Brettspielabend: ein Hauch gamescom

Spieleentwickler Michael Jakoby präsentiert mir stolz sein Spiel Ballay, bei dem es sogar einen individuell bedruckten Fußball zu gewinnen gab. Ich habe ihn nicht gewonnen, Spaß hatte ich dennoch.
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  • Spieleentwickler Michael Jakoby präsentiert mir stolz sein Spiel Ballay, bei dem es sogar einen individuell bedruckten Fußball zu gewinnen gab. Ich habe ihn nicht gewonnen, Spaß hatte ich dennoch.
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Donnerstag, 15.03., 18:17 Uhr: steige Treppenstufen auf und summe Annett Louisans "Ich will doch nur spielen. Mh mh… mh mmhh"

Auf der Computerspielmesse gamescom in Köln kann man gerne mal zwei Stunden darauf warten, zwei Minuten mit einem übercharakterisierten Spitzbart-Ritter-Avatar gegen einen plasmaspuckenden 3D-Höllendrachen zu kämpfen. Und die Aktion hinterher zum Kollegen gewandt zu quittieren: "Hättest du nicht geniest, wäre ich nicht gestorben"!

Beim Brettspieleabend mit Jörg Sons im Kleinen Salon (dem hochgeschossigen Erweiterungspack vom Scala Kulturspielhaus) hörte ich solche Sätze nicht, ein Hauch von analoger Gamescom wehte dennoch zwischen Graupappe-Spielbrettern, Aktionskarten und Spielfiguren — schließlich gab es sogar die Vorstellung eines ganz neuen Spiels (siehe unten). In gemütlich bequemer Atmosphäre konnte man sich dort mittlerweile zum sechsten Mal dem Spielen widmen und erleben, was es überhaupt heißt, zu spielen: Lust an der Herausforderung, Spiel mit dem Feuer ohne Verbrennungsgefahr und …dass sich entspannte Beschäftigung proportional zum Durchmischungsgrad von Spielkarten verhält.

"Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." — das sagte schon Schiller, vermutlich während er einer Mensch-ärger'-dich-nicht-Figur liebevoll den Kopf streichelte.

Dass der Abend spaßig war, ist selbstredend, bzw. selbstschreibend.

Und zum Ende eben dieses Abends stellte mir Michael Jakoby noch das neu entwickelte Spiel "Ballay" vor (der Herr übrigens ist Spieleentwickler und sein produktives Kind im Manne ist der begeisterungsschäumende Zögling aus einer liebevollen Beziehung von Marketing und Gamification). Ballay ist ein Brettfußballspiel. Oder Fußballbrettspiel? Herr Dr. Germanistik, brauchen wir hier einen Trennungsstrich? Egal. Ballay wird dem einen oder anderen in Zukunft sicher noch begegnen, denn dieses Spiel ist fix zu erlernen, ohne dass dies der Spannung Abbruch täte und bietet viel taktisches Potential.
(Dazu muss ich noch eine Kleinigkeit anmerken:
Ich verstehe nichts von Fußball. Mir würd's nicht mal suspekt vorkommen, wenn 17 Spieler über den Rasen rasen und einer von ihnen mit 'nem Curlingbesen im Tor kehrt.
Und dennoch hatte ich bei Ballay richtig fez — und dieses Wort nehme ich höchst selten in den Tastenanschlag).

Zwar habe ich meine erste Partie verloren, weil Jakoby und Sons schon massig Spielerfahrung da rein gesteckt und daran gesammelt haben, und ich — wie gesagt — nix von Fußball verstehe… aber ein Gewinn war diese Partie dennoch, zumal das Spielprinzip einfach klasse ist.

Bitte lesen Sie den folgenden Textabschnitt mit der Stimme eines heiseren Fußballkommentators:
» Jakobys Runde beginnt, mit den ersten Schritten sichert er sich den Ballbesitz, ja, das sieht gekonnt aus, er schießt drei Felder weit, jetzt ist Kampmann an der Reihe, der zieht eine Karte, hebt eine Augenbraue, jetzt die andere, also die andere Augenbraue, er legt die Karte weg und nimmt eine andere, ja… warum so unentschlossen? Verliert er die Überbli…, äh Übersicht über die Spieldynamik? Weiter. Ja. Jetzt geht er zwei Schritte nach rechts und schießt den Ball drei Spielfelder weit nach vorn, warum macht er das, er weiß es wohl selber nicht, mit Lyrik macht man keine Tore, jetzt liegt der Ball schlachtreif vor Jako… und der spielt seine Karte aus und macht das Ding rein! Tor! Tor! Was für ein … absehbares Spiel liebe Zuschauer da draußen! «

Und die Moral von der Geschicht':
An einem Spieleabend ist alles möglich. Und das reimt sich leider nicht.

Spieleentwickler Michael Jakoby präsentiert mir stolz sein Spiel Ballay, bei dem es sogar einen individuell bedruckten Fußball zu gewinnen gab. Ich habe ihn nicht gewonnen, Spaß hatte ich dennoch.
Ein konzentrierter Jörg Sons hilft, eine Brettspielseuche zu bekämpfen. Also ein Seuchenbrettspiel. Nicht eine Seuche als Brettspiel, sondern ein Brettspiel über eine Seuche. Ach, wie komme ich bloß aus dieser Erklär-Misere?
Autor:

Timothy Kampmann aus Wesel

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