Fasten als Medizin
Fasten?Wozu?

Der Ramadan ist nicht nur die Zeit, in der Gott den Koran zu den Menschen brachte, sondern er dient dazu, den Geist zu disziplinieren und vor allen Dingen sich wieder bewusst zu werden, was es heißt Durst und Hunger zu haben. So werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass 70 % der Menschheit unter Hunger leiden und das Millionen Menschen, aufgrund der sich verändernden Umweltverhältnisse unter Wasserknappheit leiden. Es reicht jedoch nicht, wenn man sich dieser Tatsachen ausschließlich bewusst wird. Vielmehr soll der Mensch daraus die richtigen Schlüsse ziehen und sich für arme und kranke Menschen weltweit einsetzen. Unabhängig davon, welcher Religion sie angehören, welche Hautfarbe und welches Geschlecht sie haben. Das ist der Sinn der Fastenzeit, die Besinnung auf das Wesentliche, das Erkennen des Anderen in sich selbst. Das Innehalten, um über sich und andere nachzudenken. Es ist die Möglichkeit Korrekturen in seinem Verhalten vorzunehmen. Gerade in diesem Monat manifestiert sich die Barmherzigkeit Gottes, denn es dürfen nur diejenigen fasten, die gesund sind. Kranke, Schwangere, Reisende, Menschen unter 14 Jahren und schwer Arbeitende sind davon befreit. Hinzu kommt, dass Menschen, die bestimmte Medikamente aufgrund von Herzerkrankungen, Epilepsien, Morbus Parkinson, psychische Erkrankungen, Diabetes und vielen weiteren Erkrankungen einnehmen ebenfalls von dieser Pflicht befreit werden. Das hat seinen Grund. Parkinsonpatienten zum Beispiel müssen zu festgesetzten Zeiten ihre Medikamente einnehmen. Die Gefahr eines erneuten Krampfanfalls beim Weglassen der antiepileptischen Medikation ist als sehr hoch einzuschätzen. Das Weglassen von Medikamenten bei Herzerkrankungen kann zum Tode führen. Auch das Weglassen von blutverdünnenden Medikamenten, Antidiabetika, ja sogar von Antidepressiva und Neuroleptika, können fatale Folgen für den Betroffenen und für die Angehörigen haben. Man kann sogar beim Weglassen zum Beispiel von Antiepileptika andere dadurch gefährden, da man beim Fahren eines Autos einen epileptischen Anfall bekommen kann und einen Unfall verursacht. Man gefährdet sich und andere. Das ist nicht der Sinn von Ramadan. Die Botschaft des Fastenmonats ist ja letztendlich die Wahrnehmung von Armut in der Welt und dem Erkennen von Leid. Der Islam lehnt es kategorisch ab den eigene Körper und die Körper der Anderen zu verletzen bzw. ihnen zu schädigen. Es ist somit sogar aus islamischer Sicht eine Pflicht Medikamente einzunehmen, wenn sie notwendig sind. Wenn man dennoch Schuldgefühle hat, weil man das Gefühl hat, dass man sündigt, weil man Medikamente eingenommen hat, dann kann man es durch verschiedene andere Tätigkeiten ausgleichen. So liegen viele Flüchtlinge alleine in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen und haben keine Angehörigen vor Ort. Diese Menschen zu besuchen, ihnen eine Freude zu machen, sie zum Lachen zu bringen, dass ist genauso, als wenn man fasten würde, denn Gott ist gütig, barmherzig und weitsichtig.
Was ich damit sagen will ist, dass die Muslime, die aufgrund von Erkrankungen und der daraus resultierenden Medikamenteneinnahmen nicht fasten können, sich in anderen Bereichen tätigen können:
- sie können als Seelsorger aktiv werden,
- sie können Flüchtlingsfamilien einladen,
- sie können ihre deutschen Nachbarn einladen,
- sie können Kranke besuchen,
- sie können spenden.
Die Möglichkeit des Ausgleiches ist unerschöpflich, sowie Gott unendlich ist. In einigen Fällen, wenn die Erkrankungen nicht so ausgeprägt sind, können, nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, die Medikamenteneinnahmen an die Esszeiten angepasst werden. Dies ist jedoch die Ausnahme.

Mimoun Azizi, Haci-Halil Uslucan

Autor:

Mimoun Azizi aus Hagen

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