Beamtenfußball und schwachsinnige Regularien

Die deutschen Elite-Kicker haben das Viertelfinale der Fußball-EM erreicht. Das war durchaus zu erwarten. Was nicht zu erwarten war: der müde Zock, den Löws Elf in allen drei Spielen abgeliefert hat. Beamtenfußball, wie wir ihn von deutschen Mannschaften - abgesehen von den letzten zwei oder drei Jahren - seit Jahrzehnten kennen.
Thomas Müller und Lukas Podolski waren Totalausfälle, und zwar in allen drei Vorrundenspielen. Darüber kann auch das Tor von Podolski gegen die Dänen nicht hinwegtäuschen. Diese Bude hätte ich auch noch gemacht. Warum Löw an den beiden festhält - keine Ahnung. Vielleicht ist es aber auch ein genialer Schachzug von ihm, und die beiden sind sie nur auf dem Platz, um den Gegner in scheinbare Sicherheit zu wiegen oder einzuschläfern. Egal, die anderen Teams haben nicht besser gespielt, auch nicht die hochgelobten Spanier. Okay, gegen Irland haben sie gezaubert, weil man sie gelassen hat. Aber gegen Kroatien und Italien blieben die genialen Momente aus.

Dankbar müssen wir ihnen dennoch sein, dass sie das letzte Gruppenspiel gewonnen haben. Nicht etwa, weil es ein verdienter Sieg war, und das entscheidende Tor war sogar irregulär - sondern vielmehr, weil durch den Sieg eine neue Regel nicht greifen konnte, die sich irgendwelche sesselpupsenden UEFA-Funktionäre ausgedacht haben, die einen Fußball nicht von einer Melone unterscheiden können. Bei einem 0:0-Unentschieden zwischen Spanien und Kroatien wäre nämlich Italien Gruppenerster gewesen, weil die Italiener im direkten Vergleich aller drei Mannschaften mit gleicher Punktzahl gegen Spanien und Kroatien mehr Tore erzielt hätten als die Spanier und Kroaten. Bei einem 1:1 wäre Spanien Gruppenerster gewesen, da im Vergleich aller drei Mannschaften die Italiener genausoviel Tore erzielt hätten wie die Spanier und Kroaten, die Spanier aber höher gegen Irland gewonnen hätten als die Italiener. In diesem Fall wäre Kroatien Zweiter und Italien raus, da Kroatien zwar mit der gleichen Tordifferenz gegen Irland gewonnen hätte, aber ein Tor mehr erzielt als die Italiener. Und bei einem 1:1 zwischen Spanien und Kroatien und einem gleichzeitigen 3:1-Sieg der Italiener gegen Irland, hätte der UEFA-Koefizient den Ausschlag zugunsten der Italiener gegeben, weil die in der FIFA-Weltrangliste vor den Kroaten plaziert sind.

Hat das jetzt jemand verstanden? Nein? Dauerquassler Bela Redviel im Fernsehen auch nicht, und so kam es, dass er noch mehr Blödsinn gelabert hat als sonst, für den er aber in diesem Fall ausnahmsweise noch nicht einmal etwas konnte, denn wenn man nach jedem gefallenen Tor den Rechenschieber bemühen muss, läuft irgendwas heftig aus dem Ruder.
Dass bei Punktegleichheit der direkte Vergleich höher bewertet wird als das Torverhältnis, lasse ich mir ja noch gefallen, und das macht sogar durchaus Sinn.
Aber danach sollte man doch bitteschön in die Tabelle schauen können, statt ein Fernstudium in höherer Mathematik abschließen zu müssen.

Was die UEFA-Oberen sich hier neu ausgedacht haben, ist definitiv der mit Abstand größte Schwachsinn, seitdem das "passive Abseits" eingeführt wurde!

Autor:

Walter Demtröder aus Witten

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