In diesem Jahr ist draußen alles etwas früher

Obstbäume und Blumen blühen seit Wochen wie im Mai  –  der Rhein hat jetzt schon Niedrigwasser. Foto: Armin Opherden
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  • Obstbäume und Blumen blühen seit Wochen wie im Mai – der Rhein hat jetzt schon Niedrigwasser. Foto: Armin Opherden
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Pollenallergiker reiben sich bereits seit Januar die roten Augen und die Obstbäume stehen schon im April in voller Blüte. Die Natur ist nach dem milden Winter in diesem Jahr sehr früh dran. Das sieht man in Monheim auch am Rheinufer. Der Kölner Pegel zeigte gestern einen Stand von 1,71 Metern. Diese Niedrigwassermarke erwartet man eigentlich erst ab August.

Viele von uns freuen sich über das besonders frühe Blühen, die Wärme und den oft ausgesprochen klaren Himmel in diesem Frühjahr. Für die Allergiker die Schifffahrt und die Landwirtschaft gibt es aber große Nachteile.

Das anhaltend schöne, trockene und warme Wetter nach dem völlig ausgefallenen Winter hat auch Nachteile: Lästige Insekten wie Mücken und Zecken sind schon sehr zahlreich unterwegs, und der Rhein hat bereits jetzt, zu Beginn der dritten Aprildekade, Pegel erreicht, die kaum noch 90 Zentimeter über den bisherigen Niedrigwasserrekorden liegen. Diese wurden im Jahre 2003, nach dem heißesten Sommer seit 1540, aufgestellt, und zwar erst Anfang Oktober.

Eigentlich rechnet man zu diesem Zeitpunkt des Jahres eher mit dem Gegenteil, nämlich mit Hochwasser. Doch die ausgebliebe Schneeschmelze in den Alpen und die geringen Niederschlagsmengen lassen den Rheinpegel immer weiter sinken. Gestern lag er gerade einmal bei 1,71 Metern. Das ist für die Schifffahrt nicht bedenklich, angesichts der frühen Jahreszeit zu der das Niedigwasser kommt, dann aber irgendwie doch. Nicht auszudenken, wie der Rhein aussähe, wenn nun, bei dieser Ausgangslage, wieder ein solcher Sommer wie 2003 käme.

Ein Schiff bekommt die Auswirkungen des niedrigen Rheinpegels aber doch schon zu spüren. Das Piwipper Böötchen braucht eigentlich einen Pegelstand von knapp zwei Metern, um am der Anlegestelle auf Monheimer Seite anzulegen. Wegen des Niedrigwassers kann es am Wochenende voraussichtlich nur an der Kribbe anlegen. Die Anlegestelle ist dort allerdings uneben und der Zugang beschwerlich und deshalb für Gehbehinderte, Kinderwagen und schwere Fahrräder ungeeignet.

Seien wir also nicht betrübt, falls es nun endlich einmal zu ausgiebigeren Regenfällen kommt, denn die Natur braucht sie dringend. Und unsere Volkswirtschaft ebenfalls, denn Dürre kostet viel Geld: Bauern müssen ihre Felder wässern, was sich später in den Lebensmittelpreisen niederschlägt, Räume werden bei großer Hitze mit viel Energieaufwand gekühlt, und allzu niedrige Wasserstände führen dazu, dass Schiffe viel weniger beladen werden können, damit sie nicht den Grund berühren oder gar auflaufen.

Übrigens sollte sich auch bei niedrigsten Wasserständen niemand zum Durchwaten des Rheins verleiten lassen, wie es einst der legendäre Spielmann tat. Zu dessen Zeit war das kein Problem, aber heute hat der Rhein eine Fahrrinne, die durch Ausbaggerungen ständig erhalten wird. Sie ist mindestens rund eineinhalb Meter tiefer als der Pegelwert. Außerdem ist der Sog der Schiffe, der schon viele Menschenleben gekostet hat, gerade bei Niedrigwasser besonders stark, weil die Kraft der Motoren auf viel weniger Wasser wirkt, als bei Normalpegeln oder erhöhtem Wasserstand. Sie kann sich also nicht so gut verteilen und reißt Menschen daher stärker mit. Man kann aus diesem und anderen Gründen nur ganz dringend davon abraten, ins Rheinwasser zu gehen.

Text: Armin Opherden/Ralf Paarmann

Obstbäume und Blumen blühen seit Wochen wie im Mai  –  der Rhein hat jetzt schon Niedrigwasser. Foto: Armin Opherden
Rapsfelder in voller Blüte kann man in diesem Jahr bereits seit einigen Tagen sehen. Im Vorjahr bot sich uns dieser Anblick rund einen Monat später.Foto: Armin Opherden
Autor:

Ralf Paarmann aus Langenfeld (Rheinland)

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