Präsidentenwahl in der Türkei: " Menschen sind zweigeteilt"

"Live und und vor Ort konnte ich die Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag in der Türkei erleben, so Frank Heu. Heu:" Erdogan spaltet die Türkei in zwei Lager".

Auffallend war, dass man als Unbeteiligter und Neutraler in der Türkei so gut wie keinen Wahlkampf wahrnahm. Es prangten in den Dörfern keine Plakate von den Laternen. Ebenso waren keine Plakate aufgestellt. In den großen Städten wie z. B. Malavgat, Izmir oder Istanbul waren zahlreiche Großplakate aufgestellt. Überwiegend waren es Recep Erdogan Plakate. Darüber hinaus waren die zahlreichen Gazetten, wie Hürriyet oder Sabbat fast ausschließlich Erdogan geprägt. Seine Gegenkandidaten standen häufig im "Abseits". eben nicht an expornierten Stellen.Erdogan wurde häufig mehrfach neben einander aufgestellt. Die Gegenkandidaten standen oft lediglich parallel auf dem Mittelstreifen einer Straße. Oder wiederum zogen Ketten von Fahnenwimpeln das Konterfei Erdogans über die Straße. Von seinen Gegnern keine Spur. Schaute man sich die türkischen Sender an, so war die gefühlte Berichterstattung 10:1. Also zehn Minuten Erdogan. 1 Minute von den Gegenkandidaten.
Am Abend der Wahl, um 20:00 Uhr kamen die ersten Hochrechnungen herein. Erdogan führte ausschließlich in den westlichen Gebieten. Im Osten hingegen fand man Mehrheiten für Ihsanoglu. Schnell war klar, Erdogan gewann im ersten Wahlgang mit 52 Prozent der Stimmen. Angeblich lag die Wahlbeteiligung bei 77 Prozent.
Samstag abend versprach Erdogan seinen Landsleuten noch voll mundig eine "neue Türkei" mit muslischer Identität. Was auch immer das heißen mag. Der 60 jährige will die Türkei zu einer modernen Großmacht formen mit europäischen Demokratienormen.
Doch so konnte ich in vielen zahlreichen geführten Gesprächen mit den Wählern feststellen, dass Recep Tayip Erdogan seine Landsleute polarisiert. Viele von ihnen, meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren alt, berichteten mir, dass Erdogan die Arbeitslosigkeit so gut wie abgeschafft habe. Die Menschen haben wieder Arbeit und können zwar nicht gut, aber einigermaßen davon Leben. Das ist besser als vor 15 Jahren. Die Geschäfte sind voll. Es gebe positive Anzeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs in der Türkei. Erdogan habe viel für die Menschen in der Türkei getan. Klar, er mache nicht alles richtig. Gar keine Frage. Aber er sei von den den Kandidaten immer noch der Beste, so die Menschen in der Türkei.
Ich hatte das Gefühl, dass es einen regelrechten Erdogan Kult in der Türkei gibt. Gleichwohl, dass auch immer wieder in den Gesprächen mir deutlich und kalr gemacht wurde, dass die Menschen die immer noch vorherrschende häusliche Gewalt, die geduldete Zwangsverheiratung, auch wenn gesetzlich verboten, die mangelnde Pressefreiheit, Internetzensur, und die nicht immer offene Meinungsfreiheit scharf kritisierten.
Fraglich ist, ob die in Erdogan gesetzten Hoffnungen auf weiteren wirtschaftlichen Aufschwung, Stärkung des Mittelstandes und Beitritt in die europäische Union auf Dauer durch ihn erfüllt werden können.

Autor:

Frank Heu aus Herne

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