Mehr Humor als Spannung - Lesung mit Edda Minck

Klein aber fein war der Kreis am Mittwochabend in der Stadtbücherei, der der Bochumerin Roman- und Krimiautorin Edda Minck lauschte. Rund zwanzig Zuhörerinnen und ein Quotenmann (Edda Minck: "Das erlebe ich meistens bei meinen Lesungen, denn Frauen lesen lieber, Männer hören Musik") wollten mehr erfahren über die abstrusen Lebensabenteuer der Heldin und "Miss Marple des Ruhrpotts", Maggie Abendroth. Und in der Tat rankten sich die humorvollen Appetit-Häppchen, die Edda Minck in einem Querschnitt aus ihren fünf Bänden (totgepflegt - abgemurkst - umgenietet - ausgeträllert - totgequatscht) präsentierte, mehr um die eher erfolglosen beruflichen Ausflüge der stets von der Pleite bedrohten 37-jährigen Spürnase Maggie, als um blutrünstige Kriminalfälle. "Cosy Crime" nennt die waschechte Bochumerin dann auch ihren Schreibstil, in der die Kriminalfälle nur den Rahmen bilden. So schlittert Maggie im ersten Band während eines Praktikums bei einem Bestattungsinstitut in einen Mordfall. Dort geht es los "Oppi gucken", den auf dem Klo sitzend der Exodus ereilt hat. Zusammen mit den beiden Chefs des Bestattungsinstitutes, Herrn Matti und Herrn Sommer, wartet Maggie stundenlang auf den Notarzt, der dann "britzebreit" einen Blanko-Totenschein ausstellt und macht sich so ihre Gedanken über die Bailey-Totenparty der "lieben" Verwandtschaft.
In der zweiten Episode schlägt sich Mincks Heldin im Sekretariat des Bestattungsinstitutes mit dem Musikwunsch des verblichenen Herrn Königsbacher herum, der zu Lebzeiten Vorsitzender eines Flippers-Fanclubs war. Welchen Titel soll man bei der Beerdigung nur aus dem "konzentrierten Gift von 20 Jahren Schlagerbusiness" auswählen? Maggie Abendroth stößt einmal mehr an ihre Schmerzgrenzen...
Kein Blatt vor den Mund nimmt Edda Minck auch bei Maggies Abenteuern im Bochumer Rotlichtmilieu. Dorthin verschlägt es sie als Taxifahrerin für Kiezkönig Kislowski, ihre einzige Stammkundin, der ständig Bratwurst futternden Queen Ellie und deren Zwergpudel.
Nach der Pause war es dann aber doch noch soweit: "Jetzt bekommen Sie endlich noch ihre Leiche", versprach Edda Minck den Zuhörerinnen. Bevor es jedoch soweit war, stand erst noch einmal ein amüsanter Einblick in den nervigen Mikrokosmos des Callcenter eines TV-Shopping-Kanals an. Auch dort versucht sich Maggie Abendroth mehr schlecht als recht das notwendige Geld für eine neue Wohnung zu erarbeiten, bevor noch ein Versuch als Aushilfe in Miss Ellis Pudelsalon folgt. Zum Schluss dann aber doch noch die versprochene Leiche während des jährlichen Friedhofstages in Altenbochum. Dort wird während der Bestatterausstellung in einem Sarg eine in einen Teppich gewickelte Leiche entdeckt. Und alle während der rund 60-minütigen Lesung längst ins Herz geschlossenen Figuren sind sie prompt wieder zur Stelle, um sich einzumischen: die Bestatter Sommer und Matti, Kommissar Winnie Blaschke, "Pudel-Dame" Ellie und ihr Freund Rudi, Oma Berti und natürlich Maggie Abendroth.
Alles in allem eine Lesung mit viel, teilweise derbem, aber dafür umso authentischeren Ruhrpott-Humor, liebenswerten Helden aber etwas wenig Krimi!

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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