Bücherkompass: 11 DROHENDE KRIEGE Andreas Rinke/Christian Schweigerl

Ausgehend von der Prämisse, das im beginnenden 21. Jhdt. Kriege nicht nur technisch völlig anders geführt werden, sondern auch aus völlig anderen Ursachen geführt werden, als im Zeitalter der Nationalstaaten und Supermachtblöcke, entwerfen die beiden Autoren in insgesamt 11 Szenarien einen Ausblick auf mögliche Konflikte und Kriege, global oder zumindest überregional.
Das sind erstmal Gedankenspiele, "Was wäre wenn"- Simulationen, die, obwohl durchaus folgerichtig aus aktuellen Entwicklungen abgeleitet, zunächst das ganze Spektrum von Erschreckend Realistisch bis Pure Fiktion abzudecken scheinen.
[Hier muss ich mal was einschieben: Da mir einige der Szenarien sehr weit hergeholt und die angeführten Daten und Fakten mitunter unglaublich, hab ich mich zunächst durch die gesamte genannte Sekundärliteratur und die angegebenen Quellen gewühlt, was nicht nur recht zeitaufwändig, sondern auch ernsthaft anstrengend war. Im Ergebnis allerdings hat mir die Realitätsnähe mancher Szenarien den einen oder anderen Schauer über den Rücken gejagt.]
Die Szenarien reichen von sog. Migrationskriegen ind den USA und Europa [Das Europaszenario mit einem Migrantenabwehrwall quer durch Mitteleuropa ist übrigens das einzige, das ich auch weiterhin für völlig absurd halte, wenn auch dicht gefolgt von den Klimakriegen] über Kriege um Rohstoffe und Nahrungsmittel bis zum Cyberwar und Weltraumkontrolle. Das 11. Szenario beschöftigt sich mit möglicher chemischer und biologischer Gehirnkontrolle um den Supersoldaten der Zukunft zu schaffen. Aus dem übermässigen Einsatz von Antibiotika entstehende Pandemien werden ebenso dargestellt wie der Verlust ganzer Anbauzonen als Folge der monokulturellen Landwirtschaft.
Rinke und Schwägerl belassen es nicht dabei recht realistische (Horror)szenarien zu entwerfen, sondern versuchen Lösungsansätze und -strategien plausibel darzustellen.

Ich habe diesmal lange nachdenken müssen, wie ich das Buch angemessen rezensieren soll, ohne in eins der Extreme Appetizer Klappentext oder 5 Seiten Dauerdozieren zu verfallen. Und wenn ich ehrlich bin, ist mir der "richtige" Mittelweg um der hochkomplexen Thematik innerhalb eines lesbaren Umfangs gerecht zu werden, nicht wirklich eingefallen. Ich hoffe aber, es gelingt mir trotzdem in diesem gestraft ausuferndem Text euer Interesse für das Buch zu wecken.

Obwohl es in Grunde um komplizierte, ineinander greifende Themen geht, die zur Verifizierung der Informationen ein nicht unerhebliches Sekundärwissen erfordert, ist den Autoren als gestandene Journalisten und Wissenschaftlern gelungen, die jeweiligen Szenarien verständlich, plausibel und spannend auch dem politisch nicht vorgebildetem Leser zu schildern. Die möglichen Konflikte werden gerade in ihrer Entstehung in der Gegenwart nachvollziehbar begründet und sind in Entwicklung und Konsequenzen logisch und folgerichtig.
Natürlich sind das nur Gedankenspiele und Warnungen, die keinesfalls so oder ähnlich stattfinden müssen, aber zumindest bei dem Pandemieszenario hört man ernsthaft schon das Klopfen an der Tür der Realität.

Die Ideen und Vorschläge zur Verhinderung und/oder Bewältigung solcher drohender Weltkrisen sind zwar nicht unbedingt neu, aber schlüssig und teilweise längst überfällig. Leider blenden sie aber zwei der meines erachtens entscheidenden Probleme mehr oder minder völlig aus:
1.: Die Grundvoraussetzung das Menschen als Masse inkl. ihrer Führung keinesfalls hauptsächlich mit dem Kopf denken, sondern bestenfalls mit dem A...., sorry Hinterteil.
2. Das dieser unser Planet überhaupt in der Lage ist, die vorhandenen und zu erwartenden Menschenmassen (Aktuell 7.2 Mrd., geschätzt 10 Mrd. bis 2050) zu bewältigen, ohne zu kollabieren.
[Den meiner Meinung nach auch nicht unwesentlich Störfaktor religiöser Gegensätze, blende ich wie die Autoren mal völlig aus, nicht nur um den Freunden des hl. Volkers einen empörten Aufschrei zu ersparen]

Denn nach meiner und im Großen und Ganzen auch der Autoren Sicht ist die einzige realisierbare Möglichkeit dem anstehenden globalen Exitus entgegen zu steuern, ein komplettes Umdenken im Verbrauchs- und Verteilungsverhalten, beginnend bei jedem einzelnen bis hinauf in die Spitzen der Machtstrukturen um daraus resultierend wachsenden Wohlstand und Bildung für die Weltbevölkerung zu erreichen, wodurch letztlich der Bevölkerungsdruck von den schwindenden Ressourcen genommen werden könnte.
[Ich möchte das Thema hier nicht vertiefen, um nicht den Rahmen der Lesbarkeit entgültig zu sprengen, würde mich über eine daraus erwachsende Diskussion allerdings durchaus freuen]

Soweit, so "Gut", ziehen wir hier einen Strich und kommen zum Ergebnis...

11 DROHENDE KRIEGE ist ein hochinteressantes, gut lesbares Buch zum Thema zukünftige Konflikte und mögliche Lösungsansätze, das zu intensieverer Auseinandersetzung mit der Thematik fast schon zwingt.
Deshalb kann ich das Buch jedem, der nicht ständig den Kopf im Sand stecken hat wärmstens empfehlen.
Der Einstieg ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, da die Autoren mit den am realitätsfernsten Szenarien beginnen, spätestens beim 3. Szenario sollte aber Interesse und Nachdenken beginnen.

In Schulnoten: Gut (plus)

Natürlich steht das Buch für das Buchcrossing zur Verfügung. Alle interessenten melden sich bitte per Komm in diesem Artikel. Ich schicks an den ersten der Liste, der an den nächsten und so weiter...

Autor:

Thorsten Ottofrickenstein aus Menden (Sauerland)

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