Herzstillstand mitten in der Stadt - Was ist zu tun, bis der Rettungswagen kommt?

Bürgermeister Rainer Eßkuchen, Helga Darenberg, Michael Wessing und Friedrich Nölle mit einem Defibrillator als Demonstrationsobjekt (v.l.).
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Niemand will in diese Situation geraten: Ein Angehöriger, Kollege, Freund oder Passant bricht in der Öffentlichkeit aus heiterem Himmel zusammen - Verdacht Herzflimmern oder gar Herzstillstand. Was tun, bis der Rettungswagen kommt?
Bönen. Auf diese, unter Umständen, lebensrettende Frage möchte der vor rund einem Monat gegründete Verein „definetz“ Antworten geben. „Der plötzliche Herztod ist in Deutschland die häufigste Todesart und trifft jährlich mehr als 130.000 Menschen. Rund zwei Drittel der Betroffenen könnte mit einem auch von Laien einfach und sicher zu bedienenden, öffentlich zugänglichen Defibrillator (Public Access Defibrillator, kurz PAD) das Leben gerettet werden“, erklärte der Schriftführer des Vereins, Friedrich Nölle. In den meisten Fällen gehe einem Herzstillstand ein Kammerflimmern voraus und da sei die Defibrillation die einzig wirksame Behandlung. „Immer vorausgesetzt, ein Defibrillator kommt rechtzeitig, innerhalb weniger Minuten, zum Einsatz. Unsere bisherige Recherche zeigt, dass Deutschland beim Thema Defi-Versorgung im Vergleich zu anderen Ländern ein Entwicklungsland ist“, hob Nölle hervor. „Als wir das Thema in einem ersten Gespräch diskutierten, war ich erschüttert über meine eigene Unkenntnis. Ich war früher selbst OP-Schwester in der Intensivmedizin und weiß eigentlich, was zu tun ist, aber ich konnte die Frage ‚Wo ist der nächste Defi?‘ nicht beantworten“, gestand die Vorsitzende des Vereins, Helga Darenberg. Das erste Ziel von „definetz“ sei es, eine bisher nicht existierende deutschlandweit einheitliche Datenbank aufzubauen, in der alle Standorte und die Verfügbarkeit per Internet oder per Handy abrufbar sind. „Circa 1.800 Geräte sind bisher erfasst“, so Darenberg.
Zum Zweiten verfolgt der Verein in Kooperation mit der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund das Ziel, einheitliche Grundlagen für eine optimale Standortplanung für Defibrillatoren zu schaffen. Exemplarisch für das gesamte Bundesgebiet sollen in der ausgewählten Beispielkommune Bönen eine wissenschaftlich entwickelte Methodik und ein Kriterienkatalog (zum Beispiel Bevölkerungsdichte, Altersstruktur, Erreichbarkeit) zur Anwendung kommen, um ein räumliches Konzept zur Versorgungsplanung mit Defis entwerfen zu können. „Der entsprechende Fachbereich der Gemeindeverwaltung wird die Raumplaner der Uni Dortmund bei diesem Projekt tatkräftig unterstützen“, versprach Bönens Bürgermeister Rainer Eßkuchen.
„Wir müssen bei den Mitbürgern ein viel größeres Bewusstsein für das Thema ‚Defibrillatoren‘ erzeugen“, umriss Michael Wessing eine weitere Vereinsintention. Wessing ist Vorsitzender eines ebenfalls gegründeten Beirates des Vereins. In Kürze werde eine Informationskampagne über „definetz“ mit prominenten und nicht prominenten Unterstützern starten, so der Beiratsvorsitzende. „Als ehrenamtlich tätiger Verein sind wir auf breite Unterstützung angewiesen und wir hoffen natürlich, dass wir viele Mitstreiter finden“, fasste Nölle zusammen.

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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