Lokalkompass im Gespräch mit Wilhelm Bommann - Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW Niederrheinn
„Wir brauchen einen vorsichtigen Neustart in die Normalität“

Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW Niederrhein, gibt in unserem Interview eine Einschätzung zur Auswirkung des Coronavirus auf den niederrheinischen Einzelhandel. | Foto: Handelsverband NRW Niederrhein
  • Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW Niederrhein, gibt in unserem Interview eine Einschätzung zur Auswirkung des Coronavirus auf den niederrheinischen Einzelhandel.
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Die Coronakrise hat das öffentliche Leben in den vergangenen vier Wochen zum Erliegen gebracht. Besonders hart getroffen hat es vor allem den Einzelhandel. Nun gibt es eine neue Entscheidung der Bundesregierung, schrittweise sollen die Lockerungen der Maßnahmen erfolgen. So können seit heute kleinere Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern Ladenfläche, sofern die Betreiber strenge Hygieneauflagen erfüllen, wieder öffnen. Unsere Redaktion sprach mit Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW Niederrhein.

Lokalkompass: „Herr Bommann, seit Wochen herrschte aufgrund der Coronakrise absoluter Stillstand was das öffentliche Leben angeht. Bis auf Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken mussten alle Geschäfte schließen. Wie schätzen Sie bis hierhin die Auswirkungen auf den Einzelhandel am Niederrhein ein?“

Wilhelm Bommann: „Viele Einzelhändler am Niederrhein sind froh, dass sie wieder öffnen können. Aber es wird die große Frage sein, welche Auswirkungen mittel- und langfristig sein werden. Fakt ist, dass der Umsatzausfall von mehr als vier Wochen, kaum aufzuholen ist. Es wird auch von großer Relevanz sein, wie sich die Verbraucher verhalten werden. Was aber gesagt werden kann, alle, ich betone alle, haben in dieser Ausnahmesituation gemerkt, wie wichtig der Einzelhandel für die Stadt oder Gemeinde und damit für das Gemeinwohl ist. Der Einzelhandel ist Versorger, prägt das Bild der Stadt, ist Kommunikationspunkt und zuletzt auch ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder.“

Lokalkompass: „Wie beurteilen Sie die nun beschlossenen Lockerungen, dass kleinere Geschäfte wieder öffnen durften? Ist es sinnvoll, schrittweise vorzugehen?“

Wilhelm Bommann: „Wie gerade erwähnt: der keine und mittelständische Einzelhandel ist froh, dass er trotz Auflagen wieder öffnen kann. Was wir allerdings nicht nachvollziehen können, dass einige größere Betriebe des Handels nach wie vor geschlossen sein müssen. Es wäre auch in diesen betroffenen Betrieben möglich gewesen, unter Berücksichtigung der Auflagen zur Hygiene, der Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Wartenschlangen zu öffnen. Das ist schon eine Wettbewerbsverzerrung.“

Lokalkompass: „Wie sieht die Verteilung bezüglich der Größe der Geschäfte am Niederrhein aus? Hieße, gäbe es prozentual mehr kleinere Läden, die wieder öffnen durften, könnte dies bereits für einen vorsichtig formulierten „Aufschwung“ sorgen?“

Wilhelm Bommann: „Eine Gegenfrage: Was macht einen Einzelhandelsstandort aus? Es ist ein gesunder Branchenmix und ein funktionierender Wettbewerb zwischen Großbetrieben, Filialunternehmen und den vielen inhabergeführten Einzelhandelsunternehmen.“

Lokalkompass: „Wie beurteilen Sie die generellen Maßnahmen der Bundesregierung bezüglich des verabschiedeten Rettungspaketes als Hilfe für den Einzelhandel?“

Wilhelm Bommann: „Ich darf die Frage erweitern. Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch das Land und - häufig - auch die Kommune haben Rettungspakete beschlossen. Für die kleinen und mittelständischen Unternehmen ist sicherlich das Soforthilfe Programm zu nennen, welches aus Mitteln des Bundes und Landes gespeist wird. Die Fördermittel konnten relativ unbürokratisch beantragt werden und wurden in den meisten Fällen zeitnah ausgezahlt. Leider wurde dieses Programm wegen betrügerischer Maßnahmen kurzfristig ausgesetzt, ist aber seit Freitag wieder zu beantragen. Bei den Kommunen reden wir häufiger von Steuerstundungen oder Gebührenreduzierungen. Kleinere Dinge, aber auch die sind in den ein oder anderen Fällen hilfreich.
Was wir jetzt alle brauchen ist, die Krise überwinden und einen vorsichtigen Neustart in Normalität.“

Die Redaktion bedankt sich für das Gespräch.

Autor:

Nadine Scholtheis aus Moers

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