"Ich möchte Ängste abbauen!"
Hemeraner Arzt Dr. Maher Tayar gründet Syrischen Kulturverein Deutschland

Dr. Maher Tayar mit den Unterlagen zur Vereinsgründung. Fotos: Schulte
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Obwohl Dr. Maher Tayar bereits das stolze Alter von 72 Jahren erreicht hat, wirkt er nach wie vor voller Tatendrang. "Durch unseren neuen Verein wollen wir gegenseitige Ängste zwischen den syrischen Flüchtlingen und den Deutschen abbauen." Denn die werden zum Leidwesen des Hemeraners aktuell leider nicht weniger, sondern wachsen stattdessen.

Von Christoph Schulte

Nach wie vor voller Zuversicht und Optimismus

Doch Dr. Maher Tayar strahlt im Gespräch viel Zuversicht und Optimismus aus - was bewundernswert ist, wenn man vor seiner eigenen Lebensgeschichte mit Höhen, aber eben auch vielen Tiefen erfährt. 1972 siedelte der gebürtige Syrer und verheiratete Familienvater nach Deutschland über, wo er als Facharzt für Urologie zwischen 1982 und 2002 erfolgreich eine Praxis in Iserlohn betrieb.

"Wollte etwas für mein Heimatland tun"

Nach der Übergabe der Praxis an Dr. Schochtow wollte der Mediziner etwas für sein Heimatland tun und ging mit vielen Ideen im Kopf zurück nach Syrien. "Ich beteiligte mich am Bau einer Ferienanlage in Safita an der Mittelmeerküste, half beim Bau einer Fachhochschule und eines Krankenhauses." Außerdem erwarb der Mediziner eine Ölmühle und 65 Hektar Land mit 12.000 Olivenbäumen. Dann begann der Bürgerkrieg und damit eine schreckliche Phase in Dr. Tayars Leben. 2013 wurde er entführt, sechs Wochen gefangen gehalten und gefoltert. Erst nach Zahlung eines hohen Lösegeldes konnte er im Rollstuhl Syrien wieder verlassen. In Deutschland folgten schließlich vier Operationen, so dass es ihm heute gesundheitlich wieder einigermaßen gut geht und er längst neue Pläne geschmiedet hat. Einer davon ist der Syrische Kulturverein Deutschland.

Erfolgreiche Vereinsgründung

Der ist in seiner Form nach Kenntnis von Dr. Tayar der erste und einzige in ganz Deutschland. Und den hat Dr. Maher Tayar vor kurzem mit rund 40 Gleichgesinnten erfolgreich gegründet und gleich auch den Vorsitz übernommen. "Momentan warten wir noch auf den Eintrag ins Vereinsregister durch das Amtsgericht, um die Gemeinnützigkeit zu erhalten."

Fünf Themenbereiche

Sobald der vorliegt, will Dr. Tayar mit dem neuen Verein durchstarten. "Wir werden dann Teams bilden, die sich schwerpunktmäßig mit einem der fünf Themenbereiche beschäftigen, um die sich die Ziele des Vereins drehen", erläutert Maher Tayar. Und das sind die Bereiche Kultur, Kinder und Schulen, Reisen, Sozialarbeit/Pflege und der Bereich Stadtfeste. "Unser Hauptzweck wird zum einen die Förderung der Integration syrischer und arabischer Flüchtlinge in Deutschland sein, gleichzeitig aber auch die Bewahrung ihrer Identität als Syrer, ihrer Kultur und Muttersprache." Gerade letzteres sei sehr wichtig für eine eventuelle spätere Rückkehr insbesondere jüngerer Flüchtlinge in ihre Heimat.

Geflüchteten mit Rat und Tat zur Seite stehen

Ganz praktisch will der neue Verein den Geflüchteten in Deutschland mit Rat und Tat beim Meistern des Alltags zur Seite stehen. Die Angebote sollen von der Begleitung und Unterstützung bei Behördengängen, über Hilfestellungen beim Erlernen der Sprache bis zur Vermittlung von Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsstellen reichen.
Gleichzeitig soll das gegenseitige Kennenlernen und das Zusammenwachsen der beiden Völker durch die Beteiligung an Stadtfesten, der Organisation von gemeinsamen Kochkursen, von Kultur- und Sprachreisen oder regelmäßigen Schüleraustauschen erleichtert werden.

Neutral in Sachen Religion

Ganz wichtig ist Dr. Maher Tayar schließlich die Neutralität seines Vereins im Bereich Religion. "Wir werden keine extremen Gruppierungen oder Fanatiker dulden und keine Religion bevorzugen."

Dr. Maher Tayar mit den Unterlagen zur Vereinsgründung. Fotos: Schulte
Neben der Jagd ("Wahrscheinlich bin ich der einzige Syrer weit und breit mit einem Jagdschein") gehören das Angeln und seine Gartenoase zu den Hobbys des Mediziners.
Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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