Klüngelskerle werden schmerzlich vermisst

Früher gehörten sie zum Straßenbild fest dazu: Die Klüngelskerle, Schrottsammler, die per Melodie auf sich und ihren Wagen aufmerksam machten. Wolfgang Hammer aus Kamen könnte einen solchen Schrottsammler gut gebrauchen, um seinen alten Metallspind loszuwerden. Nur wie findet man einen Schrotthändler, der nicht noch Geld für die Entsorgung haben will?

Durch Kamen fahren darf längst nicht mehr jeder. Das musste Hammer erfahren, als er längere Zeit vergeblich auf einen Klüngelskerl gewartet hatte. Ein Anruf bei der zuständigen „Unteren Abfallbehörde“ in Unna brachte Klarheit. Dort erfuhr er, dass es fast allen Schrotthändlern untersagt sei, regelmäßig und mit Melodie auf Schrottsuche zu gehen. „Man sei froh, dass die schwarzen Schafe vom Markt verschwänden, sagte man mir“, erzählt er. Telefonnummern von legalen Klüngelskerlen wollte man ihm nicht nennen, da man sonst alle nennen müsse. „Auch einige meiner Nachbarn vermissen die Klüngelskerle“, ergänzt Hammer.

„Es gibt noch zwei Betriebe in Kamen, die bei uns gemeldet sind und Schrott einsammeln dürfen“, erklärt Birgit Kalle von der Pressestelle Kreis Unna auf Anfrage. „Die Nummern nennen wir aber nicht. Das ist Sache der Schrotthändler.“ Es sei aber möglich, dass sie nicht im Internet zu finden sind.

Ein Schrotthändler (Name der Redaktion bekannt) bestätigt, dass er genau wie die meisten anderen Schrotthändler nicht mehr mit Melodie durch die Gegend fahren dürfe. „Es gab viele, die das schwarz gemacht haben, deshalb ist die Behörde aktiv geworden“, sagt er. Ein weiterer Händler, der im gesamten Kreis Unna sammelt, erklärt, dass die Bürger froh waren, wenn der Klüngelskerl vorbei kam. „Menschen, die kein Auto haben, sind manchmal auf uns angewiesen. Wir stören ja auch kaum, nach einer Minuten sind wir schon wieder weiter.“

Auch das Internet bietet nicht wirklich Hilfe. So gibt es etwa eine NRW-weite Seite, auf der „alle Service-Leistungen im Bereich Schrott-Entsorgung kostenlos geboten“ werden. Klingt gut, allerdings wird dies weiter unten eingeschränkt: „Für diese kostenlose Dienstleistung benötigen wir eine Mindestmenge, daher können von uns keine einzelnen Geräte abgeholt werden.“

Wie Wolfgang Hammer seinen Schrank nun los wird, weiß er noch nicht. „Ich werde noch einige Händler anrufen. Ich habe aber erfahren, dass in Bergkamen noch Klüngelskerle unterwegs sind. Vielleicht nehme ich mit denen Kontakt auf.“

Autor:

Tobias Weskamp aus Kamen

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