Asylkreis informiert über Not in der Welt
Welthungertag macht viele betroffen

„Hunger ist eine Folge von Armut. Beide bilden eine Teufelskreis. Unterernährung ist nicht nur eine Folge von Armut, sie verursacht sie auch. Armut wird von Generation zu Generation weitergegeben." Petra Schwarzbich-Efsing | Foto: Antje Bücker
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  • „Hunger ist eine Folge von Armut. Beide bilden eine Teufelskreis. Unterernährung ist nicht nur eine Folge von Armut, sie verursacht sie auch. Armut wird von Generation zu Generation weitergegeben." Petra Schwarzbich-Efsing
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In Seenot geratene Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, Hunger in der Dritten Welt, Klimawandel und Kriege - in den vergangenen Tagen hatte der Halterner Asylkreis bei verschiedenen Veranstaltungen über weltweite Fluchtursachen informiert, die in ihrer Entstehung oft zusammenhängen. Nach der Dokumentation über die Seenotrettung der Sea Watch am vergangenen Sonntag war auch die Informationsveranstaltung zum Welthungertag am Samstag gut besucht.

„Hunger ist eine Folge von Armut. Beide bilden eine Teufelskreis. Unterernährung ist nicht nur eine Folge von Armut, sie verursacht sie auch. Armut wird von Generation zu Generation weitergegeben,“ erklärte Petra Schwarzbich-Efsing vom Asylkreis in ihrer Rede bei der Eröffnung des Aktionstages.
Dabei ist Hunger nicht gleich Hunger. Man unterscheidet akuten, lebensbedrohlichen Hunger, den chronischen Hunger und den verborgenen, auf den ersten Blick nicht sichtbaren Nährstoffmangel. Während Personen der ersten Kategorie unmittelbar vom Hungertod bedroht sind, führt der chronische Hunger vor allem bei Kindern zu nachhaltigen Entwicklungsschäden. Diese beiden Formen treten überwiegend in Entwicklungsländern auf. Mangelernährung gibt es dagegen auch in Europa. Oft unerkannt kann sie nachhaltig den Lebensweg beeinflussen. Fast immer betreffen die schlimmsten Ausprägungen des Hungers Kinder in der dritten Welt. Aber auch bei uns nimmt Kinderarmut zu.

Hunger ist politisch

An 15 Ständen informierten heimische und überregionale Hilfsorganisationen über Misstände in aller Welt. Armut und Hunger sind Fluchtgründe und dürfen nicht geringer geachtet werden als politische Verfolgung. Die Flucht aus einem Leben in unmenschlichem Elend muss als Asylgrund anerkannt werden. Gerade in Zeiten des Klimawandels und daraus resultierender verheerender Dürren wird die Situation für viele Menschen in Afrika noch schlimmer als jemals zuvor. Den Klimawandel haben vorwiegend Industrieländer ausgelöst, während die Ärmsten der Armen am meisten unter ihm zu leiden haben.

“Die pauschale Diffamierung dieser Menschen als Wirtschaftsflüchtlinge ist völlig fehl am Platze,“ betonte Petra Schwarzbich-Efsing und Bürgermeister Bodo Klimpel ergänzte: „Man sollte sich bewusst sein, dass es ein Privileg ist in Deutschland geboren zu sein. Auch ich wäre mit meiner Familie geflohen, wenn wir unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem korrupten Regime leben müssten.“

Heimische und überregionale Hilfsorganisationen

Mit dabei ist auch Margit Bandy-Drewello von der Halterner Tafel. Die Beteiligung der Tafel zeigt, dass nicht nur Menschen in Drittweltländern von Armut bedroht sind, sondern auch hierzulande der Bedarf an Unterstützung steigt: “Elend gibt es auch in Deutschland. Die Tafeln in den Städten haben immer mehr Zulauf. Daher machen auch wir beim Welthungertag mit.“ Dass die Tafeln überall in Deutschland mit nicht verkauften Waren aus Supermärkten beschickt werden, verrät, dass im Überfluss produziert wird, während zugleich überall die Not wächst. Noch immer landet ein großer Teil abgelaufener Lebensmittel, die durchaus noch für den Verzehr geeignet wären, in den Abfallcontainern in den Hinterhöfen der Geschäfte. Bandy-Drewello rät zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln: “Man sollte nur kaufen, was man wirklich braucht, möglichst nichts wegschmeißen. Die Tafel ist ein gutes Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften.“

Im Halterner Asylkreis engagieren sich zahlreiche Mitbürgerinnen ehrenamtlich. Der Asylkreis fungiert als Netzwerk für die Verteilung von Kleidern, Möbeln etc., bringt verschiedene Vereine an einen Tisch und leistet einen äußerst wichtigen Teil bei der Integration von Geflüchteten. Wichtig ist den Mitarbeitern aber auch die Klarstellung, dass nicht ausschließlich Flüchtlinge versorgt werden, sondern auch deutsche Mitbürger. Nicht die Herkunft einer Person steht an erster Stelle, sondern die Bedürftigkeit!

Natürlich wurde auch für das leibliche Wohl der Besucher bestens gesorgt. Annette Große Onnebrink begeisterte mit ihren frisch gebackenen Waffeln wieder Jung und Alt. Am Buffet verköstigten Flüchtlinge die Besucher mit Spezialitäten aus ihren Heimatländern. Die Köstlichkeiten gab es für eine kleine Spende. Die Organisatoren freuten sich am Ende des Tages über Spenden in Höhe von 868,62 Euro. Das Geld geht zu 70 % (608,03 Euro) an die Welthungerhilfe und zu 30 % (260,59 Euro) an den Kinderschutzbund.

„Eigentlich müsste diese Veranstaltung eine Trauerfeier sein. Es ist aber trotzdem ein Anlass zur Freude, dass so viele Menschen Anteil nehmen.“
(Susanne Schildknecht, Unicef-Kreisverband Recklinghausen)

Der Welthungertag wurde in dieser Form zum ersten Mal in Haltern begangen. Als Initiative der Welthungerhilfe gibt es die jährliche Veranstaltung bereits seit 1949. Am Aktionstag in Haltern hatten sich die AWO, Ajuda, Unicef, der Leo-Club, Khayelitsha, der Asylkreis, die Halterner Tafel, die Welthungerhilfe, Brot für die Welt, der Kinderschutzbund, die Brasilien-Kooperative, die Caritas & Caritas International, die Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Gruppen Haltern sowie viele Geflüchtete beteiligt.

Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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