Bücherkompass: "Jetzt reicht's!" von Harro Honolka

Foto: Westend-Verlag

Unsere Gesellschaft steckt voller Widersprüche, Ungerechtigkeiten und Missstände. Dennoch gibt es noch immer eine große Zahl von Menschen, die sich hinter heimischen Mauern oder am vielzitierten Stammtisch über diese Zustände aufregen, aber selbst nichts dagegen unternehmen. „Was kann unsereins schon machen?“ ist ein oft gehörter, resignierter Satz. Für diese Mitbürger, aber auch all jene, die bereits erste Erfahrungen damit gesammelt haben, dass Eigeninitiative durchaus etwas bewirken kann, ist „Jetzt reicht's!“ - 50 Anleitungen zum Bürgerprotest – von Harro Honolka vielleicht genau das richtige Buch.

Auf 238 leicht zu lesenden Seiten hat der Autor, politischer Soziologe und aktives Attac-Mitglied, einen Einstiegskurs in Bürgereimischung verfasst. Dabei bleibt das Buch stets frisch und lebendig, die Sprache des Autors ist nicht akademisch, er ergeht sich auch nicht in ellenlangen Analysen, Bewertungen oder Exkursionen, sondern formuliert schlüssig, kurz, präzise und hier und da mit einem kleinen Augenzwinkern.

Die ersten 57 Seiten beschäftigen sich mit der Frage, ob wir bereits eine Bürger-Protestkultur haben und was dazu beitragen könnte, eine wirklich lebendige Protestkultur zu erhalten. Was spricht für Aktionen, was dagegen? Welche unerwünschten Nebeneffekte könnte eine Aktion haben und welche Risiken hat das Ganze möglicherweise für den Protestierer?
Dabei werden auch die Bedenken behandelt, die Menschen häufig davon abhalten, aktiv zu werden – passend dazu gibt es gleich eine Auswahl von Grundsätzen und Argumenten, die nicht nur für das eigene Selbstbewusstsein, sondern auch für das Gespräch mit Kritikern die eigene Position und vor allem die eigene Moral stärken. So gerüstet, kann man sich in aller Ruhe mit dem größeren Teil des Buches beschäftigen:

50 Anleitungen für konkrete Möglichkeiten zum Bürgerprotest bilden den Kern des Buches, angefangen vom Wechsel des Stromanbieters über Petitionen, Bürgeranträge in der Kommune bis hin zur Königsdisziplin: der Gründung einer Bürgerinitiative.
Dabei wird jede Aktion ausführlich besprochen – vom Anlass über die eigentliche Aktion zu Wirkung, Aufwand, den Risiken und (ganz wichtig) natürlich dem Spaßfaktor des Ganzen.
Daraus kann man sich nach eigenem Geschmack Aktionen heraus suchen, um selbst aktiv zu werden – oder neue Ideen daraus ableiten.
Abgerundet wird das Projekt durch die Website http://www.anleitungen-buergerproteste.de, auf der man über die verschiedenen Aktionen diskutieren und neue Aktionen vorschlagen kann.

Fazit: locker geschrieben, gut zu lesen und nachvollziehbar. Ein guter Leitfaden für Einsteiger und Leute, die nach neuen Impulsen suchen. Viele Links und Quellen runden das Ganze ab. Politisch engagierte Menschen, die sich ohnehin bereits mit Demonstrationen, Petitionen, Flugblattaktionen und fairem Einkaufen beschäftigt haben, werden allerdings nicht mehr so viel Neues erfahren.

Autor:

Sascha Köhle aus Herten

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