland in der letzten Ziehungsrunde aus Topf zwei zugelost wurde, stehen dem Löw-Team, das mit makelloser Bilanz die EM-Qualifikation abgeschlossen hatte, in der Vorrunde enorme Reisestrapazen bevor. Die DFB-Auswahl muss alle ihre drei Vorrundenspiele in der Ukraine austragen. Philipp Lahm und Co., die während des gesamten Turniers ihre Zelte in der Nähe von Danzig aufschlagen, müssen zu ihren Partien am 9. Juni gegen Portugal mit Weltstar Cristiano Ronaldo in Lwiw, am 13. Juni gegen die Niederlande in Charkow und am 17. Juni gegen Dänemark, den Europameister von 1992, wieder in Lwiw weit fliegen.
Schwierige Gruppe
Eine schwierige Gruppe erwischte bei der Zeremonie in dem sozialistischen Prunkbau, die von mehr als 80 TV-Sendern in 150 Nationen übertragen wurde, auch Titelverteidiger Spanien. Der Welt- und Europameister trifft in der Gruppe C auf Italien, Irland und Kroatien. Das Eröffnungsspiel bestreiten am 8. Juni Polen und Griechenland. Russ­land und Tschechien komplettieren die Gruppe A. Der zweite Gastgeber Ukraine bekommt es mit Schweden, Frankreich und England zu tun.
Vor der rund einstündigen Auslosung, die von der ukrainischen TV-Moderatorin Olga Freimut und ihrem polnischen Kollegen Piotr Sobczynski moderiert wurde, hatten sowohl die Europäische Fußball-Union (UEFA) als Ausrichter als auch die beiden Co-Gastgeber betont, dass man 189 Tage vor dem Turnierstart voll im Plan liege.
„Die EURO 2012 wird ein voller Erfolg, ein Meilenstein in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaft“, sagten der ukrainische Verbands-Präsident Grigoriy Surkis und sein polnisches Pendant Grzegorz Lato, die von Problemen in ihren Ländern wie Korruption und Hundetötungen nichts wissen wollten. „Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist alles perfekt“, sagte denn auch UEFA-General Infantini, der kritischen Fragen ebenfalls auswich. Surkis gab immerhin zu, dass die Ukraine die EM beinahe verloren hätte. „Ohne die Geduld der UEFA würden wir jetzt nicht hier sitzen“, sagte der ukrainische Verbandsboss. „Ich bin sicher, ohne ihre Anstrengungen hätten wir heute nicht diese Feier.“
Tango 12
Zudem wurde am Freitag auch der neue EM-Ball Tango 12 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei der Auslosung präsentierte die ukrainische Stabhochspringer-Legende Sergej Bubka das neue Spielgerät, das eine technische Weiterentwicklung des Jabulani von der WM 2010 ist. Die Grundfarbe des Balles ist klassisch weiß. Zudem wurden die Landesfarben der Gastgeberländer Polen (rot-weiß) und Ukraine (gelb-blau) eingearbeitet. Das Zentrum bildet das Symbol der EURO 2012 mit einer Blume. Auch der EM-Pokal ist als Schattierung zu sehen.

Autor:

Franz Geib aus Goch

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