Mit dem Fahrrad 750 Kilometer durch Russland
Karl-Heinz Markert erfüllte sich in diesem Jahr seinen persönlichen Reisetraum

Karl-Heinz und Sven Markert in ihrer von einem Reiseorganisator geführten Gruppe. Foto: Markert
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Vor drei Jahren wollte sich Karl-Heinz Markert aus Königsborn seinen
Lebenstraum verwirklichen. Der passionierte Fahrradfahrer plante eine Radreise
von Deutschland bis Rostow am Don. Doch kurz vor der russischen Grenze zwang den
zu diesem Zeitpunkt 69-Jährigen eine Virusinfektion zur Aufgabe. In diesem Jahr
unternahm Markert, heute 71 Jahre alt, mit seinem Sohn Sven (44) einen zweiten Anlauf, wenn auch in einer etwas verkürzten Version. „Ein Bruchteil von damals“, wie er selbst
schildert.

Im Juni ging es mit einem Airbus der russischen Fluglinie Aeroflot von Düsseldorf in
Richtung Moskau. Der Service während des dreistündigen Fluges empfand Markert
übrigens als sehr gut. In der russischen Metropole angekommen, wurde die Stadt zunächst
einen Tag lang auf eigene Faust erkundet. Denn im Gegensatz zur ersten Reise schlossen
sich die beiden Radenthusiasten dieses Mal einer geführten Reisegruppe an.
Karl-Heinz Markert:“ Der Verkehr in der Millionenmetropole hat uns sehr beeindruckt.
Die Straßen im Zentrum waren überwiegend vier- bis fünfspurig ausgebaut. Der Kontrast
an Kraftfahrzeugen waren groß, denn es fuhren alte Schrottkarren neben Nobelkarossen
aller namhafter Hersteller herum“. Die Markerts zogen an diesem Tag allerdings die Metro
vor, die ihnen sehr sauber, günstig und vor allem äußerst pünktlich erschien.

Die aus 17 Teilnehmern bestehende Reisegruppe kam aus der ganzen Welt. Vertreten waren
unter anderem Radenthusiasten aus England, Irland und Australien. Organisator war
ein russisches Reiseunternehmen. Übernachtet wurde in verschiedenen Hotels, tagsüber sorgten eigene Verpflegungswagen auf der Strecke für eine Stärkung zwischendurch. Auch wenn die Reise gut durchorganisiert war, vom Essen war Karl-Heinz Markert nicht besonders
angetan.“ Jeden Tag gab es Borschtsch, nichts als Borschtsch“, erzählt er.
Insgesamt dauerte die Reise 12 Tage, von denen Karl-Heinz und Sven Markert
neun Tage auf dem harten Fahrradsattel verbrachten. Apropos Fahrrad: Markerts Gefährt stammt aus dem Jahr 1991 und sieht alles andere als modern aus. „High tech kann man in
Russland nicht gebrauchen“, erklärt der reiseerfahrene Globetrotter mit Blick auf die
teilweise sehr maroden Straßen. Auch waren verständlicherweise keine E-Bikes in der
Gruppe unterwegs. Wo hätte man sie auch unterwegs laden sollen? Größerer Reparaturen fielen glücklicherweise auch nicht an. Lediglich ein Platten musste geflickt werden. Die komplette Route bis St. Petersburg betrug 730 Kilometer. Pro Tag legten die Teilnehmer zwischen 60 und 70 Kilometer zurück. Angetan war Markert von St. Petersburg, dessen Straßen seiner Meinung nach für Radfahrer sehr gut ausgebaut waren. Auch sei die Stadt insgesamt sehr westlich ausgerichtet.

„Russland ist nichts für empfindsame Seelen“

Der Gesamteindruck von Russland war allerdings sehr unterschiedlich.
Die Markerts sahen Reichtum in den Städten, aber auch Armut in den Dörfern auf dem
Land. „Viele Dörfer sind zum Teil verlassen, nur wenige Menschen leben noch darin.
Diese sind größtenteils Selbstversorger mit einem eigenen kleinen Garten, in dem sie
ihr eigenes Gemüse anbauen. In den Städten hingegen sieht man Reichtum und viele
teure Autos. „Spitzenverdiener in den Städten verdienen so um die 800 Euro.
Auf den Dörfern liegt das Einkommen eher bei 60 Euro“, erklärt er. Das Preisgefüge
in der Gastronomie, so Markert, liege etwa auf unserem Niveau. „In Russland lässt es sich gut leben, wenn man viel Geld hat“, erzählt er.

„Ein E-Bike kommt, wenn ich die Eule in Fröndenberg nicht mehr hoch komme“

Bereits seit 1995 unternimmt Karl-Heinz Markert Radtouren und hat in dieser Zeit neben
Deutschland auch Ziele in Kaliningrad, Spanien und im Baltikum bereist.
Da drängt sich natürlich die Frage auf: „Was steht als nächstes auf dem Programm?“
Die Antwort kommt prompt:“ Der Baikalsee in Sibirien, der als der größte und tiefste See
der Welt gilt. Hier werden wir uns allerdings Fahrräder mieten. Eine Alternative hierzu
wäre, ganz Deutschland mit dem Fahrrad zu umrunden“.

Autor:

Jörg Prochnow aus Kamen

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