Von Haltern nach Berlin: Der Musik und der Freundin wegen

Haltern/Berlin. Man möge nicht anrufen, wenn Schalke spielt. Das ist die einzige Bedingung für ein längeres Telefongespräch. Auch im fernen Berlin hält Gregor McEwan alias Hagen Siems den Knappen die Treue. Vor zwei Jahren zog der Halterner nach Berlin. Der Freundin und der Musikszene wegen. In Haltern habe er immer auf das nächste Konzert gewartet, in Berlin gebe es jeden Tag „irgendwo eins“. Dort „pulsiere“ das Leben, Haltern sei dagegen „slow motion“. Hagen Siems, 28, Gründungsmitglied, Gitarrist und Sänger der inzwischen aufgelösten Band Helter Skelter, wohnhaft in Berlin-Neukölln („das ist nicht so schlimm wie RTL es zeigt“) nennt sich bei Facebook „King of Folk“ und veröffentlichte im November sein erstes Solo-Album „Houses and Homes“. Dafür bekommt er beste Kritiken: im Magazin Rolling Stone, bei 1Live, bei Radioeins, unclesally*s, im NDR, im DB Magazin. Die KonzertZentrale nennt ihn einen „der begabtesten New-Singer/Songwriter, bei dessen Debütalbum man „nicht oft genug auf die Repeat-Taste drücken konnte“. „Es läuft halt gut“, beschreibt der 28-Jährige das Echo auf seine Musik.
Seit November war Gregor McEwan auf Tournee, trat in allen Großstädten der Republik auf: Köln, Dortmund, Hamburg, Berlin…, und Ende Februar war er auch mal wieder im Trigon in Haltern. Der Auftritt in der alten Wirkungsstätte war eine Rückkehr zu den musikalischen Wurzeln. „Das Rockbüro Haltern hat meine alte Band immer sehr unterstützt.“ Zwischen 2000 und 2009 gehörte die Band zur Rockmusikszene des Ruhrgebietes. Helter Skelter komponierte und spielte den offiziellen Song für die Ruhrolympiade 2004 „O.S.T. 3000“. Im August 2008 verkündete die Band ihre Auflösung, am 14. Februar 2009 gab sie ihr letztes Konzert. Abgebrochen ist der Kontakt zu den Ehemaligen nie, auch wenn die einen eher absehbaren Lebensweg einschlugen: Tim Stapelboek ist Lehrer in Münster, Maik Frerichmann Polizist in Krefeld. Geblieben ist Schlagzeuger Patrick Scheipers und abgesehen davon, dass Hagens Eltern in „Holtwick am Teich“ wohnen, kommt er regelmäßig zu den Proben nach „Haltern am See“. Sein Debüt-Album weist ihn nicht nur als begnadeten Sänger aus, sondern auch als originellen Musikdenker und Textschreiber. Musikkritiker ziehen Vergleiche mit Ryan Adams und Damien Rice. Wie er seinen Musikstil entwickelt habe? Ja, wenn er das wüsste. „Es ist wichtig für mich, Dinge aus der Ich-Perspektive zu betrachten. Das ist echt.“ Für den Kuss an der Kreuzung habe er „den Sound von einer Kreuzung gesampelt“. Ebenfalls auf der Habenseite steht neben diesem Sinn für Authentizität auch noch eine angenehm warme Stimme, die „ideal für besondere Momente mit der Liebsten...“ (Men's Health) passt. Kein Wunder. Inspiration und Ruhe findet der 28-Jährige am Vänernsee in Schweden, wo er einmal im Jahr zum Angeln hinfährt. Bliebe die Frage, warum er sich einen schottisch klingenden Künstlernamen gegeben hat? Auch das ist für den Sänger ein Stück künstlerische Authentizität. Englische Folksongs passten kaum zu einem deutschen Namen. Bei allen hohen Ansprüchen, die Hagen Siems an seine eigene Musik stellt, hat er einige Vorbilder, nicht Götter, in seinem Pantheon: Noel Gallagher, Bob Dylan, Leonard Cohen, Morrissey, Tom Waits und natürlich auch Ryan Adams. Hier ist er selbst ganz Fan. Kürzlich ist er dem Sänger der Band Travis, Fran Healy, persönlich vorgestellt worden. „Das war ein Jugendtraum!“ Zum Jugendtraum gehört auch, dass er sich wünscht, eines Tages „von der Musik leben zu können, alle zwei, drei Jahre ein Album herauszubringen und mit der Musik alt zu werden“. Infos, Musik und vieles mehr: www.gregormcewan.com