Ein großes Herz und mächtig viel Idealismus - Dori oder vier Pfoten auf dem Weg ins Glück

Beate Mühlenberg ist mit Leib und Seele für ihre Tiere da. Ihre Maxime: Das Elend so gut es geht zu mindern und nie aufhören, an seine Ziele zu glauben.
  • Beate Mühlenberg ist mit Leib und Seele für ihre Tiere da. Ihre Maxime: Das Elend so gut es geht zu mindern und nie aufhören, an seine Ziele zu glauben.
  • hochgeladen von Regina Katharina Schmitz

„Alte Menschen nennt man weise, alte Hunde problematisch“ erklärt mir die stellvertretende Tierheimleiterin der Tierherberge in Kamp-Lintfort, Beate Mühlenberg, mit einer stillen Traurigkeit in den Augen.

„Da ist soviel Wut, Unverständnis und maßlose Enttäuschung, die ich empfinde, wenn ich sehe, wie manche Menschen ihre Hunde behandeln. Und dann ist da wieder so viel Freude, Dankbarkeit und Stolz, wenn die Dinge passieren, für die wir jeden Tag arbeiten.“
Was sie damit meint: Wenn zum Beispiel ein völlig verstörter Hund von alleine zu einem kommt und den Kontakt sucht. Wenn fröhliche Familien kommen und einen der Heimatlosen in ihre Familie aufnehmen, wenn Menschen vorbeischauen und fragen, ob sie mit dem Ausführen eines Hundes helfen könnten.

Es gibt unzählige Beispiele dafür, dass es sich lohnt, die Anstrengungen auf sich zu nehmen, die die Arbeit in einem Tierheim mit sich bringt. Und dabei hat es Beate Mühlenberg nicht einmal schlecht getroffen. Die Tierherberge in Kamp-Lintfort ist, so konnte ich mich selbst überzeugen, eine ganz vorbildliche Einrichtung, die im Gegensatz zu vielen anderen Tierheimen der Region die alternative Gruppenhaltung praktiziert. Hier gibt es keine engen Zwinger, wo psychisch traumatisierte Hunde in Einzelhaltung ihr Dasein fristen, bis einmal wieder ein kleines Kind an den Gittern vorbei geht und genau auf den kleinen Hund zeigt, der süß und niedlich, ohne arge Blessuren, possierlich dasitzt.

Denn viel zu oft sind es die rein optischen Kriterien, die entscheiden welcher Hund ein neues Zuhause gewinnt. Hunde, denen eine Pfote fehlt, deren Rute in der Autotür abgeklemmt wurde oder die durch eine Beckenverletzung humpeln, fallen oft durch das Raster.
„Jung muss der Hund sein, am besten mit Stammbaum, das wünschen sich viele Menschen. Alte Hunde halten sie für verbraucht, vielleicht sogar bissig.“ Ein großer Irrtum, bestätigt mir Beate Mühlenberg, die ihre Arbeit individuell auf den jeweiligen Hund ausrichtet.„Man muss jedem Hund die Zeit geben, die er benötigt. Gleichzeitig arbeiten wir mit Hundetrainern und Tierärzten zusammen, die jedem einzelnen helfen, die Erlebnisse zu verarbeiten, die möglicherweise zur Abgabe geführt haben.“
Die Hunde bekommen einen EU-Ausweis, werden entfloht, kastriert und gechipt. Wichtige Maßnahmen, die natürlich ihren Preis haben. Mindestens genauso wichtig sind deshalb die Spenden, die dem Tierheim zu Gute kommen, damit diese Arbeit auch fortgesetzt werden kann. Dabei sind die Patenschaften, die übernommen werden können, eine große Hilfe. Hier wird zwischen einer aktiven Patenschaft, bei der man mit „seinem Hund“ regelmäßig spazieren geht, und einer passiven Patenschaft unterschieden. Jeder Pate entscheidet selbst, wie hoch sein monatlicher Beitrag ist. „Ob fünf oder 50 Euro, die Tiere danken es einem mit jedem Tag“, so Mühlenberg. Auch besteht die Möglichkeit, eine Medikamentenpatenschaft zu übernehmen, eine ungemein wichtige Unterstützung, da viele Hunde auch aus Krankheitsgründen in die Herberge gegeben werden.

Ein besonders trauriges Schicksal erlebt derzeit die kleine Dori. Die Mischlingshündin ist erst ein halbes Jahr alt, lammfromm und sehr anhänglich. Doch leider hat sie einen nicht zu vernachlässigenden Hüftschaden erlitten, so dass der Gelenkkopf immer aus der Pfanne springt. Im Moment kann man noch nicht sagen, ob dies bei einem Autounfall passiert ist, Dori wird in den nächsten Tagen untersucht. Wahrscheinlich muss sie operiert werden, damit sie wieder schmerzfrei laufen kann. Eine Kostenkalkulation steht noch nicht. „Natürlich würden wir uns unendlich freuen, wenn diese Traumhündin ein umsorgtes Zuhause finden würde, vielleicht mit Besitzern, die eine Operation tragen würden. Aber wie dem auch sei, jeder Hund ist es uns wert, den größtmöglichen Aufwand zu betreiben, dass er wieder gesund und vermittelt wird. Denn eines muss man sich bei aller Liebe klarmachen: Nur ein vermittelter Hund ist ein glücklicher Hund.“
Was damit gemeint ist, ist klar. Auch wenn die Tierherberge sich individuell um jeden aufgenommenen Hund kümmert, sie kann einfach kein Zuhause ersetzen. Aktuell stehen rund 45 Hunde zur Vermittlung bereit. Was vielen - wie auch mir - gar nicht klar ist: Es bedarf nicht viel, um den Tieren etwas Gutes zu tun. Man plant am Wochenende einen Spaziergang? Einfach vorbei gehen und einen der Laufbegierigen mitnehmen. Es besteht keine Verbindlichkeit und tut nicht weh. Wenn all die Spaziergänger, die ich im Umkreis gesehen habe, einen Hund für zwei Stunden mitgenommen hätten, wäre schon viel getan. Ein Idealismus, der doch gar nicht so unrealistisch ist, oder?

Autor:

Regina Katharina Schmitz aus Dinslaken

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