Vom Südfriedhof in den Kurpark - Kräutergarten ist ein Pararadies für Mensch und Biene

Kraft der Pflanzen

"Der schönste Fleck in Königsborn" ist es für Christina Schmidt. Sie zupft weiter Unkraut zwischen den Beeten heraus, damit Wermut, ihr Lieblingskraut besser wachsen kann. Der "Bittere Beifuß" fördert die Verdauung, wirkt gegen Kopfschmerz. Seit über 40 Jahren ist der Kräutergarten im Kurpark ein Refugium für Liebhaber und Kenner. Während die Pflanzen, bestens gepflegt von allein wachsen, ist die Suche nach "Grünpflegepersonal" eine beständige Aufgabe für Herzblut-Gärtnerin Barbara Cornelissen und die Gartenpaten.

Naturprojekte, nicht nur in ihrem Wohnort Mühlhausen, bringt Barbara Cornelissen seit Jahrzehnten nach vorn. Selbstvetrständlich war sie mit Begeisterung dabei, als 1977 der Apotheker Dr. Klaus Coen bei der Stadt Unna die Anlage eines Kräutergarten anregte. Nahe der einstigen Stadtgärtnerei am Südfriedhof entstand eine Oase für Arzneipflanzen, denen seit jeher heilende Wirkung zugeschrieben wird. Aber auch Küchenkräuter machten einen wesentlichen Teil des Grundstücks aus, denn der Apotheker wollte zeigen, wie Küchenkräuter selbst gezogen und kultiviert werden können. Bei Führungen demonstrierte er Anbauart und Wirkung der Pflanzen.
So eindrucksvoll die Pflanzen auch wuchsen, die Basispflege des Gartens wurde von Stadt Unna mitfinanziert, die zog sich schließlich 1993 aus dem Projekt zurück. Das wollte Barbara Cornelissen nicht klaglos hinnehmen und bot der VHS Unna damals an, den Kräutergarten in das Seminarprogramm aufzunehmen. "So enstanden keine weiteren Gebühren oder Vergütungen für den Kräutergarten", erklärt die Planzenexpertin.
Im Zuge der Überplanung des ehem. Kasernengeländes wurde aber nur acht Jahre später das Gelände der Stadtgärtnerei am Südfriedhof als Bauland verkauft. Der Kräutergarten konnte aber umziehen. Denn im Kurpark bot sich eine Fläche von über 1.800 qm an, die bereits für "Umweltmaßnahmen" ausgewiesen war. Als Platz an der Sonne bot sich die Fläche neben dem Bienenhaus des Imkerverein Unna an. Eine Alternative gab es nicht und so wurden Pflanzen und Geräte nach Königsborn gebracht. Bodenqualität und Lage stellten sich als ideal für das Refugium der Heil- und Küchenkräuter heraus.

"Das gut versteckte Areal kann mehr Pflege gebrauchen", merkt Barbara Cornelissen an. Zwar zählen sechs "Gartenpaten" zum festen Kern. Über Verstärkung würden sie sich aber freuen. Lohn der Mühe: Blütenfülle, Blütenduft und reges Insektensummen von April bis Oktober. In den Wintermonaten bleibt der Garten sich selbst überlassen.
Der sonst verschlossene Garten öffnet einmal im Monat sein Tor. Bei der "Offene Kräutergartenpforte" streifen Besucher durch den Garten und Fragen zur Pflege werden beantwortet. Von Besuchern begeistert angenommen werden auch Märchenlesungen inmitten der sich öffnenden den "Nachtkerzen" sein, ein kleiner musikalischer Beitrag oder Singen an einem lauen Sommerabend oder das Herstellen von Kräuteröl. Bei der Aktion "Offene Gärten" der Bürgerstiftung Unna setzt der Kräutergarten ein besonderes Highlight und regt viele Besucher an, selbst Kräuter wachsen zu lassen.

Info:
Der Kreis der Gartenpaten/ -innen trifft sich immer am 1. Montag im Monat gegen 10 Uhr, um gemeinsam im Kräutergarten zu arbeiten, sich auszutauschen, das Jahr zu planen und Aktionen zu besprechen.