Hagener Erinnerungskultur
Reichspogromnacht von 1938 für junge Menschen erlebbar machen

Insgesamt 80 Opfernamen von jüdischen Mitbürgern, Widerstandskämpfern und Zwangsarbeitern wurden auf gelben Bannern aufgebracht und im Stadtgebiet angebracht. | Foto: Stephan Faber
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  • Insgesamt 80 Opfernamen von jüdischen Mitbürgern, Widerstandskämpfern und Zwangsarbeitern wurden auf gelben Bannern aufgebracht und im Stadtgebiet angebracht.
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Am Freitag jährt sich zum 80. Mal einer der unrühmlichsten Tage der deutschen Geschichte. Mit der Pogromnacht am 9. November 1938 begann die systematische Ausgrenzung, Verfolgung und letztendlich Vernichtung unser jüdischen Mitbürger. Es ist in Hagen wie in vielen anderen Städten gelebte Verantwortung, an diese schicksalhafte Nacht jedes Jahr mit einer Gedenkveranstaltung zu erinnern.

Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat die letztjährige Gedenkveranstaltung zum Anlass genommen, die Verwaltung zu beauftragen, für dieses runde Erinnerungsjubiläum und für die kommenden Jahre eine neue Form der Erinnerungs- und Gedenkkultur zu entwickeln, die insbesondere auch junge Menschen anspricht und mit einbindet. Wie wichtig eine derartige lebendige Erinnerungskultur ist, haben nicht nur die vergangenen Wochen gezeigt. Die Verharmlosung von im Nationalsozialismus durchgeführten Verbrechen, die Ausgrenzung von Andersdenkenden und Andersaussehenden und eine schleichende Radikalisierung unserer Gesellschaft erleben gerade leider eine unheimliche Renaissance.
Um den 80. Gedenktag zur Pogromnacht am 9. November 1938 auch und gerade für und junge Menschen erlebbarer werden zu lassen, haben sich verschiedene Institutionen – die Jüdische Gemeinde Hagen, der Jugendring Hagen, der Geschichtsverein Hagen, die Künstlervereinigung Kooperative K, das Theater Hagen, das Rahel van Hagen-Kolleg und die Stadtkanzlei der Stadt Hagen – zusammengeschlossen und insgesamt sieben Bausteine geplant und entwickelt.
Einen zentralen Baustein der Hagener Erinnerungskultur hat die Hagener Künstlervereinigung Kooperative K mit der Kunst-Initiative „Das Klavier an der Volme“ entwickelt. Eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher kreativer und künstlerischer Aktionen regen den Betrachter gleichermaßen zum Nachdenken und zum Mitmachen an. In Erinnerung an das am 9. November 1938 in die Volme geworfene Klavier des Fleischers Simon Cohn wird ein gelbes Klavier an unterschiedlichen Standorten im Stadtgebiet zum Einsatz kommen. Die Max Reger-Musikschule wird diese Aktion unterstützen.
Insgesamt 80 Opfernamen von jüdischen Mitbürgern, Widerstandskämpfern und Zwangsarbeitern wurden auf großen gelben Bannern aufgebracht und im Stadtgebiet an gut einsehbaren Orten angebracht.
An mehreren Stellen in der City wurden große Info-Container aufgestellt, in denen mittels Audioübertragungen über Schicksale jüdischer Mitbürger informiert werden.
Die Gedenkveranstaltung findet am Freitag aufgrund des bevorstehenden Sabbat bereits um 10.30 Uhr an der Synagoge statt. Im Anschluss sollen alle Besucher in eine symbolische Umarmungsaktion zwischen Markt- und Rathausbrücke eingebunden werden.

"Weichen stellen"

Bei dem vom Theater Hagen produzierten Stück "Weichen stellen" geht es um die Schicksale von Kindern, die während der Judenverfolgung im Dritten Reich mit den sogenannten Kindertransporten ins Ausland transportiert wurden und somit dem sicheren Tod entgehen konnten. Präsentiert wird das Stück am Donnerstag, 15. November, um 18.30 Uhr und am Sonntag, 18. November, um 16.30 Uhr in der Synagoge. Der Eintritt ist kostenfrei, um Anmeldung wird unter miriam.walter@stadt-hagen.de gebeten.

Kino in der Pelmke

Der Jugendring Hagen erinnert am 9. November mit seiner Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ an die Reichspogromnacht. Dazu wird um 19 Uhr der Film „Die Unsichtbaren – wir wollen leben“ im Kino Babylon des Kulturzentrum Pelmke gezeigt. Nach dem Gespräch gibt es die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Bereits ab 17 Uhr werden im Kinocafe Informationen zu dem Thema ausgestellt. Im Vorfeld hatten Hagener Jugendverbände „Orte gegen das Vergessen“ aufgesucht und sich mit deren Geschichten auseinandergesetzt. Dabei entstanden sind zum Beispiel Fotos oder Kurzfilme.

Stadtrundgänge

Die Jüdische Kultusgemeinde Hagen, die Kooperative K. und der Hagener Heimatbund haben mit der Hilfe von Dr. Günther Müller und Prof. Hermann Zabel unterschiedliche Stadt- und Stadtteilrundgänge entwickelt, welch sich thematisch mit dem Thema „Judenverfolgung während des Nationalsozialismus“ auseinandersetzen. Die Führungen werden am 12., 13. und 14. November jeweils um 15 Uhr und am 15. November um 14 Uhr jeweils am Info-Container vor der Synagoge starten.

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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