Vor 320 Jahren, im Jahre 1702
Als wir plötzlich Preußen wurden

"Blickwinkel eines Moerser Untertanen", Denkmal für König Friedrich I., geschaffen von Heinrich Bauke. Foto: Münchberg
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  • "Blickwinkel eines Moerser Untertanen", Denkmal für König Friedrich I., geschaffen von Heinrich Bauke. Foto: Münchberg
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In früheren Jahrhunderten wechselten die Besitzverhältnisse über ganze Landstriche oder Städte, häufig durch kriegerische Auseinandersetzungen und Eroberungen , sehr oft aber auch durch geerbt oder vererbt werden. Wer ihr jeweiliger Landesherr wurde, darauf hatten die Bewohner keinerlei Einfluß. So erging es auch den Bewohnern der beschaulichen Stadt Moers am linken Niederrhein. Nachdem im Jahre 1597 von Moritz von Oranien die Spanier aus Moers vertrieben hatte, begann eine etwa 100 Jahre währende Oranische Herrschaft. Moers wurde nach Niederländischem Muster zwischen 1601 und 1620 zu einer Festungsstadt ausgebaut mit Wällen, Gräben, Mauern, sogenannten Halbmonden sowie spitzwinkligen Bollwerken.
Lange Zeit galt die Festung Moers, damals Meurs geschrieben, als uneinnehmbar.

Diese starken Bollwerke halfen jedoch nicht gegen den Besitzwechsel, der durch Erbschaften zustande kam. Die Moerser hatten sich in der lang anhaltenden, relativ friedlichen Phase als oranische Besitzung gut eingerichtet und waren wohl auch ganz zufrieden damit.

Kurfürstin Louise-Henriette von Brandenburg, Denkmal vor dem Moerser Schloß,

geschaffen von dem Künstler Heinrich Baucke
Foto: Münchberg
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    geschaffen von dem Künstler Heinrich Baucke
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Moritz von Oranien verstarb 1625 ohne männliche Nachkommen. Dadurch fiel die Grafschaft Meurs an seinen Bruder Friedrich Heinrich. Der vererbte unser schönes Städtchen seinem Sohn Wilhelm II, der aber nur 24 Jahre alt wurde. Darauf kam die Tochter Friedrich Heinrichs ins Spiel, Luise Henriette, die Dame, die wir heute in Grünspan als Denkmal vor unserem Schloß bewundern können. Diese war mit dem Kurfürsten von Brandenburg verheiratet. Ihr Sohn, Friedrich der Erste, König in Preußen sollte nun die Herrschaft über Moers antreten.

Die Moerser Bürger waren zunächst wohl nicht ganz so begeistert darüber, nun wieder einem anderen Herrscherhaus zu dienen. Es wird erzählt, sie hätten die preußischen Soldaten, die nun in die Stadt eingerückt kamen, Eierdiebe, bzw. Butterdiebe gescholten. Auch hätten Einige Moerser diesen das entblößte Hinterteil gezeigt.

Zu Beginn der Preußifizierung wurden am Rathaus, am Schloß sowie an allen Kirchen jeweils das Preußische Wappen als Symbol der Machtübernahme angebracht.

"Blickwinkel eines Moerser Untertanen", Denkmal für König Friedrich I., geschaffen von Heinrich Bauke. Foto: Münchberg
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Moers ging von Friedrich I. nach dessen Tod an Friedrich II. über. Dieser ließ die Befestigungsanlagen schleifen, nur die äußeren Gräben mit den Wallanlagen blieben erhalten und sind heute noch aus der Luft, als sternförmiges Festungsbauwerk, das die Altstadt umschließt, zu erahnen.

Sternförmige Anlage von Moers aus der Oranierzeit, Quelle Google Earth
  • Sternförmige Anlage von Moers aus der Oranierzeit, Quelle Google Earth
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Im Laufe der Jahre, was in Moers etwa einen Zeitraum von 150 Jahren umschließt, konnte die Moerser Bürgerschaft sich aber dann doch noch mit der Preußenherrschaft anfreunden. So errichteten die dankbaren Bürger zum Jubelfest der 150 jährigen Verbindung ein Denkmal auf dem Altmarkt, gekrönt durch einen preußischen Adler und sie setzten noch Eins drauf, schon nach 200 Jahren Zugehörigkeit zu Preußen errichteten sie für König Friedrich I. (1657-1713) ein stattliches Bronzedenkmal auf dem Neumarkt. Zu dessen Einweihung kam sogar Kaiser Wilhelm II. in die beschauliche, aber aufstrebende Stadt.

Karte der Altstadt Moers etwa 1830, Quelle tim-online

Quellen: u.A. Stadt Moers Homepage, Wikipedia sowie „Geschichte der Grafen und Herren von Moers“

Autor:

Hansfried Münchberg aus Moers

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