Luftballons für Tote und Verletzte der Loveparade: Privater Trauermarsch führte Samstag vom Bahnhof in den Böninger Park

Mit Transparenten und Westen wurde der Opfer der Loveparade gedacht. Foto: Kirchner
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  • Mit Transparenten und Westen wurde der Opfer der Loveparade gedacht. Foto: Kirchner
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Dichtgedrängt stehen am Samstagnachmittag nur wenige Stunden nach der offiziellen Feier für die Opfer der Loveparade die Menschen auf dem Duisburger Bahnhofsvorplatz. Viele von ihnen halten Blumen und Luftballons in der Hand. Gekommen sind sie, um an dem von einem Privatmann organisierten Trauermarsch am Todestunnel vorbei Richtung Böninger Park teilzunehmen.

Noch immer sind die Gesichter von Trauer gezeichnet. Eine Woche nach der Katastrophe haben viele derer, die sich hier versammelt haben, indes keine Lust mehr, von den Medien befragt zu werden. Zu oft haben sie in den letzten Tagen erzählt, wo sie zum Zeitpunkt der Massenpanik waren, ob auch sie einen Menschen verloren haben, wem die Schuld für das Unfassbare zu geben sei. Und während die Masse wartet, dass sich der Zug endlich in Bewegung setzt, murmelt eine Passantin auf dem Weg ins Bahnhofsgebäude mit Blick auf die Versammlung verständnislos: „Mein Gott, woanders verhungern jeden Tag Menschen, und hier machen sie so ein Theater.“
Verantwortlich für das „Theater“ ist Marcel Philipp Jede. Der 22-Jährige war selbst Besucher der Loveparade und wollte eine Gedenkveranstaltung ausrichten, mit der die Stadt nichts zu tun hat. „Nachdem ich die Polizei mit ins Boot habe holen können, habe ich den Termin übers Internet publik gemacht.“
Rund 2 000 bis 3 000 Menschen sind der Einladung gefolgt, wollen im Böninger Park für die Opfer beten, eine Gedenminute einlegen und schließlich für jeden Verstorbenen einen schwarzen, für jeden Verletzten einen weißen Ballon und außerdem noch rote Herzballons als Sinnbild der Liebe in den Himmel aufsteigen lassen.

Auch Christian (29) aus Oberhausen ist dabei. Er hat bereits am Morgen an der Trauerfeier in der Salvatorkirche teilgenommen, denn unter den Opfern war seine beste Freundin, die er seit Sandkastentagen kannte. „Dieser Tag hilft mir ein bisschen, auch wenn ich noch eine Riesenwut auf Schaller und Sauerland habe. In meinen Augen sind Veranstalter und Stadt Schuld.“

Aus anderen Gründen ist die Italienerin Achiropia (41) hier. „Ich bin selbst in die Massenpanik geraten. Mich beschäftigt das immer noch, wie schlecht wir uns benommen haben. Jeder hat gedrückt und gedrängelt und nur an sich gedacht. Ich auch. Damit muss ich erstmal fertig werden.“

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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