Inklusion
Herausforderung Inklusion: Es funktioniert, wenn alle Beteiligten - Lehrer, Schüler und Eltern - zusammenarbeiten - so wie in Voerde

So geht es auch. | Foto: Realschule Voerde
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Der 14-jährige Niklas Schröder besucht die neunte Klasse der Realschule in Voerde – trotz seiner seltenen Krankheit Arthrogryposis Multiplex Congenita (AMC), die ihn körperlich stark einschränkt und an den Rollstuhl bindet. Für Klassenlehrerin Monika Petermann und seine Klassenkameraden ist selbstverständlich, dass Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden. Seinen Alltag ohne Unterstützung zu meistern, wäre für Niklas nicht möglich. Die erhält er seitens der Schule von den Lehrern und der Klassengemeinschaft, die sich auf einen außergewöhnlichen Schulalltag einstellen müssen. Im Unterricht und in den Pausen begleitet ihn eine Integrationshelferin.
Neben den Regelschülern unterrichtet Monika Petermann noch einen Schüler mit Asperger Syndrom, einer Form von Autismus, und Schüler mit "festgestelltem Förderbedarf". 

2010 startete die erste Inklusionsklasse

„Mittlerweile ist es die zweite Inklusionsklasse, in der ich unterrichte“, erzählt Monika Petermann, Lehrerin für Englisch, Musik, Kunst und Politik. 2010 sei die Schule mit der ersten Inklusionsklasse an den Start gegangen, in der fünf Schüler mit einer Behinderung aufgenommen wurden. „Drei autistische Schüler, einer mit Körperbehinderung und ein hörgeschädigter Schüler waren in dieser Klasse“, so Petermann. Unterstützung erhielt sie dabei von Integrationshelfern und einer Sonderpädagogin, die beobachtend und beratend tätig war. „Eine Erfahrung aus meiner ersten I-Klasse ist, wie wichtig es ist, dies als Teil der Gesellschaft zu akzeptieren. Da mach Inklusion sehr viel Sinn“, so Petermann.

Spezielle Fortbildung war vonnöten

„Für mich war es eine neue Herausforderung, die spezielle sonderpädagogische Fortbildungen benötigte. Diese habe ich gerne angenommen“, sagt sie zufrieden. „Natürlich war es wichtig, wenn man mit so einer Klasse an den Start geht, dass auch das in der Klasse unterrichtende Kollegium dies als Team begrüßt.“ Der Lehrer ist es schließlich gewohnt, alleine vor seiner Klasse zu stehen. Dies ist in einer Inklusionsklasse so nicht gegeben. Nicht zu vergessen die Elternschaft, in der ein solches Konzept Akzeptanz finden muss.

Inklusionarbeit ist ein spannender Prozess

Die Arbeit im Bereich der Inklusion ist ein spannender Prozess und erweitert den Horizont. Manchmal müssen alle Beteiligten kreativ werden und neue Wege erproben. Die betroffenen Schüler werden teilweise zielgleich und teilweise zieldifferent unterrichtet. Zielgleich heißt, dass sie ganz normal an Leistungsüberprüfungen teilnehmen, Noten bekommen und als Ziel den Realschulabschluss haben. Zieldifferent unterrichten bedeutet, dass die entsprechenden Schüler auf ihrem Niveau eigene Aufgaben bearbeiten und ein individuelles Textzeugnis erhalten.
Den Schritt gewagt zu haben, habe die Schule verändert. „Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen und es macht Spaß, mit Kindern zu arbeiten, mit denen wir uns über große und kleine Erfolge freuen können“, so Petermann. Hin und wieder gäbe es schon mal Applaus für eine besondere Leistung. „Die Klasse hat ein Gespür dafür entwickelt, wenn eines der Inklusionskinder etwas Besonderes geleistet hat“, sagt sie. Die Empathie und der Zusammenhalt in der Klasse seien enorm. Ob es auch mal zu Problemen kommt? „Durch viele Gespräche in- und außerhalb der Klasse stauen sich große Probleme gar nicht erst auf.“

"Wir sind eine 'Offene Schule'"

Auch die positive Einstellung der Eltern trage dazu bei. „Wir sind eine ‚Offene Schule‘ und die Inklusionshelfer sind klasse“, sagen sie.
2020 wird die Realschule geschlossen. Mit dem zehnten und letzten Jahrgang. Auch Monika Petermann wird dann in den Ruhestand gehen. „Ich freue mich darüber, dass ich Inklusion an unserer Schule mitgestalten konnte. Dass ich diese Erfahrung machen konnte und erfolgreich damit war. Ich höre mit der Schule auf und lasse mich mit einem guten Gefühl pensionieren. Und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mich für die Sonderpädagogik entscheiden“, sagt sie zufrieden und lacht.

Autor:

Dunja Vogel aus Voerde (Niederrhein)

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