Kritik an Schließung

Volksbank-Filiale in Haßlinghausen eröffnet nach Anschlag auf Geldautomaten nicht mehr

Am 21. Juni 2022 gab es einen Sprengstoffanschlag auf den Geldautomaten der Volksbank-Filiale in Sprockhövel-Haßlinghausen auf der Mittelstraße. Die Schäden an dem Gebäude sind beträchtlich. Zuvor war es im Januar 2022 bereits zu einer Sprengung des Geldautomaten bei der etwas weiter entfernt liegenden Filiale der Sparkasse gekommen. Hier können sich die Kunden seit Mai wieder mit Bargeld in der mobilen Filiale auf dem Vorplatz versorgen, bis die Instandsetzungsarbeiten im Hauptgebäude abgeschlossen sind.

Die Volksbank Witten Bochum, zu der die Filiale Haßlinghausen gehört, hat anders entschieden: Die zerstörte Bankfiliale wird nicht wieder eröffnet und die Bargeld-Beschaffung bleibt einzig im SB-Service-Bereich bei Rewe Lenk möglich. Das ruft jetzt Protest auf den Plan.
Seit rund 15 Jahren ist Ingrid Lohmann Mitglied in der Vertreterversammlung der Genossenschaftsbank. Sie findet den Zustand unhaltbar. „Ich bin eines von derzeit 23.944 Mitgliedern. Gemäß § 11 der Satzung hat jedes Mitglied das Recht, nach Maßgabe des Genossenschaftsgesetzes und der Satzung die Leistung der Genossenschaft in Anspruch zu nehmen und an der Gestaltung der Genossenschaft mitzuwirken. Gerade eine Genossenschaftsbank wirbt doch mit der Standortnähe zu ihren Kunden und damit, dass die Vertreterversammlung ein hohes Gewicht hat“, sagt sie. Eine nächste Vertreterversammlung sei allerdings erst im kommenden Jahr angesetzt.
Mit dem SB-Bereich im Lebensmittelgeschäft sei sie nicht zufrieden. Keine ungestörte Atmosphäre für vertrauliche Bankgeschäfte. „Der Vorraum ist zu klein und nicht abgetrennt von der Leergutabgabe. Es bilden sich mitunter Schlangen bis zum Bankautomat. Wie soll man da Bankgeschäfte wie Überweisungen, Geldabhebungen etc. diskret erledigen? Gut, man hat die Umgebung jetzt etwas erweitert. Die Grillkohle ist weggekommen. Aber das kann doch nicht das einzige sein“, sagt sie und hat jetzt einen Protestbrief geschrieben. Natürlich weiß auch Ingrid Lohmann, dass die Proteste nicht unbedingt zu einer Rücknahme der Entscheidung zur Filialschließung führen werden. Aber: „Etwas Hoffnung habe ich schon. Die Filialschließung war vor Jahren schon mal im Gespräch, wurde jedoch durch massiven Einspruch auf der Vertreterversammlung gekippt. Vielleicht kann man wenigstens einen Kompromiss finden. Denn zwischen der ehemaligen Filiale und der jetzigen Möglichkeit bei Rewe Lenk liegen Welten. Etwas mehr Service wäre da schon geboten.“
Die Volksbanken argumentieren ähnlich wie die Sparkassen, die ihr Filialnetz ebenfalls ausgedünnt haben: immer mehr Kunden nutzen Online-Banking und kommen nicht mehr in die Bankfiliale. Außerdem sei die Nutzung von Bargeld deutlich zurückgegangen. Die lokale Verortung der Banken wird indes weiter betont – schließlich sei man lokaler Sponsor vieler Feste und kümmere sich auch um die Belange vieler Vereine vor Ort. Das sieht auch Ingrid Lohmann so. „Trotzdem finde ich es unzumutbar, wenn man für ein persönliches Gespräch mit einem Berater der Volksbank jetzt nach Wetter-Wengern muss. Schließlich ist nicht jeder mobil und Haßlinghausen ist so klein nun auch wieder nicht. Auch für die Geschäftsleute in Haßlinghausen ist die Situation nun deutlich weniger komfortabel. Ich finde, man muss wenigstens versuchen, einen besseren Service zu etablieren – auch wenn die Filiale nach dem Sprengstoffanschlag jetzt endgültig geschlossen bleiben sollte. So geht es jedenfalls nicht.“
Unterschriftenlisten sollen jetzt Druck machen. Sie liegen an diesen Geschäftsstandorten in Haßlinghausen aus: Raiffeisen-Markt Haßlinghausen, Glückauf-Apotheke, Gimbel heimdecor und Regina Isenbeck. „Falls bis zur nächsten Vertreterversammlung keine akzeptable Lösung vorliegt, werde ich die übrigen Vertreter bitten, darüber abzustimmen.