Ev. Erwachsenenbildung Ennepe-Ruhr bietet Online-Kurs Gebärdensprache an
"Die Sprache ist wunderschön"

An einem Abend im Januar saßen Sigrid Müller und Silke Weber bei einer Pizza zusammen und überlegten, was sie zusammen im Rahmen der Corona-Pandemie unternehmen könnten. "Ich habe dann vorgeschlagen, mal einen Kurs in Gebärdensprache zu machen. Das stand noch auf meiner Löffelliste", erzählt Silke Weber. "Löffelliste meint die Dinge, die ich noch machen möchte, bevor ich den Löffel abgebe", erklärt sie lachend.

Bei der Evangelischen Erwachsenenbildung Ennepe-Ruhr (EEB) wurden die beiden Frauen, die seit fast 40 Jahren befreundet sind, fündig. "Wir haben schon früher Kurse bei der EEB belegt", erzählt Sigrid Müller. "Ich habe einfach Spaß und Interesse, Neues zu lernen. Und in Corona-Zeiten mal etwas Anderes machen, spielte auch eine Rolle, den Kurs zu belegen", ist sie dankbar für das Programm der EEB.
Seit dem 20. Januar sitzen die beiden Frauen nun jeden Mittwoch gemeinsam mit elf weiteren Teilnehmerinnen vor ihren PCs und trainieren das Fingeralphabet, die Gebärdenzeichen und die Grammatik der Deutschen Gebärdensprache (DGS). "Aufgrund der im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie momentan schwer abzuschätzenden Allgemeinsituation finden die Kurs-Abende jeweils als Zoom-Konferenz statt", erklärt der Leiter der EEB Matthias Kriese.
Dozentin des Kurses ist Valentina Freidenberger. Sie ist geprüfte Gebärdensprachdozentin und in den Bereichen Hausgebärdensprachkurs, Kindergarten und Erwachsenbildung tätig. Sie ist selbst gehörlos und kommuniziert im Kurs ausschließlich über Gebärdensprache. Darüber hinaus arbeitet sie mit Bildern und nutzt teilweise die Chat-Funktion von Zoom.
"Der Kurs macht Spaß ist aber auch sehr anspruchsvoll und anstrengend. Dass es trotzdem sehr viel Spaß macht, liegt an der Dozentin, die das einfach toll macht", lobt Silke Weber Valentina Freidenberger, die zurzeit auch eine berufsbegleitende Qualifizierung an der Uni Köln absolviert.

Brücke bauen zwischen Hörenden und Tauben

"Die Gebärdensprache liegt mir sehr am Herzen und bin damit aufgewachsen. Die Sprache an sich ist wunderschön und sehr lebendig. Durch meine Lebenserfahrung und die Erlebnisse mit dieser Barriere in der Gesellschaft möchte ich eine Art Brücke bauen zwischen Hörenden und tauben Menschen", erklärt die engagierte Dozentin.
Die Teilnehmerinnen des EEB-Kurses hat Valentina Freidenberger mit ihrem Anliegen gewonnen. "Der Kurs ist auf jeden Fall eine Bereicherung", sagt Silke Weber und hofft auf einen Aufbaukurs. "Wenn wir über Inklusion reden, müssen wir auch an die Menschen denken, die taub sind. Eigentlich müsste die Gebärdensprache reguläres Schulfach sein", unterstreicht sie ihr Interesse.
Am 24. März endet der Online-Kurs. An dem Abend wird wie beim ersten Treffen eine Dolmetscherin mit im Kurs anwesend sein und offene Fragen beantworten. "Diese Anwesenheit ist Bestandteil eines bundesweit angewendeten Konzeptes für Gebärdensprachkurse und dient der Qualitätssicherung", erklärt Matthias Kriese.
Bis dahin und vielleicht auch darüber hinaus üben die Teilnehmerinnen fast täglich Zuhause. "Alle filmen sich per Smartphone während des Kurses, weil man ja nicht mitschreiben kann. Zuhause sehen wir uns dann das Gefilmte an und üben. Unterstützend bekommen wir wöchentlich Power-Points von Matthias Kriese, die wir auch bearbeiten", erzählt Sigrid Müller.

Autor:

Lokalkompass Hattingen aus Hattingen

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