Archivar-Versetzung: "Beschämend, wie mit Menschen umgegangen wird..." - Empörte Leser und Facebook-User

Zur Versetzung des Archivars der Stadt Goch, Hans-Joachim Koepp (wir berichteten), erreichten das Gocher Wochenblatt Leserbriefe. Aber auch auf Facebook diskutieren User heftig über das Thema.

Für viel Entsetzen und Fassungslosigkeit sorgte die Entscheidung der Stadt Goch, den Stadtarchivar Hans-Joachim Koepp ins Standesamt zu versetzen. Eine entsetzte Leserin, Ruth Warrener, schreibt hierzu: „Ich bin empört! Wird die Bewahrung und Veröffentlichung historischen Wissens in Goch so gering geschätzt? Seitdem ich im Jahr 2000 nach Goch zog, musste ich als Geschichtslehrerin miterleben, wie stiefmütterlich das Thema in dieser Stadt behandelt wird. Im Museum verschwand nach einiger Zeit die Dauerausstellung zur Gocher Stadtgeschichte. Das Fünf-Ringe-Haus wurde nicht lange nach der Eröffnung wieder geschlossen. Irgendwann verschwanden auch die lokalgeschichtlichen Periodika aus der Bücherei. Die Vermittlung von Lokalgeschichte im Geschichtsunterricht wurde dadurch immer schwieriger. Die einzigen Lichtblicke waren die hervorragenden Vorträge und Veröffentlichungen des Stadtarchivars Hans-Joachim Koepp. Ein Vortrag von Herrn Koepp über die „Gocher Juden“ führte dazu, dass ich ins Archiv ging, um mehr über dieses Thema herauszufinden.

Nur durch die intensive, hoch qualifizierte Betreuung und die umfangreichen Kenntnisse von Herrn Koepp ist es mir im Laufe der Jahre gelungen, dieses Thema weiter zu erforschen und mit Schülerinnen und Schülern im Internet zu präsentieren. Ohne seine Unterstützung wäre das „Schulprojekt Gocher Juden“ und damit auch das Projekt „Stolpersteine in Goch“ undenkbar gewesen. Eine Quelle des Wissens im Bereich der Lokalgeschichte versiegt nun. Wie sollen diese Projekte ohne diese fachkundige, engagierte Unterstützung weitergeführt werden? Keine noch so motivierte Mitarbeiterin kann von heute auf morgen das Wissen bereithalten, das z.B. für meine Forschungsarbeit im Archiv notwendig ist. In einem Zeitungsartikel bemerkte Dr. Mann kürzlich, dass es wichtig sei, „... kulturelles Erbe zu bewahren - wenn wir das aufgeben, geben wir unsere eigenen Wurzel auf.“
Müssen wir uns in Goch nicht auch mit den Wurzeln unserer Geschichte beschäftigen können oder spielen in dieser Stadt nur kulturelle Wurzeln aus dem Bereich Musik und Kunst eine Rolle?“

Auch auf Facebook diskutieren die User heftig ( "Unverschämte Sauerei!"). Einige der Kommentare bei "Du bist Gocher, wenn...."):

"Mit Menschen wird umgegangen wie mit Gegenständen, die man einfach mal irgendwo abstellen kann, wo es gerade beliebt."

"Habe alle seine Bücher verschlungen und Ihn - obwohl ich Ihn nie getroffen habe- sehr geschätzt als profunden Kenner der Stadtgeschichte. Da saß wirklich der richtige Mann auf dem richtigen Posten. Bezeichnend für unsere Volksvertreter, das er nun aus Kostengründen versetzt wird."

"Für Koepp und Schouten stehen in der kommenden Zeit Lehrgänge und Schulungen an." - ich bin ja blöd, aber wenn die Dame zum Standesamt ginge, würde man nur für eine Person Lehrgänge und Schulungen benötigen, die ja auch nicht gerade günstig sind? :-((((("

"Na... wütend bin ich nicht, allerdings irritiert. Es wird keine neue Planstelle geschaffen, ein Mitarbeiter des Standesamts geht in den Ruhestand. Es wird also nicht weniger Stellen geben, nur eine Mitarbeiter-Rotation. Und diese Rotation soll dann zu Einparungen führen. Ich zweifel das nicht an, allerdings wäre doch in der Tat die Frage berechtigt, wie hoch die Einsparung tatsächlich ist, während die Stadt Goch parallel weiter an "kostspieligen" Privilegien festhält...."

"Ich kenne Hansi Koepp seit Jahrzehnten. Er arbeitet sicherlich jeden Tag deutlich mehr als das Gros der anderen städtischen Mitarbeiter Innen. Sein Lebenswerk ist zerstört. Das sogenannte Miteinander Stadt Image ist nur eine hohle Phrase. Und Dunmschwätz kostet nichts Bestenfalls den Ruf der Stadt Goch"

"Es ist einfach beschämend, wie hier mit einem Menschen umgegangen wird, der sich so verdient gemacht hat und weit über unser provinzielles Goch hinaus sehr hohes Ansehen genießt. Was den Kostenfaktor anbelangt - Hansi Koepp hat soviele Stunden unbezahlt geleistet. Und jetzt soll er Geburtsurkunden ausstellen Lächerlich"

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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