Natur gegen Natur - Auf Beizjagd mit Steinadler, Wüstenbussard, Wanderfalke und Frettchen

Auf Kaninchenjagd in Rheinberg | Foto: Heike Cervellera
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Ein kräftiges „Dickeeen“ schallt über die Wiese hinter dem Aldi-Logistikcenter in Rheinberg. Doch was da ankommt, ist nicht etwa ein Hund oder ein Mensch, sondern ein stattlicher Steinadler. Mit „Kollegin“ Mary, einem Wüstenbussard, wird der „Dicke“ heute zur Kaninchenjagd eingesetzt.

Kaninchen sind nicht nur Gartenbesitzern ein Dorn im Auge, sondern richten auch enorme Schäden an Mais, Raps und Hafer an. Schon im Alter von wenigen Monaten ist ein junges Kaninchen geschlechtsreif, so dass sie mancherorts zu einer regelrechten Plage werden.
Diese Plage einzudämmen ist Aufgabe der Jäger. Nicht überall kann jedoch bei der Jagd geschossen werden. „Wenn zuviel Betrieb ist, zum Beispiel weil oft Spaziergänger vorbeilaufen, kann man nicht schießen“, erklärt Alfred Nimphius, Pressesprecher der Kreisjägerschaft Wesel. Die Lösung ist eine Beizjagd, also die Jagd mit Greifvögeln.
Auf der Wiese hinter dem Aldi-Logistikcenter in Rheinberg möchten Jürgen Thoelke und sein Steinadler, den er nur liebevoll „Dicken“ ruft, sowie Ralf Hoffmann mit Wüstenbussard Mary zeigen, wie die Beizjagd funktioniert. Da die Kaninchen, als ob sie das Unheil ahnen, sich an diesem Tag nicht blicken lassen, werden zwei weitere Tiere eingesetzt: Während der Jagdhund für das Aufspüren der Kaninchenbauten zuständig ist, treibt das Frettchen die Tiere aus den Gängen. Die Minuten verstreichen, doch plötzlich geht alles ganz schnell: „Kanin!“ brüllt jemand und im Affenzahn flitzt das erste Kaninchen über die Wiese. „Vogel frei!“ und Wüstenbussard Mary schießt los – hat aber leider das Nachsehen, als das Tier im sicheren Bau verschwindet. Schon rast ein zweites Kaninchen über das Feld und ein paar Sekunden später hat der Grifftöter es mit seinen Krallen erlegt. „Falkners Heil“ schallt es über die Wiese – „Falkners Dank“ ruft Ralf Hoffmann zurück.
Steinadler „Dicken“ ist an diesem Tag weniger erfolgreich, aber Thoelke ist nicht enttäuscht: „Das ist Natur gegen Natur. Es klappt eben nicht immer.“ Als eine Seniorin mit ihrem Hündchen auftaucht, nimmt er seinen Adler mit einer Spannweite von zwei Metern trotzdem lieber an die Leine. „Dem ist der Unterschied egal“, erklärt er.
Drei bis fünf Flüge schaffen Adler und Bussard, die zu den Kurzstreckenfliegern gehören, pro Einsatz. Fressen dürfen sie ihre Beute aber nicht, denn ein satter Vogel jagt nicht mehr. Die toten Kaninchen werden stattdessen eingesammelt und landen dann entweder im Kochtopf des Jägers oder im Napf von Vogel oder Hund.
Pech hat auch Detlev Schulz‘ Wanderfalke Lea. Die Fasane, zu deren Jagd sie eingesetzt wird, sind heute schneller als sie. Eine Ausnahme, denn im Sturzflug erreichen Falken eine Geschwindigkeit von über 300 Stundenkilometern. „Vorführeffekt“, bedauern die Jäger. „Glück gehabt“, denken sich wohl Kaninchen und Fasane.

Autor:

Wochen Magazin Kamp-Lintfort aus Kamp-Lintfort

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