Die große Einsamkeit

Da ist er: Unter den kreativen jungen Damen hat sich immerhin ein Junge eingefunden. Foto: Erler
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Die Musik ist düster, die Gesichter starr und bewegungslos. Die Protagonisten laufen aneinander vorbei und wenn man sich denn doch einmal trifft, dominieren abwehrende Gesten. Nein, das moderne Stadtleben ist wahrlich kein Zuckerschlecken.
So sieht es zumindest eine Gruppe von Neuntklässlern des Pestalozzi-Gymnasiums. In zehnwöchiger Arbeit haben sie eine Tanztheater-Vorführung entwickelt, die sie ihren Mitschülern und Lehrern präsentieren. Mit Bewegung, Sprache, Gesang und Musikentwerfen die Jugendlichen ein nicht gerade positives Bild unserer Gesellschaft.
„Das war ganz schön gruselig mit einer richtig düsteren Stimmung“, findet eine Mitschülerin danach. „Die Leute laufen aneinander vorbei und beachten sich nicht“, beschreibt sie das Gefühl der Anonymität, die die Jugendlichen in ihrer Darstellung präsentieren und damit Mitschüler wie Lehrer beindrucken.
Dabei waren die Jugendlichen bis jetzt noch nicht einmal künstlerische Überzeugungstäter. Vielmehr brauchte es einen kleinen Schubser, um die Kreativität zu wecken.
In diesem Fall war es der Kunst-/Musik-/Literatur-Unterricht am Pestalozzi-Gymnasium. „Unsere Lehrerin hat uns gesagt, dass wir dieses Projekt machen“, verrät Jeanna. Freiwillig verpflichtet, sozusagen.
Und so lernten die Schülerinnen und Schüler unter der Leitung der Tanzpädagogin Sara Hasenbrink eine unbekannte Welt kennen. „Wir haben in der Jugendkunstschule Übungen zur Improvisation, dem richtigen Sprechen sowie Tanz und Bewegung gemacht“, erklärt Jeanna. Und das auch noch samstags! „Wir haben das am Anfang eher belächelt und gedacht, das wird eh nichts“, gibt Luisa zu. „Doch jetzt sind wir ganz glücklich mit dem Ergebnis“, strahlt sie, auch wenn es nicht gerade ein Wohlfühlstück geworden ist. „Das ist so im Laufe der Zeit entstanden“, erklärt Jeanna, und Luisa stellt klar: „Es gibt nicht nur eine Interpretation“, auch wenn beide zugeben, der Gedanke der Anonymität und Einsamkeit in unserer Gesellschaft führe garantiert nicht auf die falsche Fährte.
Nicht nur eine gute Note ist ihnen damit gewiss. „Diese Erfahrung bringt ihnen auch etwas für das spätere Leben. Sie sind einfach selbstbewusster nach diesem Erlebnis“, ist sich Lehrerin Maike Verwey sicher, die die Gruppe gemeinsam mit ihrer Kollegin Carola Meurer betreut.
Das Projekt gehört zur Reihe „Schule und Kultur“, in der die Jugendkunstschule mit fünf Bildungsanstalten in Herne unter dem Oberthema „Stadt gestalten“ zusammengearbeitet hat, um die Jugendlichen dazu zu bringen, sich künstlerisch und kreativ mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen.

Da ist er: Unter den kreativen jungen Damen hat sich immerhin ein Junge eingefunden. Foto: Erler
Gemeinsam und doch allein: Das Leben in der Stadt ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Foto: Erler
Autor:

Dirk Marschke aus Herne

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