Schicksale hinter den Monheimer Stolpersteinen
Erinnern statt vergessen

Der abgebildete Stolperstein für Ernst Kolisch liegt eigentlich an der Opladener Straße vor dem ehemaligen Kran am Monbag-See. Wegen der dortigen Bauarbeiten befindet sich der Stein vorübergehend im Stadtarchiv. Foto: Sonja Felten
  • Der abgebildete Stolperstein für Ernst Kolisch liegt eigentlich an der Opladener Straße vor dem ehemaligen Kran am Monbag-See. Wegen der dortigen Bauarbeiten befindet sich der Stein vorübergehend im Stadtarchiv. Foto: Sonja Felten
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An die Opfer des Nationalsozialismus erinnern im Stadtgebiet bisher 64 Stolpersteine. Die Verlegung von weiteren acht Stolpersteinen an der Frohnstraße ist vorbereitet; einen bereits festgelegten Termin, zu dem auch Nachfahren Verfolgter eingeladen waren, musste die Stadt jedoch wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschieben. Damit man sich dennoch informieren kann, ist die Broschüre „Erinnern statt vergessen“ jetzt in dritter, erweiterter und verbesserter Auflage erschienen.

Im Jahr 2003 ließ die Stadt die ersten Stolpersteine durch den Kölner Künstler Gunter Demnig verlegen. Er hatte diese Form des Gedenkens 1992 in seiner Heimatstadt erstmals praktiziert und führt sie bis heute fort. Inzwischen gibt es in über 1100 deutschen Kommunen sowie in vielen europäischen Ländern mehr als 60.000 Stolpersteine. Sie bilden das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

In Monheim wurde zunächst der Menschen jüdischen Glaubens gedacht, die entrechtet, verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Zudem galt einer der ersten Stolpersteine dem katholischen Pfarrer Franz Boehm, der in Predigten Kritik an staatlicher Willkür geäußert und sich davon auch nicht durch Drohungen hatte abbringen lassen. Boehm wurde im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, wo er im Februar 1945 starb.

Weitere Stolpersteine tragen die Namen von verstorbenen Zwangsarbeitskräften. Während des Zweiten Weltkriegs mussten in Monheim, Baumberg und Hitdorf über 1400 Menschen aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie leisten.

Zusätzlich zu den Stolpersteinen verlegte Gunter Demnig im März dieses Jahres vor der Gaststätte „Rheinterrassen Baumberg Beach“ an der Klappertorstraße eine Stolperschwelle für mindestens 44 französische Kriegsgefangene, die dort von 1940 bis 1945 interniert waren und entgegen der Genfer Konvention Zwangsarbeit leisten mussten. Während die Stolpersteine Einzelpersonen gewidmet sind, dienen die Stolperschwellen dem Gedenken an Opfergruppen.

Welche Schicksale hinter den Stolpersteinen stehen, das zeigt in Wort und Bild auf 72 Seiten die Broschüre „Erinnern statt vergessen“. Sie liegt kostenlos aus im Bürgerbüro im Rathaus, Rathausplatz 2, und bei der Bücherstube Rossbach, Alte Schulstraße 35.

Autor:

Bea Poliwoda aus Monheim am Rhein

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