Chess im Theater in Bielefeld

Mitte: Alex Melcher. (Copyright beim Theater Bielefeld) | Foto: Theater Bielefeld
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Ein politisches Schachspiel

Bei dem Wort „Chess“ denken die meisten Menschen sicher nur an ein normales Schachspiel. Doch wer das gleichnamige Musical von Tim Rice und den beiden ABBA-Männern Björn Ulvaeus und Benny Andersson im Theater Bielefeld besucht, wird sich der Doppeldeutigkeit des Wortes bald bewusst.

Die Supermächte treten an

Das Stück handelt nämlich nicht nur von dem Sport Schach, sondern auch von den unterschiedlichen Schachzügen innerhalb der Politik. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges tritt im Musical der amtierende Schachweltmeister der USA, Frederick Trumper (gespielt von Alex Melcher), gegen seinen Herausforderer aus der Sowjetunion, Anatoly Sergievsky (aus Tanz der Vampire bekannt: Veit Schäfermeier) an. Die Geliebte von Trumper, Florence Vassy, wird gespielt von Roberta Valentini, die bereits als Marie Antoinette oder als grüne Hexe Elphaba in Wicked- Die Hexen von Oz begeistern konnte. Valentinis Charakter spielt auch eine zentrale Rolle in Chess. Anfangs noch mit Trumper zusammen, wird sie zunehmend von seiner unberechenbaren Art und seiner Überheblichkeit abgestoßen. Trotzdem versucht sie immer wieder Trumpers Ruf zu retten, was im Laufe des Stückes dazu führt, dass die gebürtige Ungarin Vassy dem Russen Anatoly näher kommt als beabsichtigt. Von diesem Zeitpunkt an werden die Seiten munter gewechselt und es stellt sich die Frage, wer echte Gefühle hat oder nur seine politischen und/oder privaten Ziele verfolgt.

Chess mit einem Best of-Ensemble

Die bereits erwähnten Darsteller zeigen auch die Klasse dieser Inszenierung, bieten sie doch ein Best of der großen Namen des deutschen Musicals. Roberta Valentini schafft es durch das gesamte Stück ihre Stimme klar einzusetzen und beherrscht mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz jede einzelne Szene. Ihre Stimme wechselt dabei von rau bis zu sanften, beinahe zerbrechlichen Tönen. Höhepunkt ihrer gesanglichen Leistung ist dabei sicherlich das Stück „Nobody´s side“. Alex Melcher hingegen ist dabei für die durchweg rockigen Töne zuständig und lässt es zuweilen ordentlich krachen. Der Kontrast zu dem rockigen Frederick Trumper, der ziemlich rüpelhaft daher kommt, bietet Veit Schäfermeier mit seiner Interpretation des Russen Anatoly. Allein durch die Kostümgestaltung wird auch der Kontrast zwischen Frederick und Anatoly hervorgehoben: Während Anatoly in weißer Hose und schwarzer Jacke sehr adrett gekleidet wirkt, so zeigt sich in der Jeans, den Cowboystiefeln und der Lederjacke Trumpers Unangepasstheit. Mit Karin Seyfried und Jens Janke werden die Hauptcharakter abgerundet. Seyfried spielt Anatolys Ehefrau Svetlana. Janke dagegen spielt den Arbiter, der der gesamten Geschichte wie ein Erzähler zur Seite steht und in einem spacigen Sitz hin und wieder über der Bühne schwebt.

Ein rasantes Bühnenbild

Nicht nur die Darsteller können das Publikum begeistern, sondern auch das Bühnenbild. Auf einer Drehbühne wird die Kulisse schon einmal mehrmals um ihre eigene Achse gedreht, was zusätzlich für einen guten Schwung in der Geschichte sorgt. Trotzdem darf man auch den nachdenklichen Charakter des Stückes nicht außer acht lassen, der im Laufe des Stückes mehr und mehr zum Vorschein kommt, wenn sich das politische Netz im Hintergrund nach und nach zusammenzieht.

Autor:

Katharina Gilles aus Mülheim an der Ruhr

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