Applaus! Applaus! oder: Der Wähler stimmt nicht nur mit den Füßen ab
Karo's Kolumne

In Zeiten von Corona und der zunehmenden Digitalisierung gehen Politiker auch mal andere Wege um sich vorzustellen. Die gute alte Zeitung tut es zwar auch, aber ein ganz anderes Bild kann man erhalten, steht man dem Menschen direkt gegenüber oder hört ihn sprechen. Bei meinem ersten Online-Besuch einer solchen Veranstaltung wechselten denn auch meine Sympathien zwischen den einzelnen Kandidaten, welche sich zum Bürgermeister des heimischen Städtchens wählen lassen möchten. Dabei ertappte ich mich dabei, wie ich, wie bei einem heimischen Fußballspiel vor der Glotze, ab und an meine Meinung lautstark kund tat - und war heilfroh, dass ich nicht live im Publikum saß. Heilfroh waren bestimmt auch die potentiellen Bürgermeister, dass sie diese erste Runde relativ souverän überstanden hatten - auch wenn das Lampenfieber einem Kandidaten doch arg zusetzte. Das machte ihn in meinen Augen nur menschlicher. A propos menschlich: zeitweise war ich hin und her gerissen zwischen Fremdschämen und Schadenfreude. Es gehört zum guten Ton einer Demokratie und Gesellschaft, einen sprechenden Menschen nicht zu unterbrechen - im Wahlkampf immer sehr schwierig umzusetzen bei manch hitzigen Debatten - und auch den Mut des Vortragenden mit Applaus zu honorieren. Alle Redner erhielten Beifall, teils zustimmend, teils aus Respekt vor seinem Auftritt. Ein Teilnehmer wurde jedoch konsequent ignoriert: Applaus-los und unkommentiert wurde er vom Publikum mit Missachtung gestraft. Also wenn der Wähler mit den Füßen abstimmt, konnte er an diesem Abend mitverfolgen, wie man eine Abstimmung auch mit Applaus (oder ohne) vollziehen kann. Seine "Wahlurne" blieb jedenfalls leer.

Autor:

Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland)

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