Eine Reise nach Fukushima

Tobias Bäcker besuchte auch Soma, eine Stadt, die stark zerstört wurde. | Foto: Tobias Bäcker
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Im Rahmen eines Japan-Studien-Programms besuchte der Unnaer Tobias Bäcker Japan und dort auch die Präfektur Fukushima. Das Ausmaß der Zerstörung durch den Tsunami und das Reaktorunglück beeindruckten den Unnaer zutiefst. Die Haltung der Japaner in dieser Situation nötigte ihm Respekt ab.

Ich habe alles verloren!

„Ich habe alles verloren! Ich habe alles verloren! Ich habe alles verloren!“ - Die­se drei Sätze stammen aus dem wohl bewegendsten Gespräch, das Tobias Bäcker in Japan geführt hat. Gesagt wurden sie von einer alten Dame, die seit dem Tsunami und der anschließenden ­Reaktorkatastrophe am 11. März 2011 in einem Behelfsheim wohnt. „Diese Frau wird nie wieder nach Hause können, weil sie kein Haus mehr hat“, ist Tobias Bäcker auch heute noch tief bewegt, „darunter leidet die Frau, als wäre es erst gestern passiert.“
Tobias Bäcker studiert an der Ruhr-Universität-Bochum Physik und Japanologie. Im März nahm er an einem vom japanischen Ministerium für Erziehung veranstalteten Japan-Studien-Programm teil. Hierbei wurden 200 Studenten aus 42 Ländern für zwei Wochen nach Japan eingeladen und durch Tokyo und anschließend in die Tôhoku-Region im Norden Japans geführt. Hier hatte der Tsunami am schlimmsten gewütet.

Schlag ins Gesicht

Das Ausmaß der Zerstörung empfand der junge Student wie einen „Schlag ins Gesicht“. „Für die Europäer unter uns waren das Bilder, die wir noch nie gesehen hatten, unsere Mitreisenden aus ärmeren Regionen, zum Beispiel in Afrika, nahmen das gelassener auf“, erzählt Tobias Bäcker. Auch in Japan selbst erkannte der Unnaer Unterschiede. „Für die Menschen in Tokio ist Fuku­shima weit weg, als wäre es ein anderes Land, in der Region Fukushima jedoch ist das gesamte alltägliche Leben von der ­Katastrophe bestimmt“, erklärt der 22-Jährige.
Doch tatsächlich gesprochen wird über den Tsunami und das Reaktorunglück nur ungern. Tobias Bäcker: „Vielleicht liegt das daran, dass die Japaner an Naturkatas­trophen gewöhnt sind, über etwas derart Unvermeidliches zu klagen, hilft nicht weiter.“

Aufbau wird noch lange dauern

Familien, die durch das Unglück alles verloren haben, ziehen meist weg. Familien, die nicht alles verloren haben, bleiben dagegen. Ihnen fällt die schwierige Aufgabe zu, die Region neu aufzubauen. Der Student weiß: „Früher war die Region sehr stark touristisch geprägt, wunderschöne Strände und Landschaften zogen die Japaner scharenweise an. Das gibt es nun nicht mehr und die Bevölkerung muss sich wirtschaftlich komplett neu orientieren.“ Eine Aufgabe, die noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird.

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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