Wenn die Feuerwehr stecken bleibt…

Kein Problem, mag sich dieser Autofahrer am Dachsweg in Lintorf gedacht haben, als er geparkt hat. Man kommt doch noch durch. Nun, für Löschfahrzeuge wird es, wie man sieht, zu eng. | Foto: Stadt Ratingen
  • Kein Problem, mag sich dieser Autofahrer am Dachsweg in Lintorf gedacht haben, als er geparkt hat. Man kommt doch noch durch. Nun, für Löschfahrzeuge wird es, wie man sieht, zu eng.
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Der Wunsch, Sachverhalte kurz und griffig zu benennen, führt bisweilen zu zwiespältigen Ergebnissen. „Problemstraßen“ zum Beispiel. Das ist zweifellos kurz und griffig, aber auch ein wenig unsensibel gegenüber den Anwohnern. Wer möchte schon in einer Problemstraße wohnen? Wie auch immer, die Stadtverwaltung hat jetzt eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, damit diese Straßen keine Probleme mehr bereiten.

Der Begriff „Problemstraßen“ wurde im Baubetriebshof erdacht. Gemeint sind schlicht und einfach Straßen, auf denen die Müllabfuhr Probleme hat zu wenden, zu rangieren oder gar hineinzufahren. Wie bereits ausführlich berichtet, ist die Verwaltung zurzeit dabei, das „Problemstraßen“-Paket III abzuarbeiten. Eine vorgeschlagene Maßnahme besteht darin, Falschparker konsequenter zu verfolgen. Denn so manche Straße müsste gar nicht in der „Problem“-Schublade landen, wenn sich jeder Autofahrer an die Straßenverkehrsordnung halten würde.
An dieser Stelle taucht eine weitere Frage auf, welche zum Beispiel die SPD-Fraktion im Zuge der politischen Beratung aufwarf: Wenn die Müllfahrzeige nicht durchkommen, dürfte das für die Feuerwehr auch gelten. „Und dieses Problem kann viel gravierender sein“, schreiben die Sozialdemokraten. Sie empfahlen daher, „die Anwohner in einem ersten Schritt zu sensibilisieren“ – sanft mit Handzetteln an falsch geparkten Autos zum Beispiel, oder nachdrücklicher durch konzertierte Aktionen mit Polizei und Abschleppwagen. In Neuss, so hat die SPD erfahren, „soll dies schnell und nachhaltig für eine Verbesserung der Situation gesorgt haben“.
Mit ihrer Aufforderung rannte die SPD in der Verwaltung offene Türen ein. Eine entsprechende Aktion war bereits geplant, und zwar in Lintorf. Allerdings gingen Ordnungsamt und Feuerwehr einen Mittelweg zwischen netten Zetteln und brachialem Abschleppen. Es wurde überwiegend verwarnt (35-mal), in einem Fall musste jedoch auch der Abschleppdienst bemüht werden.
Ziel der Aktion war es erklärtermaßen, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. „Wenn es bei einem Feuer oder einem medizinischen Notfall um Minuten geht, ist schnelle Hilfe nur möglich, wenn sich die Verkehrsteilnehmer beim Abstellen ihres Pkw auch an die Verkehrsregeln halten“, sagt Joachim Herbrand, Chef der vorbeugenden Gefahrenabwehr bei der Ratinger Feuerwehr.
Das Problem ist vielschichtig. So gibt es zweifellos Autofahrer, die in vollem Bewusstsein falsch parken, aber auch viele, die ganz arglos meinen, korrekt zu handeln. Herbrand weist auf die in der Straßenverkehrsordnung vorgeschriebene Mindestdurchfahrtsbreite von drei Metern hin, die Löschfahrzeuge und auch große Müllautos einfach brauchen. „Diese Verkehrsregel wird von einigen Verkehrsteilnehmern ignoriert oder vergessen“, so Herbrand. Die Erfahrungen bei der Schwerpunktaktion in Lintorf waren ebenfalls vielfältig. In einigen Fällen war das Unrechtsbewusstsein der Autofahrer klar zu beobachten. „Sie fuhren schnell weg, bevor das Feuerwehrfahrzeug die Engstelle passierte“, berichtet Herbrand.
Falsch parken ist aber nicht nur deshalb eine schlechte Idee, weil die Müllabfuhr oder im schlimmsten Fall die Feuerwehr nicht durchkommt. Auch im eigenen Interesse sollten sich Autofahrer an die Drei-Meter-Regel erinnern. Denn Verstöße können teuer werden. Knöllchen können zwischen zehn und 35 Euro kosten, Abschleppen schlägt schon mit bis zu 200 Euro zu Buche. Und wenn Rettungsfahrzeuge tatsächlich behindert werden, sind die Kosten noch einmal deutlich höher.
Die recht hohe Zahl der Verwarnungen mache die Notwendigkeit der geballten Kontrolle deutlich, sagte Ordnungsamtsleiter André Dietze: „Wir werden solche Aktionen regelmäßig wiederholen, auch in anderen Stadtteilen, um nachhaltig eine Verhaltensänderung zu erreichen.“ 

Autor:

Lokalkompass Ratingen aus Ratingen

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