Nach dem Anschlag von Hanau herrscht auch in Ratingen blankes Entsetzen
Gegen die "rechtsradikale Vergiftung der Gesellschaft"

Trauerbeflaggung vor dem Ratinger Rathauses. | Foto: Martin Poche
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Auch in Ratingen herrscht blankes Entsetzen über den rassistisch motivierten Anschlag in Hanau. Bürgermeister Klaus Pesch hat am Freitag Trauerbeflaggung am Rathaus angeordnet und sich so geäußert: "Ich fühle mit den Angehörigen und allen, die um die zehn ermordeten Mitbürger trauern." Zu Wort gemeldet haben sich auch Daniel Schilling, Kreisdechant des Kreisdekanates Mettmann, und Frank Weber, Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann in einer ökumenischen Erklärung. Ebenso plädiert Samuel Awasum, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Ratingen, dafür, gegen die "rechtsradikale Vergiftung der Gesellschaft ."

Bürgermeister Pesch schreibt: "„Ich bin entsetzt und traurig über das, was in Hanau passiert ist. Zehn Menschen sind aus unserer Mitte gerissen worden, sie wurden völlig schuldlos Opfer von blindwütigem, sinnlosem Hass. Diese furchtbare Tat erinnert uns erneut daran, dass wir wachsam sein müssen, dass wir uns jeder Form von rassistischem Hass konsequent und energisch entgegenstellen müssen. Wir dürfen und wir werden nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft gespalten wird. Denn unsere Gemeinschaft ist bunt und vielfältig, sie lebt von Rücksichtnahme und Solidarität aller gegenüber allen, ganz unabhängig von Herkunft oder Geburtsort.“

"Nicht zur Tagesordnung übergehen"

In der Erklärung von Frank Weber heißt es:  "Nach dem Anschlag in Hanau, wie schon nach dem Anschlag in Halle, können wir nicht unsere Gottesdienste feiern, Karneval erleben, unsere Tagesordnungen abarbeiten, als wäre nichts geschehen. Diese Ereignisse treffen in das Mark unserer Gesellschaft, unseren Alltag und schleichen sich ein in Geist und Seele, als gehörten sie inzwischen zum Leben dazu, wie eine lästige Gewohnheit, meistens in scheinbar sicherer Entfernung.

Als Kirchen geht uns das unmittelbar an und erfordert den solidarischen Beistand für die Opfer von Hanau, für die Angehörigen, Familien und Freunde, deren Leben in wenigen Sekunden total verändert wurde.
Wir erklären unsere Solidarität mit unseren ausländischen Mitbürgern, Freundinnen und Freunden, und auch den uns unbekannten und fremden Menschen hier im Kreis Mettmann, in unseren Städten, neben, vor oder hinter unseren Kirchen. Sie gehören fest zu unserem Gemeinwesen.
Wir haben wichtige Erklärungen und Statements gehört, die das Geschehene anprangern und verurteilen. Fußballer tragen Trauerflor und halten Schweigeminuten.
Gerade in solchen Situationen ist es uns in ökumenischer Verbundenheit sehr wichtig, gemeinsam die Stimme gegen jede Form von Gewalt in unserem Land zu erheben. So können wir auf dem Hintergrund der Geschichte unseres Landes in solch schwierigen und bedrückenden Zeiten nicht schweigen." In den Gottesdiensten am Sonntag werden Fürbitten für die Opfer von Hanau und für die muslimischen Mitbürger gehalten.

Ex-Prinz ist nicht in Feierlaune

Ex-Prinz Samuel Awasum macht deutlich, dass eine Feierlaune derzeit stark getrübt ist, denn: "Die rassistisch motivierten Anschläge in unserem Land, wie nun in Hanau wieder geschehen, verunsichern zunehmend große Teile der Menschen mit Migrationshintergrund, so auch mich. Den Angehörigen der Opfer gehört mein und unser aller Mitgefühl. Der entstandene Zorn über diese Taten muss jetzt noch stärker in eine Motivation einmünden, solidarisch und gemeinsam mit allen demokratischen Kräften unsere Demokratie gegen diese rechtsradikale Vergiftung der Gesellschaft zu verteidigen."

Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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