Heimspiel von René Steinberg im Autokino Ruhr
Ein Auftritt der anderen Art

Auch viele Autos können eine schöne Kulisse für einen Auftritt sein. Man muss sich nur die Menschen vorstellen, die darin sitzen. Foto: Regina Tempel
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Live-Auftritte zu Corona-Zeiten sind, nun ja, etwas anders. Statt einer Menschenmenge, die vor der Bühne sitzen, stehen rund 150 Autos fein säuberlich in Reih und Glied, leicht versetzt vor der großen Leinwand im Motormovie am Mülheimer Flughafen, als Comedian René Steinberg auf der kleinen Bühne sein Programm eröffnet. Kameras verfolgen jede seiner Bewegungen und übertragen sie auf die nebenstehende Kinoleinwand.

Auch wenn das Autokino eigentlich ein Relikt vergangener Zeiten ist, so erfährt es gerade eine Renaissance. Die heutige Technik macht es möglich, trotzdem mit dem Publikum zu kommunizieren: So werden die Zuschauer von Beginn an über eine Whatsapp-Nummer in die Show mit einbezogen, schicken Nachrichten, Kommentare oder Fotos.

Auf diese Weise sind die Schalke-Fans in den hinteren Reihen schnell ausgemacht, ein paar Frotzeleien kann sich BVB-Fan Steinberg nicht verkneifen. Und natürlich darf in seinem Best of-Programm, das er für die Autokino-Auftritte zusammengestellt hat, die legendären Wort-Ausrutscher um Schalke 05 oder Schalke 07 nicht fehlen.

Applaus per Hupen

Steinberg eröffnet mit dem Mülheim-Lied, plaudert über Alltagsbegebenheiten, schwenkt zu Trump und kommt auch kurz auf Corona und manch seltsame Diskussion dazu zu sprechen. Der Comedian wirft manchen Blick zurück und erklärt seinen Spreizfinger mit dem ständigen Tastendrücken der Record-Kombination auf dem Kassettenrekorder. Der Hup-Applaus ist groß, das Publikum offenbar wohl eher der älteren Generation zuzuordnen. Und das hat dementsprechend viel Spaß, wenn der Kabarettist in seine sprachliche Trickkiste greift. Bei seinen Imitationen von Reiner Calmund, Till Schweiger als Tatort-Kommissar und seinem fiktiven Partner Herbert Grönemeyer läuft Steinberg zu Hochform auf.

Wenn der ehemalige Radio-Moderator seine Erlebnisse und Leiden auf Elternabenden beschreibt, sind die Lacher auch hinter den Fensterscheiben laut. Ein Thema, bei dem offenbar viele einschlägige Erfahrungen gemacht haben. Obwohl eines noch schlimmer ist, weiß Steinberg: Eltern-Whatsappgruppen. Seine Stimme hämmert im Stakkatos die typischen Pings heraus, die bei Whatsapp-Nachrichten ertönen, so dass einem beim Zuhören schon schwindelig wird.

Kommentare per Whatsapp

Zwischendurch lässt sich Steinberg Fotos schicken, bewundert die Designs der verschiedenen Mundschutze und wünscht sich am Ende des Abends doch vor allem eines: "Könnt ihr nicht doch mal die Fenster aufmachen und klatschen? Ich möchte endlich wieder einen Applaus hören." Der Wunsch wird ihm selbstverständlich erfüllt, mit Hupen und Warnblinkanlage wird der Kabarettist schließlich verabschiedet.

René Steinberg Special in Stadthalle

Die neuen Lockerungen machen es inzwischen möglich, wieder erste Veranstaltungen durchzuführen. Auch der Ringlokschuppen Ruhr nimmt den Spielbetrieb wieder auf und präsentiert ein "René Steinberg Special" in der Mülheimer Stadthalle.

Am Freitag, 26. Juni, wirft er um 20 Uhr einen "Blick ein Stück nach vorn - denn Vorfreude ist krisensicher". „Wenn du vom Leben ´nen Tritt in den Arsch kriegst, guck, dass du den Schwung nach vorne nutzt“, das bekam René Steinberg einst von seinem Vater mit. Der Mülheimer Kabarettist ist daher gespannt auf das, was nun kommt. Noch stecken alle mitten in einer Pandemie, aber schon ist zu sehen: die Welt wird sich weiterdrehen – aber anders. Darum soll es an diesem Abend gehen; lustig, humorig, hintersinnig. Denn der gelernte Literaturwissenschaftler beschäftigt sich mit Fragen, die uns nach diesem Einschnitt umtreiben werden: Was macht es mit uns? Wie geht es weiter? Werden Jogginghosen der neueste Schrei, weil alle im Homeoffice sind? Werden Aluhüte en vogue? Gibt es bald Starschnitte von Virologen? Verstehen Eltern jetzt alle Lehrer besser?
Karten gibt es für 24 Euro plus Gebühr an allen Vorverkaufsstellen und unter www.kulturgut.ruhr

Auch viele Autos können eine schöne Kulisse für einen Auftritt sein. Man muss sich nur die Menschen vorstellen, die darin sitzen. Foto: Regina Tempel
Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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