Polizei in Emmerich und Rees
Von Telefonbetrug und Haustürdelikten

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Enkeltrick, Schockanruf und falsche Polizisten

Vor kurzem wurde ein 82-jähriger Senior aus Emmerich am Rhein Opfer eines Telefonbetruges. Ein angeblicher Polizeibeamter gab vor, dass seine Tochter in einen schweren Autounfall verwickelt wäre und nur durch die Übergabe einer hohen Kaution könne verhindert werden, dass sie ins Gefängnis müsse. Leider zahlt der Mann und der Fall landete bei der Emmericher Polizei. Über solche Betrügereien und wie man sich davor schützen kann, haben wir vom Stadtanzeiger mit Kriminalhauptkommissar Jürgen Lang, Mitarbeiter der Kreis Klever Kriminalprävention, gesprochen.

VON DIRK KLEINWEGEN

EMMERICH/REES. Bei dem vorliegenden Fall handelt es sich um eine relativ neue Variante des Telefonbetruges. „Der Schockanruf ist besonders perfide. Durch die Schocksituation, die hier ausgelöst wird, beispielsweise ist von einem Unfall mit einer tödlich verletzten Person die Rede, schaltet dann auch der normale Verstand aus“, erklärt Lang, „im Angesicht dieser schlimmen Situation sind die Betroffenen eher bereit mit einer sofortigen Zahlung Hilfe zu leisten.“ Wenn dann auch noch der Staatsanwalt anruft, bei dem die älteren Menschen laut Kriminalhauptkommissar Lang eine gewisse Obrigkeitshörigkeit haben, sind diese schnell bereit, die geforderte Kaution zu zahlen.
Neben dem Enkeltrick, bei dem der Enkel mit einer Geldzahlung gerettet werden muss, melden sich auch falsche Polizisten am Telefon und berichten beispielweise von geplanten Einbrüchen im eigenen Heim und fordern, die fast immer älteren Menschen auf, ihnen Bargeld und weitere Wertsachen zu sicheren Verwahrung zu übergeben. Dabei versuchen sie durch die Übermittlung der Rufnummer „110“ am Telefon von ihrer Seriosität zu überzeugen. „Unter dieser Nummer würde die tatsächliche Polizei oder Leitstelle niemals anrufen. Allein die Tatsache, dass die „110“ eingeblendet ist, ist schon ein sicheres Zeichen für einen Betrug“, erklärt der Polizeibeamte. Er empfiehlt den Betroffenen aufzulegen und direkt mit der Polizei Kontakt aufzunehmen. Sich vom Anrufer weiterverbinden lassen, nutzt dabei wenig, man landet nur bei einem Kollegen des Betrügers.
Bei ihren Anrufen nehmen sich die Betrüger die Telefonbücher städteweise vor. Die Telefonbücher werden nach kurzen Rufnummern und alt klingenden Vornamen gefiltert. Damit erreichen sie eine hohe Trefferquote, dass es sich um ältere Mitbürger handelt. „Da haben wir direkt eine Möglichkeit diese Anrufe zu vermeiden, man sollte überlegen nur einen abgekürzten Vornamen zu verwenden oder ganz auf einen Telefonbucheintrag zu verzichten“, erläutert Lang. Wer öfter Opfer von ominösen Anrufen wird, sollte unter Umständen sogar die Rufnummer wechseln.
Es gibt auch Anrufe, die einfach dazu dienen, persönliche Daten abzufischen, um später weitere Straftaten zu begehen. Auch hier hat der Fachmann den passenden Rat: „Am Telefon sollte man keine persönlichen Daten wie Adresse oder Kontonummer weitergeben, man sollte nicht einmal mit ‚Ja‘ antworten, um nicht einen Vertrag untergeschoben zu bekommen. Ein gesundes Misstrauen bei Telefonaten mit Fremden ist immer angebracht.“ Er wies auch darauf hin, dass es Sinn macht, im Schadensfall Anzeige bei der Polizei zu erstatten und nicht aus falscher Scham zu schweigen. „Die Chance, dass man das verlorene Geld zurück erhält, ist relativ gering, da seitens der Täter in allen Teilen arbeitsteilig und bandenmäßig gearbeitet wird. Dabei kommt man höchstens an die Fahrer oder weitere Handlanger ran, jedoch äußerst selten an die Hintermänner. Man kann bei Bedarf auch den polizeilichen Opferschutz, den Weißen Ring für Schadensopfer oder die Verbraucherschutzzentralen bei unseriösen Vertragsabschlüssen in Anspruch nehmen.“
Weitere Fälle sind die Hautürdelikte. Darunter werden unseriöse Handwerkerleistungen gefasst, aber auch verschiedenste Fälle, bei den sich Personen ins Haus einschleichen. Die geben dann vor als Handwerker nach einem Rohrbruch sehen zu wollen, Zählerstände abzulesen, die Toilette nutzen zu wollen oder nur ein Schluck Wasser trinken zu wollen. In fast allen Fällen haben sie es auf Bargeld und andere Wertsachen abgesehen. Hier empfiehlt Lang: „Die Tür nur mit Türsperre öffnen, sich den Ausweis zeigen lassen, bei der entsprechenden Firma telefonisch die Angaben überprüfen, falls vorhanden, eine Vertrauensperson befragen und ansonsten die Polizei anrufen.“
Kriminalhauptkommissar Jürgen Lang ist auch kompetenter Ansprechpartner beim Thema Einbruchschutz oder Computerkriminalität. Zum letzteren hat er auch zwei Warnungen zu gängigen Maschen parat: Einmal der angebliche Microsoft-Mitarbeiter, der versucht Zugang zum heimischen oder Firmen-PC zu erhalten oder auch hohe Gewinnversprechen, die aber erst ausgezahlt werden können, wenn eine Kaution hinterlegt oder Bearbeitungsgebühren gezahlt werden.
Da wegen Corona zurzeit keine Vorträge veranstaltet werden, kann man sich nur an den Infoständen der Kriminalprävention auf den Wochenmärkten informieren. Die genauen Termine werden über die Presse bekannt gegeben. Jürgen Lang ist auch telefonisch unter 02821/504-1972 erreichbar.
Ein ausgesprochener IT-Fachmann, der sich von einem angeblichen Microsoft-Mitarbeiter in die Irre führen lässt oder die manchmal hohen Schadenssummen – hier im Kreis Kleve auch hin und wieder im sechsstelligen Bereich – sind Sachen, die auch einen erfahrenen Polizeibeamten wie Jürgen Lang bei seiner Arbeit noch verblüffen.

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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