Kleinod in Unser Fritz / Heimatmuseum will Zuwanderung darstellen

Von außen hat das Heimatkunde-Museum schon ein "Lifting" bekommen. Behutsam will Museums-Chef Dr. Oliver Doetzer-Berweger in den kommenden Jahren die Sammlung modifizieren.   Foto: Erler
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  • Von außen hat das Heimatkunde-Museum schon ein "Lifting" bekommen. Behutsam will Museums-Chef Dr. Oliver Doetzer-Berweger in den kommenden Jahren die Sammlung modifizieren. Foto: Erler
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„Dieses Museum ist einen Ausflug, nicht nur für ‚Wanner Kinder‘, wert.“ Mit diesen Worten lässt Heinrich Theodor Grütter seinen Artikel im Museumshandbuch Ruhrgebiet (1989) über das Heimat- und Naturkundemuseum in Unser Fritz enden. Zeilen, die man bis heute unterschreiben kann. Seit einiger Zeit wird in den bürrgerschaftlichen Gremien der Stadt über eine Neuausrichtung der Sammlung gesprochen. Die Migrationsgeschichte soll stärker herausgearbeitet werden.
Bitte kein weiteres Museum zur Geschichte der Arbeiterschaft und Industrialisation, war ein Stoßseufzer des Schreibers dieser Zeilen, einem bekennenden Freund solcher Heimatmuseen, wie wir es in Unser Fritz haben. – Und wohl auch behalten werden, wie Dr. Olver Doetzer-Berweger, der Leiter des Emschertalmuseums, beruhigt, unter dessen Dach neben dem Heimatmuseum, Schloss Strünkede und die Städtische Galerie zusammengefasst sind.
„Wir wollen die Geschichte vom Menschen her erzählen“, sagt Doetzer-Berweger. Und die seien eben von weither in unsere Region gekommen, um hier zu arbeiten, so der Historiker. Als Beispiel nennt er den Bau des Rhein-Herne-Kanals, der 1914, vor bald einhundert Jahren, fertiggestellt wurde: Viele Arbeiter kamen damals aus Italien in unsere Region. „Erdarbeiter“ stand in alten Adressbüchern hinter nicht wenigen Namen mit italienischem Klang. Da liegen dann auch die Anknüpfungspunkte zu den Sammlungen des Museums. Dem Kanalbau und den Funden prähistorischer Pflanzen und Lebewesen, ist eine eigene Abteilung gewidmet. Was liegt also näher, als die Beziehung zu den Menschen aufzuzeigen, die mit ihrer Hände Arbeit diese Fundstücke ans Tageslicht brachten? Nicht anders ist es beim Bergbau. Über viele lange Jahre hinweg sorgte er für Zuwanderung aus allen Teilen Deutschlands und Europas. Auch hier bietet das Heimatmuseum Anknüpfungspunkte in großer Zahl; wie überhaupt auch viele andere Bereiche sich mit dem befassen, was einen großen Teil des Lebens ausmacht: der Arbeit, die immer wieder Menschen in unseren vor der Industrialisierung dünn besiedelten Raum lockte. Sie alle fanden hier ihr Zuhause, und wo könnte man dies besser darstellen, als in einem Heimatmuseum?
Empfindsam wolle man diesen Weg beschreiten, versichert der Museumsmann. In der Dauerausstellung und in Sonderausstellungen. Keine Frage, dass „Pretiosen“, wie zum Beispiel die Jugendstil-Drogerie Kleffmann, in der Dauerausstellung bleiben.
Doch das alles sind erst einmal nur Planungen. „Alles steht unter einem Finanzierungsvorbehalt“, sagt Doetzer-Berweger, der davon ausgeht, dass man frühestens 2014 mit der Umgestaltung beginnen werde.
Veränderungen fallen dem ins Auge, der länger nicht an der Unser-Fritz-Straße 108 vorbeigeschaut hat: Am Äußeren der unter Denkmalschutz stehenden alten Schule hat sich einiges getan: Die Fassade ist gereinigt und geschützt worden, neue Fenster sorgen für ein besseres Raumklima. Im Hof, zwischen den alten Loks und Straßenbahnwagen, verwöhnt ein kleines Café die Besucher, die das Heimatmuseum zu schätzen wissen und in großer Zahl vorbeischauen.
„Es sind mehr als 8000 Menschen im Jahr, die zu uns kommen“, freut sich der Museums-Chef.
Dass es nicht nur ältere, „heimatverbundene“ und kulturliebende Besucher sind, davon kann man sich leicht überzeugen. Kinderstimmen hört man dort allenthalben, ob sie nun mit ihren Eltern oder Großeltern durch die Ausstellung tollen, oder von Museumspädagogen geleitet, zum Beispiel bei einer „Schatzsuche.

Von außen hat das Heimatkunde-Museum schon ein "Lifting" bekommen. Behutsam will Museums-Chef Dr. Oliver Doetzer-Berweger in den kommenden Jahren die Sammlung modifizieren.   Foto: Erler
Die Museumsmitarbeiter Marina Preusche und Mustafa Kandil vor einer prächtigen Kulisse: der alten Jugendstil-Drogerie Kleffmann, einem der Prunkstücke des Heimat- und Naturkundemuseums. Foto: Detlef Erler
Autor:

Rainer Rüsing aus Herne

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