Tour von Kamp-Lintfort nach Rothenburg o.T.

Es geht loooos!
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Tour von Kamp-Lintfort nach Rothenburg o.T., 447 km

1. Tag, Kamp-Lintfort - Königswinter, 68 km

Tränenschwer ist der Abschied von zu Hause, ich starte so gegen 8 Uhr, nach Aldekerk, um mit der Bahn nach Köln zu fahren. In Gedanken gehe ich noch mal alles durch, ob ich auch nichts vergessen habe. Siedendheiß fallen mir meine Medikamente ein. Also durchwühle ich panisch, kaum 5 km von zu Hause fort, sämtliche ordentlich gepackten Taschen und finde meine Medikamente natürlich in der letzten von vier Taschen. Wo sonst? Nun sind die Taschen schon nicht mehr so ordentlich und ich bin ziemlich angesäuert, wegen meiner Schusseligkeit. Die Bahn ist brechend voll, aber pünktlich! Ab Köln fahre ich auf der linken Rheinseite bis Königswinter. Der Tag ist wunderbar gelaufen. Die Wetterprognose sagt Hitze voraus. Wir werden sehn.

2. Tag, Königswinter - Boppard, 84 km

Die Wirtsleute der Pension in Königswinter waren nicht sehr redselig. Naja, aber wenigstens nicht unfreundlich. SUPERWETTER!!! Der Gegenwind ist recht heftig und böig, aber man kann nicht alles haben. Boppard ist recht ansehnlich, schöne Promenade. Die Pension ist auch o.k., ich schlafe in einem Daunenbett! Für morgen nehme ich mir vor es bis Mainz zu schaffen.

3 . Tag, Boppard - Rüsselsheim, 96 km

Ich dachte erst, dass das Daunenbett zu warm sein wird, aber nein, es war o.k.! Gleich in Boppard gesellt sich ein Radrennfahrer aus Koblenz zu mir und wir unterhalten uns die nächsten 30 km bestens. So ganz nebenbei, habe ich für mich einen sensationellen Schnitt rausgefahren. In Bingen habe ich die Rheinseite nach Rüdesheim gewechselt. Aber vorher holt mich das Ordnungsamt vom Fahrrad, weil ich vorschriftswidrig in einem Park Rad gefahren bin. Unter Angabe meines Namens und dem Versprechen, daß ich so etwas nie wieder tun werde, durfte ich dann weiterfahren. Hinter Rüdesheim ist der Radweg nicht mehr befestigt, nur noch loser Sand, Split und teilweise sogar loser Kies! Gemeinsam mit dem starken und böigen Gegenwind, dem vollgepackten Fahrrad und der Hitze, bin ich mit meiner Tagesfahrleistung sehr zufrieden. Ab Mainz geht es an den Main, endlich wieder befestigte Radwege! Die ADFC Qualitätsroute kann kommen. Der Gegenwind bleibt mir treu, er bläst jetzt aus Osten. Ich erreiche das Hotel "Mainlust" direkt am Main. Nur, so richtig Entspannung kommt nicht auf, denn durch den Ostwind starten und landen die Flugzeuge in FFM nicht mehr über Offenbach, sondern über Rüsselsheim. Ab 00.00 Uhr ist Ruhe, denke ich. Aber ich habe die Rechnung ohne das Jungvolk gemacht ,die vergnügt sich noch bis spät in die Nacht am und im Main!

4. Tag, Rüsselsheim - Karlstein/Dettingen, 63 km

Müde und mit schweren Beinen starte ich. Heute soll es noch heißer, als bisher werden! Ich lasse mir mehr Zeit als sonst und trinke auch viel. In Offenbach mache ich meine erste Pause, organisiere mir einen Salat und eine eiskalte Cola. Am Main sitzend genieße ich meine Mahlzeit. Gestärkt radle ich weiter und hole nach einer Weile einen älteren Mountainbiker ein, der setzt sich doch glatt in meinen Windschatten! Ein paar Kilometer gucke ich mir das an und werde etwas langsamer, in der Hoffnung, dass ich auch bei ihm Windschatten fahren darf. Und tatsächlich er geht vorbei und ich kann mich bei ihm einklinken. Ohne ein weiteres Wort zu reden, radeln wir eine ganze Weile so am Main entlang. Heute kehre ich ins Gasthaus Krone ein. Superküche und lecker Bier. Und: Ich habe es selbst gar nicht bemerkt, ich bin in Bayern! Für morgen nehme ich mir vor zwei Tage in Miltenberg zu pausieren.

5. Tag, Karlstein/Dettingen - Miltenberg, 60 km

Relativ zügig verlassen ich den Gasthof, die Wirtsleute waren supernett! Das Wetter ist gut, es soll heute drückend werden. Wir werden sehn. In Aschaffenburg spreche ich eine Passantin an, ob sie mich fotografieren könne. Das macht sie auch und verpasst mir so nebenbei noch einen kulturellen Streifzug durch Aschaffenburg. Ich will eigentlich nur schnell weiter, aber so leicht läßt sie mich nicht vom Haken. Irgendwann darf ich dann wieder weiterfahren und freue mich riesig, dass ich es bis Miltenberg geschafft habe. Meine (Un)Ruhezeit beginnt! Ich checke im Heimathaus Dux ein (sehr zu empfehlen) und ruhe mich aus. Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht habe besuche ich die Miltenberger Lichter und freunde mich mit einer dort ansässigen Fahrradgruppe an. Sie laden mich ein, bei ihnen am nächsten Tag mitzufahren. Der Abend wurde lang und das bayrische Bier schmeckt mir sehr gut!

6. Tag, Ruhepause in Miltenberg

Ich treffe die Gruppe die ich am Vorabend kennengelernt hatte zum gemeinsamen radeln in Großheubach. Wir fahren ein sehr idyllisches Stück am Main entlang über Röllfeld, Klingenberg und Erlenbach nach Obernburg zum Eisessen. Von dort geht es über Wörth schon auf dem Rückweg zu einer Häckerwirtschaft (meines Wissens sind Häcker- oder Straußenwirtschaften saisonale Gaststätten, meist im Freien, ich lasse mich aber gern eines besseren belehren). Im Hof sitzen etwa 150 Leute und lassen es sich bei bestem Wetter gut gehen. Wir auch! Ich erfahre, dass wenn der Bayer "Mo" oder "Ma" sagt nicht zwei unterschiedliche Dinge meint, nein er meint den Main. Und nach ein, zwei Schoppen Wein kann ich mit meinem gegenüber sogar bayrisch nuscheln! Allmählich lichten sich die Reihen und die Ersten fahren nach Hause. Weil ich Zeit habe, schleppt mich der Rest der Truppe in die nächste Häckerwirtschaft. Die ist in etwa identisch mit der vorherigen, nur jetzt spielt eine 10 Mann Blaskapelle auf. Ich bin sehr angetan. Meine Frau versucht schon eine Weile mich auf meinem Handy zu erreichen, aber die Musik ist derart laut, dass ich das Klingeln nicht mitbekomme. Erst nach einigen Versuchen bekommt sie mich ans Telefon. Ich gelobe keinen Alkohol zu trinken, was mir auch ganz gut gelingt! Es wird spät an diesem Abend, erst gegen 23 Uhr erreiche ich meine Unterkunft. Meine Zimmerwirtin empfängt mich am nächsten morgen mit den Worten: "Na, Sie Rumtreiber..."
Und eigentlich hat sie ja recht.

7. Tag, Miltenberg - Lauda-Königshofen, 76 km

Das Wochenende war toll! Nun geht es voll motiviert weiter. Es fängt an zu regnen. Die Motivation sinkt. Es regnet und regnet und ich fahre und fahre und finde keinen Rhythmus. bei Wertheim geht es an die Tauber und in die Berge. Nun rächt sich mein schweres Fahrrad, ich komme kaum die Berge hoch, brettere jedoch  mit gut 40 km/h auf der anderen Seite den Berg wieder runter. Bei dem regnerischen Wetter ist das lebensgefährlich und nach dem 3. Berg entschließe ich mich dazu, auch weil meine Kondition so langsam aber sicher am Ende ist, zur Fahrt mit dem Zug. Von wegen liebliches Taubertal!!! Von Kloster Bronnbach fahre ich mit dem Zug bis Lauda-Königshofen. Dort übernachte ich ganz allein in einer riesigen Ferienwohnung und das für 22 €, mit Frühstück und Familienanschluss.

8. Tag, Lauda-Königshofen - Rothenburg o.T. - Kamp-Lintfort

Über Nacht habe ich mich dazu entschlossen mein Gepäck am Bahnhof zu deponieren und mit dem Zug nach Rothenburg zu fahren (weil ich doch ganz schön kaputt bin). Ein kurzer Spaziergang und ich trete den Rückweg an, nehme in Lauda-Königshafen mein Gepäck wieder auf und fahre weiter mit dem Zug nach Würzburg. Dort hoffe ich auf eine schnelle Verbindung in die Heimat. Leider habe ich nicht bedacht, dass mein Fahrrad 24 Stunden vorher auf den IC gebucht werden muss, mit dem ich reisen möchte. Höflich erkundige ich mich trotzdem beim Zugführer, ob noch etwas für mich frei wäre, aber leider stapeln sich in dem Abteil schon die Räder der anderen Reisenden. Ich entschließe mich dazu mit dem Nahverkehr nach Hause zu fahren. Auch weil ich keine Lust habe beim nächsten Zug wieder abgewiesen zu werden. Ich richte mich auf eine lange Zugfahrt mit häufigen Umstiegen ein (zum Essen und Trinken habe ich genug und die Akkus vom MP 3 Player sind voll). Ich lerne einige nette Leute kennen, auch einige weniger nette Zeitgenossen. Bemerkenswert war, in Düsseldorf haste ich die Treppe zum Bahnsteig hoch (mit meinem vollbepackten Fahrrad auf der Schulter), der Zug rollt an, der Lokführer ruft mir zu: "...ob ich noch mit möchte?" Und hält den Zug noch mal an! Für mich! Da war ich platt. In Aldekerk habe ich mich dann von meiner Frau und meinem Sohn mit dem Auto vom Bahnhof abholen lassen.

Mein Fazit zu so einer langen Fahrradreise: Es gibt nichts besseres um sich zu erholen

Autor:

Ralph Grützmacher aus Kamp-Lintfort

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