Der Geologische Dienst NRW bohrt an der Abtsküche

Mit zwei jeweils 100 Meter tiefen Bohrungen bei Heiligenhaus beginnt heute, am Dienstag, die diesjährige Bohrkampagne des Geologischen Dienstes NRW. Die Geologen erwarten hiervon wichtige Erkenntnisse zum Aufbau des Gesteinsuntergrundes in der Region. Die Daten benötigen sie für eine neue digitale geologische Karte, die sie derzeit für den Großraum Düsseldorf/Niederbergisches Land erarbeiten.

Ob Grundwasserschutz, Erdwärmenutzung, allgemeine Planungsdaten zum Untergrund oder auch das Erkennen potentieller Risiken, die vom Untergrund ausgehen können: In NRW geht nichts ohne die Geo-Daten des Geologischen Dienstes NRW. Er betreibt die geologische Landesaufnahme für ganz NRW und erhebt geowissenschaftliche Grundlagendaten. Er stellt die Untergrundverhältnisse in Karten dar und hält die Daten aktuell. Bohrkerne liefern dabei durchgehende Gesteinsproben, an denen neben der Gesteinsabfolge auch zu erkennen ist, wie die Schichten im Untergrund liegen und ob sie von Verwerfungen durchzogen werden. Es sind dringend notwendige Referenzdaten, um die Verbreitung, Mächtigkeit und den Aufbau von Schichtenfolgen zu erkennen und in geologischen Karten zu erfassen.

Mit den Kernbohrungen an der Abtsküche in Heiligenhaus werden speziell die 331 bis mehr als 361 Millionen Jahre alten Gesteine aus der Unterkarbon- und Oberdevon-Zeit erkundet. Sie entstanden als Meeresablagerungen, sind in der Region aber sehr wechselhaft und können aus Ton-, Schluff-, Sand-, Kalk- oder Dolomitstein bestehen. Bisher sind sie nur wenig untersucht, so dass ihr Schichtenaufbau unklar ist und viele Fragen offen bleiben.

Zuerst wird auf dem Freizeitparkplatz an der Abtskücher Straße nördlich des Rinderbaches gebohrt. „Wir erwarten dort den jüngeren Abschnitt der Schichtenfolge, die mit Ton- und Schluffsteinen beginnt, und wollen bis in eine Serie aus Kalksteinen und Kieselschiefern vorstoßen“, so Dr. Martin Salamon, der für die Bohrungen zuständige Geologe. „Danach setzen wir die zweite Bohrung auf dem Gelände der Kläranlage an und hoffen, mit nahtlosem Anschluss an das erste Bohrprofil tiefer in ältere Schichten vordringen zu können. Hier könnten Kalksteine auftreten, die aus kleinen Korallenriffen entstanden sind und solche, die sich aus Schlammwolken am Meeresgrund abgelagert haben“. Ob tatsächlich das angetroffen wird, was nach den Vorplanungen zu vermuten ist, oder doch etwas ganz anderes, das ist bei jeder Bohrung spannend. Denn neben der unbekannten Gesteinsabfolge können auch die Faltung der Schichten sowie Verwerfungen für überraschende Ergebnisse sorgen.

Die Bohrungen werden voraussichtlich vier bis sechs Wochen dauern. Zum Abschluss erfolgt jeweils eine geophysikalische Vermessung des Bohrlochs. Damit werden Daten zu den Gesteinseigenschaften und den Grundwasserverhältnissen erfasst. Die Bohrkernaufnahme, Gesteinsbeschreibung und weitere Untersuchungen finden dann nicht mehr vor Ort, sondern beim Geologischen Dienst in Krefeld statt. Weitere Gesteinseigenschaften, wie zum Beispiel ihr genaues Alter, die Porosität, Wärmeleitfähigkeit oder der Chemismus, werden dort im Labor untersucht.

Ziel der derzeitigen geologischen Landesaufnahme in der Region Düsseldorf/Niederbergisches Land ist es, aktuelle Untergrunddaten für Planungen und Risikobewertungen zu bekommen. Alle Ergebnisse fließen in einem Geo-Informationssystem zusammen, aus dem ein 3D-Untergrundmodell entwickelt wird. Gerade in Hinblick auf zukunftsweisende Planungen sind geologische Informationen unverzichtbar, zum Beispiel für die Nutzung von klimaschonender und umweltfreundlicher Erdwärme, die ohne Kenntnisse des Untergrundes und der Gesteinseigenschaften nicht möglich wäre. Auch für den Schutz unseres kostbaren Grundwassers sind Geo-Daten erforderlich.

Autor:

Lokalkompass Niederberg aus Velbert

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