Ein Rückblick auf Wetterkapriolen und Preise im Abwärtstrend

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"Ackerbaulich eine Herausforderung, preislich eine Talfahrt und politisch kaum kalkulierbar“, so skizziert Hans-Heinrich Wortmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe (Kreis Unna, Städte Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) das Jahr 2014 für die heimischen Bauern.

„Zum Ende des Jahres 2014 müssen wir leider feststellen, dass die Preise für unsere Erzeugnisse in fast allen Bereichen deutlich gefallen sind“, sagt der Landwirtevorsitzende und erläutert: „Die Erntemengen vieler landwirtschaftlicher Kulturen waren 2014 weltweit überdurchschnittlich. Eine gute Versorgungslage traf auf eine abgeschwächte Konjunktur. Das Fass zum Überlaufen brachte dann der russische Importstopp. Zusätzliche Agrarprodukte von EU-Partnern strömten auf den deutschen Markt und ließen die ohnehin sinkenden Preise in vielen Bereichen einbrechen.“ Eine dreijährige Phase mit etwas stabileren Erlösen und Einkommen in der Landwirtschaft sei so zu Ende gegangen.

„Das Jahr 2014 zeigte uns einmal wieder, wie abhängig wir Bauern vom Wetter sind“, sagt Wortmann. Es sei ein Jahr mit vielen und lokal sehr unterschiedlichen Witterungsextremen gewesen. Während Gerste und Raps bei guten Erntebedingungen mit zufriedenstellenden Erträgen und guten Qualitäten geerntet werden konnten und auch die Weizenernte zunächst mit Sonnenschein gestartet sei, hätten dann jedoch immer wiederkehrende, teilweise ergiebige Niederschläge, die Ernte zu einer Hängepartie gemacht, sagt Wortmann. Das Getreide habe oft nicht zum optimalen Zeitpunkt und nur mit höheren Feuchtegehalten gedroschen werden können.

„Unsere Region hat während der Weizenernte fast jeder Regenschauer erreicht und so zog sich in vielen Gebieten der Region sich die Ernte bis in den September hin“, erläutert der Kamener Landwirt. Extrem nasse Restflächen hätten in Einzelfällen gar nicht geerntet werden können. Die Erntemengen seien regional sehr unterschiedlich ausgefallen. Während die einen mit einem blauen Auge davon gekommen seien, machten in anderen Teilen der Region die widrigen Witterungsbedingungen den Bauern einen Strich durch die Rechnung. Gute Erträge können die Bauern dagegen bei Rüben, Kartoffeln, Mais und Raps verzeichnen, so Wortmann.

Sorgen bereiten dem Landwirt die politischen Herausforderungen. „Im Rahmen der nun geltenden Agrarreform, der kommenden Novelle der Düngeverordnung und vieler weitere Auflagen, die uns Landwirte treffen, habe ich zunehmend Angst vor praxisfernen, politisch motivierten Lösungen“, sagt Wortmann. Die Politiker sollten daran denken, dass Landwirtschaft auch weiterhin wirtschaftlich sein müsse um zu überleben. Gerade kleineren Höfen, denen das Geld für große Investitionen fehle, dürfe man durch die politischen Entscheidungen nicht die Luft zum Atmen nehmen, appelliert er.

Auch der Milchmarkt befindet sich im Umbruch: Am 31. März 2015 endet nach 31 Jahren die Quotenregelung. „Nun gilt es, dass nicht jede globale Milchpreissenkung auf den deutschen Markt übertragen wird“, sagt Wortmann. Die heimischen Milchbauern müssten für ihre hohen Standards auch ihren Preis haben.

2014 brachte auch Positives: „In diesem Jahr haben wir die Initiative Tierwohl auf dem Weg gebracht, so dass sie ab Frühjahr 2015 beginnen kann“, so der Vorsitzende. „In Sachen Landwirtschaft und Transparenz läuft derzeit ein Kinospot mit echten Bauern aus der Region in vielen Kinos“, schildert Wortmann und erklärt: „Wir wollen Vertrauen zwischen Verbrauchern und Bauern schaffen.“ Auch die neue Internetseite www.saugut-informiert.de biete vieles rund die heimische Landwirtschaft und ihre Bauern. „Ebenso freuen wir uns über das große Interesse vieler Menschen an der Landwirtschaft. „Viele Schulklassen als auch Erwachsenengruppen haben unsere Höfe besucht“, berichtet der Vorsitzende.

Hans-Heinrich Wortmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe | Foto: privat
Autor:

Jörg Stengl aus Unna

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